Der Jahreswechsel ist immer der Zeitpunkt für Rück- und Ausblicke. An dieser Stelle soll daher ein Überblick über die Entwicklung der Thüringer Marathonlandschaft gegeben werden.
Bis kurz vor dem Start des Rennsteiglaufes war für 2011 wieder ein deutlicher Rückgang der Starterzahlen beim Marathon zu erwarten. Doch wie beim Supermarathon überraschte die Zahl der Nachmeldungen die Veranstalter. Mit 2812 Läufern kamen dadurch 2011 fast so viele Sportler ins Marathonziel wie im Jahr zuvor. Nicht ausgeglichen wurde jedoch der Rückgang von über 10 % der Marathonläufer gegenüber 2009.
Dabei dürfen stabile Starterzahlen bei Marathonveranstaltungen schon als Erfolg gelten. Deutschlandweit büßen nach einer Analyse von Laufreport.de alle Marathons zusammen jedes Jahr ca. 5 % der Teilnehmer ein. Ausnahmen bilden oft nur Läufe, die ein Jubiläum begehen. So hatte 2010 der München-Marathon bei seinem 25. Jubiläum 6404 Zieleinläufe und damit rund 1000 mehr als im Jahr zuvor gezählt. 2011 kamen dann nur noch 4773 Läufer ins Ziel. Der Frankfurt-Marathon, der als einer der wenigen Marathons seit Jahren wächst, erlebte 2011 bei seinem 30.Geburtstag mit 12.437 Finishern ein gewaltiges Plus von fast 3000 Läufern. Über 2000 Marathon-Anmeldungen schon 5 Monate vor dem 40. Rennsteiglauf am 12. Mai 2012 lassen auch hier einen Geburtstagsbonus erwarten.
Der allgemeine Trend der Teilnehmerzahlen bei deutschen Marathons ist jedoch auch ein deutlicher Hinweis, stets neu zu überlegen, wie man die Attraktivität des größten Marathons in Thüringen erhalten und ausbauen kann. Konkurrenten für den Rennsteiglauf sind dabei nicht nur die Stadtmarathons sondern verstärkt auch die Bergmarathons im Alpenraum, die auch mit einer beeindruckender Naturkulisse aufwarten können.
Beim Einlauf der Frauen beim Rennsteigmarathon ließ sich Anja Jacob vom VSC Klingental – bei Abwesenheit der Seriensiegerin Diana Lehmann -den Sieg nicht nehmen und erreichte mit einem Vorsprung von elf Minuten nach 3:23:44 Stunden das Ziel. Bei den Männern wollte der Vorjahressieger Alexander Fritsch (LSV Lok Arnstadt) unbedingt seinen Titel verteidigen. Vom Start weg ging er in Führung und gab diese in den 2:40:24 Stunden bis Schmiedefeld nicht wieder ab.
Nur etwa mehr als ein Zehntel der Finisher beim Rennsteiglauf hat der zweitgrößte Marathons Thüringens. Teilnehmerzahlen sind beim Untertage-Marathon im Brügmann-Schacht in Sondershausen jedoch nur begrenzt aussagefähig, da es ein immer frühzeitig erreichtes Meldelimit von 400 Läufern gibt. Die Zahl der 311 Finisher beim 10. Untertage-Marathon 2011 war daher vor allem davon abhängig, wie viele Läufer die Ausstiegsmöglichkeit nach dem Halbmarathon oder nach 31 km nutzen. Auch deshalb hatte im vergangenen Jahr der veranstaltende SC Impuls Erfurt neben dem Marathon und dem Kristalllauf über 10 km auch einen Halbmarathon unter Tage ins Programm genommen. Im Jahr 2012 erscheint er jedoch nicht mehr im Laufkalender.
Den Marathon gewann Karol Grunenberg vom Bunert Running Team in 03:02:44 Stunden mit einem Vorsprung von 24 Minuten. Bei den Frauen blieb nur Tanja Neumann von der BSG Sparkasse Ulm in 03:54:55 Stunden unter der 4 Stunden-Grenze. Die Zeiten sind ein Indiz, wie schwer dieser bergige Lauf in warmer Luft unter Tage ist. Früher als üblich wird es bereits am 17. November 2012 die 11. Auflage diese Marathons geben.
Eine Art kleines Jubiläum wird auch der Kyffhäuser-Berglauf am 14. April 2012 erleben. Dann gehen die Läufer dort zum 10. Mal an den Start auf die Marathonstrecke. Der Lauf selbst ist deutlich älter und begeht sein 34. Jubiläum. Bis 2002 war der Hauptlauf 36 km lang. Mit 245 Finishern verlor der Marathon im 2011 gegenüber dem Vorjahr ca. 25 % seiner Läufer. Allerdings schwanke die Zahl der Marathonläufer auch in den vergangenen Jahren ähnlich stark. Zwei Läufer kamen auf der Bergstrecken nach unter drei Stunden ins Ziel. Sieger wurde Ronald Speer LG exa Leipzig in 2:59:11 Stunden. Bei den Frauen gewann Birgit Schwartz-Reinken vom TV Meckelfeld in 3:20:53 Stunden.
