Eigentlich könnte die Vorschau für die Männer beim Supermarathon nur aus einem Namen bestehen – Christian Seiler vom Rennsteiglaufverein. Insgesamt acht mal hat er den Rennsteiglauf gewonnen, davon die letzten beiden Jahre den Supermarathon. Im Jahr 2012 hatte er dabei den Streckenrekord um fünf Minuten auf 5:10:20 h verbessert und im vergangenen Jahr diesen neuen Rekord nur um fünf Sekunden verpasst. Jedes mal ließ er die Zweitplatzierten etwa eine Viertelstunde hinter sich.
Im Gegensatz zu den Vorjahren hat er 2014 lange Vorbereitungswettkämpfe bestritten. Den Bleilochultra über 46 km gewann er Mitte April in 3:11:38 h mit zehn Minuten Vorsprung und beim Hannover-Marathon lief er zwei Wochen später 2:33:10 h. Es ist niemand zu erkennen, der ihm bei normalem Rennverlauf auf dem Rennsteig gefährden könnte. Vielmehr stellt sich die Frage, ob und wie weit er den Streckenrekord in Richtung 5 Stunden drücken kann.
Der Zweite der beiden Vorjahre, Carsten Stegner aus Nürnberg, zeigte in den vergangenen Wochen mit Platz 4 beim Ultra in Mnisek pod Brdy und Platz 6 beim Trail du Petit Ballon, die beide zum Europacup der Ultramarathons gehören, seinen guten Vorbereitungsstand. Beim gestrigen Pressegespräch informierte Gesamtleiter Marcus Clauder jedoch darüber, dass der Europacup-Gewinner des Vorjahres wegen einer Erkrankung seinen Start beim Rennsteiglauf absagen musste.
René Strosny, ein für Darmstadt startender erfahrener Ultraläufer, der im Jahr 2010 den Supermarathon in 5:37 h gelaufen ist, hat nach einigen Jahren Rennsteig-Abstinenz 2014 wieder gemeldet. Mit Platz 2 bei der Harzquerung bewies er, dass er in diesem Jahr gut in Form ist. Dagegen wird Markus Baldauf, der Vorjahresfünfte, trotz eines klaren Sieges beim Kyffhäuser-Marathon nicht am Start sein. Er fühlt sich nach eigenen Worten nicht fit und visiert als nächstes Ziel die 100 km von Biel an.
Wieder dabei ist jedoch ein weiterer alter Bekannter. Der Brite Matthew Lynas lebte einige Jahre in Thüringen, bevor er nach Norwegen zog. Im letzten Jahr belegte der 100-km-Spezialist Platz 6 beim Supermarathon, nachdem er lange mit Seiler in der Spitzengruppe gelaufen war. In diesem Jahr steht noch kein Ultra in seiner Statistik.
Schwieriger als bei den Männern ist die Vorschau bei den Frauen. Hier gab es in den letzten Jahren häufig Überraschungssiegerinnen, die sich teils erst unmittelbar vor dem Wettkampf anmeldeten. Gemeldet ist bereits die Vorjahresdritte Karin Kern aus Tübingen. In diesem Jahr gewann sie bereits die Frauenwertung bei den 50 km Landschaftslauf in Mnisek pod Brdy mit einer dreiviertel Stunde Vorsprung in 3:50:01 – ein Indiz, dass sie gut in Form ist.
Die erfolgreichste Thüringer Ultraläuferin des lezten Jahres, Heike Bergmann aus Zeulenroda, wird auch wieder am Start sein wird. Für die Spartathlondritte des Jahres 2013 sind die 72,7 km jedoch eher eine Kurzstrecke. Da sie in der Folgewoche über 135 Meilen von Birmingham nach London laufen will, wird ihr diesjähriger Supermarathon nur ein Trainingslauf im kontrollierten Tempo werden.
Anna Langhinrichs aus Berlin hat Platz 3 beim Kyffhäuser-Marathon und Platz 4 bei der Harzquerung, ihrem ersten Ultra, belegt. Dagegen ist Antje Müller aus Rötha eine erfahrene Ultraläuferin, die am Kyffhäuser Platz 2 belegte. Beide sind für den Supermarathon gemeldet und wenn sie auch kaum um den Sieg laufen werden, haben sie doch das Potential für vordere Plätze.
Noch nicht gemeldet hat Barbara Drews aus Brakel. Mit Siegen bei der Harzquerung, wo sie 20 Minuten Vorsprung vor der Zweiten hatte, und beim Trail du Petit Ballon im Elsaß machte sie bei zwei Läufen mit Rennsteigbezug auf sich aufmerksam. Im Elsaß ließ sie die Vorjahressiegerin des Rennsteiglaufs Branka Hajek, die dieses Jahr auch noch nicht gemeldet hat, klar hinter sich.
Susanne Trefflich aus Ichtershausen wird sicher nicht im Vorderfeld laufen. Aber ihr Name soll in diesem Jahr für die Mehrheit der 2137 Läufer auf der langen Strecke stehen, für die das erfolgreiche Finish der Erfolg sein wird.