Zum ersten Mal auf der 100 Kilometer-Strecke am Start und bei der Premiere gleich ganz oben auf dem Podest – sowohl Adrian Panse bei den Männern als auch der Frauensiegerin Nadja Koch gelang das beim 16. Thüringen ULTRA am 7. Juli in Fröttstädt. Der 33-jährige Läufer vom USV Erfurt gewann in starken 8:25:24 Stunden. Schneller waren bislang nur Frank Rothe, Matthew Lynas und Marcus Baldauf, der mit 7:55:46 Stunden seit 2013 den Streckenrekord hält. Nadja Koch vom SCC Scharmede lief in 9:39:32 Stunden die zweitschnellste, jemals bei den Frauen gelaufene, Zeit (Streckenrekord von Elke Musial aus dem Jahr 2011: 09:26:20 Stunden).
Mit 16 Jahren war Adrian Panse beim 1. Thüringen ULTRA mit einer Mix-Staffel des USV Erfurt zum ersten Mal dabei. Mit dem Team kam er bei der Premiere auf den 6. Platz. In den Folgejahren gewann er insgesamt neunmal mit verschiedenen Staffelpartnern u.a. dreimal mit seinem Vater Jens die 2×50 Kilometer-Staffel. In diesem Jahr fand sich kein Partner im Verein, so dass er sich kurzfristig entschloss, erstmals allein die gesamte Strecke in Angriff zu nehmen.
Dabei ließ er es zunächst etwas ruhiger angehen und ordnete sich nach dem Start hinter dem Sieger von 2019 Marcel Leuze (Ultralaufteam Braunschweig) und dem Jenaer Johannes Fritsch ein, wobei er die beiden beim Anstieg hinauf zum Rennsteig immer im Blick hatte. An der Ruhlaer Skihütte zog er vorbei und lief bis Kilometer 54 in Floh-Seligenthal einen Vorsprung von 15 Minuten auf die Verfolger, zu denen sich zwischenzeitlich noch Julian Sinke gesellt hatte, heraus. Bei Kilometer 81 in Friedrichroda hatte er 18 Minuten Vorsprung auf den Leipziger, der die übrige Konkurrenz inzwischen weit hinter sich gelassen hatte. Die letzten 20 Kilometer in der Mittagssonne wurden für beide hart.
Panse, der bislang nur einen 74 Kilometer-Supermarathon im letzten Jahr auf dem Rennsteig gefinisht hatte, kämpfte sich ins Ziel nach Fröttstädt und war froh als Führender mit Robert Clemens einen ortskundigen Radbegleiter an seiner Seite zu haben. „Auf den letzten Kilometern hatte ich nur noch den Wunsch, mich im Ziel hinlegen zu können.“ Ein paar Minuten von seinem Vorsprung büßte er noch ein, aber am Ende war er rund 15 Minuten schneller als Frank Rothe bei seinem Vorjahressieg. „Ich hatte mir einen Schnitt von rund 5 Minuten pro Kilometer und eine mögliche Zielzeit von 8:30 Stunden ausgerechnet, was genau aufging“, freute sich der Sieger. Auch Julian Sinke war mit seiner Premiere beim Thüringen Ultra sehr zufrieden. Über Rang 3 jubelte der aus Neudietendorf stammende Allgäuer Felix Wiegand, der in 9:07:04 Stunden fast drei Stunden schneller als bei seinem Ultra-Debüt im Vorjahr war. Vierter wurde Florian Gräf (9:18:20 Stunden), der gebürtige Lobensteiner Leuze lief knapp dahinter in 9:19:21 Stunden als Fünfter über die Ziellinie.
Die beiden Erstplatzierten erreichten auch noch vor der schnellsten Männerstaffel „SVS 4-er Kette“ das Ziel. Eine Stunde später mit Rennsteigmarathonsieger Samsom Tesfazghi Hayalu gestartet, gelang es den Sömmerdaern nicht, die beiden einzuholen. In 7:44:54 Stunden gewannen sie aber das Staffelrennen souverän. Die Grün-Weiße Rasselbande vom DHfK Leipzig folgte als Sieger in der Kategorie Mix nach 8:06:28 Stunden. Das schnellste Zweier-Team stellten die gastgebenden Fröttstädter mit Khalid Karimi und Robert Specht. Karimi hatte am Morgen den Start verschlafen. Da er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sportplatz wohnte, konnte er aber noch geweckt werden. Beate Ernst sorgte mit Schwiegertochter Lena Petermann für einen weiteren Gastgebererfolg bei den Frauenteams.
