Mit aktuell 2040 gemeldeten Teilnehmern bewegt sich der Supermarathon als drittgrößter Ultralauf Europas zwar leicht unter den Meldezahlen der letzten beiden Jahre. Da aber eine Nachmeldung möglich ist, sollte die Marke von 2000 Startern auch in diesem Jahr wieder erreicht werden. Darunter finden sich auch erneut eine größere Anzahl von Favoriten, welche die aufgrund einer Streckenänderung an der Schmücke nun offiziell 73,9 km lange Strecke mit einem Blick auf das Sieger-Podest (oder gar den Streckenrekord) am Samstagmorgen angehen werden.
Der Titelverteidiger Frank Merrbach (LG Nord Berlin) wird auch in diesem Jahr einer der klaren Anwärter auf das Siegertreppchen sein. Der frischgebackene deutsche Meister über 50 km und Sieger der Harzquerung kennt die Strecke aus dem Effeff und konnte sich bei seinem Erfolg 2017 um exakt elf Minuten im Vergleich zu seinem vierten Platz 2016 steigern. Herausfordernde Konkurrenz bekommt er durch den Sieger von 2016, Marc Schulze aus Dresden. Mit dem Triumph vor wenigen Wochen beim Oberelbemarathon zeigte Schulze ganz klar, dass sich der 33-Jährige auch trotz des offiziellen Karriereendes im letzten Jahr noch in blendender Verfassung befindet. Allerdings hat es Schulze sowie es Merrbach bei der Mission Titelverteidigung mit keinem Geringeren als Florian Neuschwander zu tun. Der bekannte Trail- und Ultra-Läufer (Neuntplatzierter der 100 km Weltmeisterschaft in Winschoten 2016 und Vize-Weltmeister im Ultra Trail 2013) nutzt den Rennsteiglauf zur Vorbereitung auf den im Juni stattfindenden legendären „Western States“ in Kalifornien/USA. Hier wird der 36-Jährige sein erstes 100-Meilen-Rennen in Angriff nehmen. Ob Neuschwander nach den zwei gescheiterten Angriffen von Marc Schulze in 2016 und 2017 den Streckenrekord (4:50:55 Stunden) von Rennsteig-König Christian Seiler aus dem Jahr 2014 knacken kann, bleibt abzuwarten. Er selbst schreibt dazu auf seiner Facebook-Seite, dass er den Supermarathon aus dem Training heraus laufen will und keine Rekordjagd anpeilt.
Ein Kandidat für die Top 6 ist in diesem Jahr auch der diesjährige Bleiloch-Ultra-Sieger Frank Rothe (Sport Schart Speedy’s). Als Gutes Omen könnte dabei gedeutet werden, dass bereits 2016 (Christian Seiler) und 2017 (Frank Merrbach) der Sieger des Bleilochlaufs wenige Wochen später auch den Supermarathon gewann. Zudem zeigte sich der Vorjahreselfte zuletzt mit dem Solo beim Schiller-Staffellauf in beeindruckender Form. In 7:30:34 Stunden lief er alle sieben Etappen (90,5 km) am Stück im Alleingang.
Mit Spannung wird auch der Start von Steffen Justus (FHSM Potsdam), Triathlon-Vize-Weltmeister von 2010, erwartet. Der gebürtige Jenaer wird nach dem zweiten Platz im Vorjahr beim Rennsteig-Halbmarathon erstmals auf der Königsdistanz starten. Nach seinem Profi-Karriere Ende 2016 läuft der 36-Jährige „nur noch aus Spaß“, wie er sagt. Welche Zielzeit für ihn damit schlussendlich beim Supermarathon herausspringt und ob er das Tempo der anderen Spitzenläufer mitgehen wird, bleibt abzuwarten.
Als stärkster Debütant ist womöglich Felix Dreisow zu nennen. Er konnte mit einer starken Marathonzeit von 2:33:47 bei der diesjährigen DM in Düsseldorf auf sich aufmerksam machen. Wie er diese Marathonzeit erstmals auf eine Ultra-Distanz umsetzen kann, bleibt abzuwarten. Bei einem für ihn optimalen Rennverlauf könnte auch er eine Top-Platzierung erzielen.
