Beginnt die Ära eines neuen Seriensiegers? Beim Rennsteig-Marathon 2014 werden die Karten neu gemischt. Denn der Vorjahreserste Marcel Bräutigam zieht einen Start auf der Halbmarathonstrecke vor und macht den Weg frei für einen neuen Titelträger. Doch der dürfte auch diesmal vom gastgebenden Rennsteiglaufverein kommen. Bei den Frauen wird das Rennen dagegen so spannend wie selten zuvor.
Seit 2007 gingen alle Gesamtsiege über die 43,5 Kilometer von Neuhaus nach Schmiedefeld auf das Konto dreier Thüringer Läufer. In diesem Jahr wird sich erstmals ein neuer Name in die Siegerlisten eintragen. Und die klare Favoritenrolle für den 17. Mai lastet auf den Schultern von Christian König (GutsMuths-Rennsteiglaufverein). Der 26-Jährige hatte jüngst beim Kassel-Marathon mit 2:18:17 Stunden ein herausragendes Rennen gezeigt und sich in die Top 10 der ewigen Thüringer Bestenliste geschoben. Zwar wird er gerade einmal zwei Wochen nach diesem Coup nicht in Top-Form an den Start in Neuhaus gehen können. Dennoch plant er einen Angriff auf den Streckenrekord von 2:36:32 Stunden, wie er Laufszene Thüringen verriet (mehr dazu morgen im Interview). Dem Sieg jedenfalls dürfte ihm nach aktuellem Meldestand kaum jemand streitig machen. Die größten Chancen hat Marcel Knape (USV Erfurt), der Vorjahrsgewinner des Halbmarathons. Er hat in dieser Saison bereits den Leipzig-Halbmarathon für sich entschieden (1:11:05 Stunden).
Der Kampf um Rang drei geht in diesem Jahr nur über den M40-Starter Heiko Ludewig (LTV Erfurt), der 2013 bei seinem Rennsteig-Debüt als Fünfter einlief und eine Marathonbestzeit von 2:28:47 Stunden vorzuweisen hat. Im erweiterten Spitzenfeld befinden sich mit dem Lange-Bahn-Lauf-Sieger Frank Wagner (Rennsteiglaufverein) und Karl Hempel (Saalfelder LV) zwei rennsteigerfahrene Thüringer, die sich im Frühjahr bereits bei Straßen-Halbmarathons in Freiburg und Frankfurt stark in Szene gesetzt haben (1:15:05 bzw. 1:16:10 Stunden). In ihrem Bereich sollte auch Seniorenläufer Holger Zander von der LB Schwarzenberg aus Sachsen unterwegs sein.
Hoffnungen machen auf einen Platz unter den Top 10 dürfen sich daneben der Überraschungssieger des Ilmenauer Osterlaufs, Oliver Stengel (Uni Gießen), sowie Frank Merrbach aus Friedrichroda und René Große vom SV Glückauf Sondershausen.
Alles andere als klar ist dagegen die Favoritenrolle in der Frauenkonkurrenz. Hier tritt Vorjahressiegerin Anne Berthold vom LAC Erdgas Chemnitz die Mission Titelverteidigung an. Damals hatte sie bei ihrem Marathondebüt gleich triumphiert und in 3:09:37 Stunden die schnellste Zeit seit zehn Jahren hingelegt. In ihrem Sog lief Lokalmatadorin Anna Herzberg (KS-Sportsworld) mit einer Minute Rückstand Rennsteig-Bestzeit und kam zum dritten Mal in Folge aufs Treppchen. Auch Herzberg steht erneut am Start und kann die bessere Halbmarathonzeit aus der Vorbereitung vorweisen (1:24:07 Stunden vs. 1:27:04 Stunden). Ob sich ihr Traum vom Rennsteig-Sieg diesmal erfüllt? Das wird gleich von drei weiteren Läuferinnen abhängen, denn selten war die Frauenkonkurrenz so spannend wie in diesem Jahr.
Die dreimalige Halbmarathon-Siegerin Stefanie Rexhäuser ist gemeldet und hat bereits bei der DM Halbmarathon in Freiburg mit 1:22:09 Stunden eine starke Form bewiesen. Allerdings steht offenbar wegen einer Verletzung noch ein Fragezeichen hinter ihrer Teilnahme. Die 2012-Siegerin Kristin Hempel geht ebenfalls an den Start, ihr steckt aber der Sieg beim Oberelbe-Marathon Ende April noch in den Knochen. Mit Spannung erwartet wird zudem das Marathon-Debüt der Berglauf-Spezialistin Nicole Kruhme (Rennsteiglaufverein), die im Vorjahr den Halbmarathon für sich entschied und mit Platz 17 bei der Deutschen Halbmarathonmeisterschaft (1:20:18 Stunden) die stärkste Vorleistung mitbringt.
Zum erweiterten Spitzenfeld gehören in diesem Jahr auch Bianca Josten aus Jena, die kürzlich den erstmals ausgetragenen Bleiloch-Ultra über 46 Kilometer souverän gewann, sowie Christina Pahn (Arnstadt), Siegerin des Bergwerk-Marathons in Merkers.
Überraschungen sind aber auch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen, denn Meldungen sind noch bis zum Marathontag möglich. Bislang haben sich 2834 Läufer in die Startlisten eingetragen (Stand: 6. Mai), darunter auch der frühere 800-Meter-Olympiasieger Nils Schumann.
Am Rande der Marathonstrecke soll es zu umfangreicheren Sperrungen als in den Vorjahren kommen. Deshalb sollten Teilnehmer genügend Zeit für die Anreise planen. Der Veranstalter will im Vorfeld per Newsletter und auf seiner Webseite über Details informieren.