Im Fraueneinzel über 100 Kilometer lief Nadja Koch ein ungefährdetes Rennen und hatte am Ende mehr als eine Stunde Vorsprung auf Vorjahressiegerin Nina Blisse von der LG Mauerweg Berlin, der es aber in 10:49:40 Stunden noch gelang, ihre Vorjahressiegerzeit knapp zu unterbieten. Die Plätze 3 und 4 gingen ebenfalls nach Berlin. Nina Ropertz (11:00:23 Stunden) und Antje Matthiesen (11:02:40 Stunden) erreichten kurz hintereinander das Ziel auf dem Sportplatz in Fröttstädt. Wie die meisten Finisher hatten sie bereits unterwegs ausgiebig „geduscht“. Am frühen Nachmittag war ein schweres Gewitter auf die Teilnehmer, die sich zumeist zwischen Finsterbergen und dem Ziel auf der Strecke befanden, hereingeprasselt. „Ich konnte die Hand nicht mehr vor Augen sehen, so stark war der Regen“, berichtete Frank Becker, der sich als Sieger der AK60 nach 11:44:44 Stunden seinen siebten Stern erkämpfte.
Sechs Läufer waren bei allen 16 Thüringen Ultra Läufen dabei. Peter Flock (Lauffeuer Fröttstädt), Gunar Schorcht (USV Erfurt), Sven-Eric Häger (KNWB Niederlande), Sven Franke (Brockenlaufverein Ilsenburg), Mike Barthel (Kyffhäuser Ultra) und Detlev Förkel erreichten auch diesmal wieder das Ziel und holten sich ihren 16. Stern.
Insgesamt waren 195 Einzelläufer am Start. Nur zehn von ihnen mussten das Rennen vorzeitig beenden. Alle 39 gestarteten Frauen erreichten das Ziel. Claudia Cavaleiro überquerte nach 17:47:23 Stunden zusammen mit ihrem Mann Peer kurz vor 22 Uhr die Ziellinie. Vereinschef Gunter Rothe freute sich über eine gelungene 16. Auflage, die der 72-köpfige Verein mit Unterstützung von vielen Helfern an der Strecke wieder schulterte. Einige fehlten in diesem Jahr bedingt durch die Schulferien. „Es ist zudem nicht einfach, bei den gestiegenen Kosten für viele Leistungen, dieses Niveau zu halten.“
Bei keinem Ultralauf in Deutschland gibt es eine solche erstklassige Verpflegung im Abstand von 5 Kilometern. Bis 22 Uhr ist das Ziel geöffnet und jeder Teilnehmer erhält ein Finshershirt, dass in der Startgebühr von 70 Euro enthalten ist. „Das Preis-Leistungsverhältnis ist sensationell“, bestätigen immer wieder Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem Ausland. Dazu kommt die einzigartige Atmosphäre auf dem Zielgelände. Die soll es auch weiterhin geben. Im nächsten Jahr lädt Lauffeuer Fröttstädt am 5. Juli zum 17. Thüringen Ultra ein.
(redaktionell bearbeitet 10.07.2024)
Lieber Jens,
einen tollen Artikel hast Du geschrieben!!!
Aber Du tust Sebastian Schmidt (Startnummer 193) unrecht! Nicht „Andreas Gutterau zeigte sich als Gentleman und ließ Frauensiegerin Nadja Koch den Vortritt beim Zieleinlauf“, sondern er.
Natürlich hätte Andreas sich ebenfalls als Kavalier gezeigt, aber er kam halt laut sportident erst knapp 10 Minuten nach der Siegerin ins Ziel.
ThüringenUltra – war immer schön
Uli
Ein sehr schöner Artikel. Nur eine kleine Anmerkung: der Drittplazierte Felix Wiegand stammt nicht wie behauptet aus Floh-Seligenthal, sondern aus Neudietendorf.
Besten Dank für den Hinweis. Da habe ich was durcheinander gebracht. Werden wir natürlich korrigieren.
Lieber Uli,
schön von dir zu hören. Freue mich, dass aufmerksam mitgelesen wird und werde den Hinweis natürlich aufnehmen. Bei der Recherche für den Artikel habe ich mal meine 16 Jahre TU Revue passieren lassen. Die 4 Sterne und 3 Staffelsiege mit meinem Sohn gehören für mich zu den schönsten Erlebnissen in meiner Läuferkarriere. Fröttstädt war und ist immer etwas Besonderes.
Herzliche Grüße aus Erfurt
Jens