Zu den wenige Marathons in Thüringen und Deutschland die steigende Läuferzahlen vermelden können, gehört mit dem Kristallmarathon von Merkers ein weiterer Marathon in einem Salzbergwerk, wo es am 26. Februar 2012 wieder die Möglichkeit gibt, unbelastet vom Winterwetter einen Marathon zu laufen. Insgesamt 136 Marathonläufer unternahmen dies im letzten Jahr. Im letzten Jahr blieben drei Läufer unter 3 Stunden. Markus Baldauf aus Brotterode gewann mit 2:55:38. Annette Geiken von der LG RWE Power wurde Siegerin bei den Frauen in 3:25:50 Stunden.
Deutschlandweit ist als Tendenz zu beobachten, dass bei Marathonveranstaltungen die auch einen Halbmarathon anbieten, die Zugewinne auf der kürzeren Strecke zu Lasten des Marathons gehen. Ähnliches geschah in Altenburg, wo der namensgebende Skatstadtmarathon nicht vom Teilnehmerrekord der Gesamtveranstaltung profitieren konnte. Gegenüber dem Vorjahr büßte 2011 der Marathon ein Viertel der Läufer ein, so dass nur noch 92 das Marathonziel erreichten. Man darf gespannt sein, ob es am 9. Juni 2012 mehr Marathonläufer werden. Sieger 2011 waren Steven Michael von der LG Exa Leipzig 02:49:51 Stunden und Silvia Schmied aus Halle in 03:28:52 Stunden.
In den letzten Jahren hat auch der Elstertal-Marathon in Gera kontinuierlich an Marathonläufern verloren. Kamen 2007 noch 138 Läufer ins Ziel, waren es 2011 nur noch 61, darunter drei Frauen. Wie 2010 gewann auch 2011 Nico Jahreis von SV Fortuna Gefell/Team Spk. (02:50:47 Stunden). Bei den Frauen siegte Kristin Eisenacher vom USV Erfurt in 03:18:32 Stunden. Am 21. Juli 2012 gibt es die nächste Auflage.
Der wohl schwerste Marathon über Tage in Thüringen ist der Saale-Rennsteig-Marathon von Uhlstädt nach Piesau, der am 30. September 2012 zum 5. mal gestartet wird. Mit 52 Läufern hatte er 2011 ähnlich viele Marathonläufer wie in den Jahren zuvor. Sieger bei den Herren wurde Steffen Burkhardt aus Erfurtin 03:32:33 Stunden, bei den Frauen gewann Nicole Kresse vom MTP Hersbruck in 03:56:56 Stunden. Vielleicht sollten die Veranstalter überlegen, mit einer Zusatzrunde um den Startort auch eine Ultrastrecke von ca. 50 km in das Programm zu nehmen. Da der Ultralaufkalender im Herbst nicht überfüllt ist, würde die lohnenswert schöne Strecke damit bestimmt neue Läufer anziehen. Für Interessenten am Supermarathon auf dem Rennsteig im Folgejahr könnte es zudem ein guter Zwischentest sein.
Eine Nebenstrecke ist der Marathon beim Pummpälzlauf, bei dem 2011 nur 16 Marathonläufer ins Ziel kamen. Am 3. Juni 2012 gibt es die nächste Möglichkeit dort einen Marathon zu laufen. Wer nur mal so einen Marathon ohne Wettkampfcharakter laufen will, kann dies zudem beim Obstweinmarathon am 28. April 2012 in Röttelmisch bei Jena tun.
Auch mangels geeigneter Strecken in Thüringen erzielen die Thüringer Läufer ihre Bestzeiten außerhalb des Freistaates. Die Thüringer Halbmarathon-Meisterin Carolin Gläser aus Apolda sorgte bei ihrem Marathon-Debüt in Würzburg für ein herausragendes Resultat. In 2:43:54 Stunden belegte sie dort den zweiten Platz und lag damit am Jahresende auf Rang 8 der deutschen Jahresbestenliste. Melanie Schulz von der LG Ohra Hörselgas kam mit ihrer in Düsseldorf gelaufen Zeit von 2:52:02 Stunden auf Platz 20 der Liste.
Auch auf Platz 20 der deutschen Jahresbestenliste im Marathon, allerdings bei den Herren, kam Stefan Hubert vom SV Sömmerda mit seiner am 8.Mai 2011 in Prag gelaufenen Marathonzeit von 2:24:09 Stunden. Beim Hamburg Marathon lief bei großer Hitze Christian Seiler als Gesamt-Sechster in 2:27:38 Stunden und schob sich damit auf Platz 31 der deutschen Jahresbestenliste.