Mit dabei ist auch Stefan Wilsdorf aus Rudolstadt. Als aktueller Deutscher Vizemeister im 24-Stunden-Lauf sollte ihm die Streckenlänge keine Probleme bereiten. Allerdings fehlt dem Thüringer Läufer des Jahres 2017 offenbar die Schnelligkeit, um auf der „Kurzstrecke“ ganz vorn mitzulaufen In den letzten Jahren finishte er den Rennsteiglauf immer um Platz 20 herum.
In der Damenkonkurrenz richten sich in diesem Jahr wohl wieder alle Augen auf Daniela Oemus. Nachdem Sie im Vorjahr auf Platz zwei beim Rennsteig-Marathon lief, wird sie in diesem Jahr wieder als Top-Favoritin beim Supermarathon vertreten sein. Mit dem Sieg vor wenigen Wochen beim Oberelbemarathon in 2:55:29 Stunden und beim Bleiloch-Ultra ist der 29-Jährigen auch in diesem Jahr ein erneuter Angriff auf ihren 2016 bei ihrem Debüt aufgestellten Streckenrekord von 5:55:37 Stunden zuzutrauen. Im Vorjahr sorgte sie unter anderem mit Streckenrekorden beim Keufelskopf-Ultra, Zugspitz Supertrail und Südtirol Skyrace auch auf internationaler Bühne für Furore und ist im Ultralauf bislang ungeschlagen.
Starke Konkurrenz hat die amtierende Streckenrekordlerin vor allem mit Annika Krull (Hamburger Laufladen), Siegerin des Rennsteig-Marathon 2016 in 3:08:55 Stunden. Dass die 30-Jährige wie Oemus über eine beeindruckende Ausdauer verfügt, zeigte nicht zuletzt der 6. Platz (10:24:21 Stunden) in ihrer Altersklasse bei der Ironman Triathlon-Weltmeisterschaft auf Hawaii im Oktober 2017.
Mit der erfahrenen Ultraläuferin Basilia Förster (Gore Wear XC-Run.de) steht auch wieder die Vorjahreszweite in der Startliste und gilt ebenfalls als klare Kandidatin für das Podium. Ebenfalls gemeldet hat Marita Wahl (VS Blankenfelde), die sich als Zweitplatzierte von 2016 und aktuelle Siegerin der Harzquerung berechtigte Hoffnungen auf eine Top-Platzierung machen kann. Sie hält ebenfalls die Streckenrekorde des Rennsteig-Etappenlaufes in beide Richtungen, kennt also jeden Stein auf dem Rennsteig. Noch nicht in den Startlisten zu finden ist hingegen die Titelverteidigerin Melanie Albrecht (Team Salomon GER).
Wie jedes Jahr gilt natürlich bei unserer Vorschau, dass das Endresultat aus verschiedenen Gründen auch komplett anders aussehen kann. Manche Athleten nutzen die Chance der Nachmeldung und oftmals werden Rennverläufe auf den letzten Streckenabschnitt komplett auf den Kopf gestellt.
Laufszene Thüringen wünscht natürlich jedem der etwa 2000 Läufer, die sich am Samstag um 6 Uhr von Eisenach auf den langen Weg über den Rennsteig nach Schmiedefeld machen, einen gutes Durchkommen und einen unvergesslichen Zieleinlauf im schönsten Ziel der Welt. Ein Dank gilt meinen Mitautoren von Laufszene Thüringen für die Unterstützung beim Sammeln der Informationen. Besonders Tobias Henkel, Fünftplatzierter aus 2016 und dieses Jahr leider nicht am Start, hat an diesem Artikel einen großen Anteil. Gerne kann die Kommenarfunktion unter dem Artikel genutzt werden, um weitere Kandidaten ins Rennen zu werfen und die Vorschläge zu diskutieren.