Beim Kassel-Marathon lief Christian König (Rennsteiglaufverein) mit einer Zeit von 2:18:17 Stunden in die Top 10 der ewigen Thüringer Bestenliste. Hinter seinem Trainingspartner Marcel Bräutigam (2:17:53 Stunden) belegte er Platz sieben. Im Gespräch mit Laufszene Thüringen verrät der 26-Jährige die Hintergründe seines großen Leistungssprungs und erklärt, warum er sich nur zwei Wochen später schon wieder an die Startlinie eines Marathons stellen will. Beim Rennsteiglauf plant er einen Angriff auf die 13 Jahre alte Streckenbestzeit.
Christian, herzlichen Glückwunsch zur neuen Marathonbestzeit. Wie lief das Rennen für dich?
Sehr gut. Marcel und ich sind fast bis zum Ende gemeinsam gelaufen. Den Halbmarathon sind wir in 1:08:17 Minuten durchgegangen, eine Minute unter unserer Vorgabe. Das war okay, denn auf der ersten Hälfte ist die Strecke richtig schnell. Bis dahin war auch unser kenianischer Tempomacher mit dabei. Wir haben ihn dann überredet, uns noch bis Kilometer 30 zu helfen. Bei Kilometer 31 ist er schließlich raus. Und da kam der schwerste Streckenteil mit einigen Anstiegen bis Kilometer 36. Danach musste ich mehrmals kleine Lücken zu Marcel reißen lassen, konnte mich aber immer wieder herankämpfen. Bei Kilometer 39,5 habe ich dann Probleme bekommen und noch einige Zeit liegen lassen. Ich wäre natürlich gerne unter 2:18 Stunden geblieben.
Wäre das auf einer anderen Strecke drin gewesen?
Ich bin schon in Frankfurt, Hamburg und Berlin gelaufen. Und da ist Berlin mit Abstand die schnellste Strecke. Dort wäre es wahrscheinlich noch eine Minute schneller gegangen.
Deine letzten drei Marathons lagen konstant im Bereich 2:21 Stunden. In knapp sieben Monaten hast du dich jetzt um 2:33 Minuten verbessert. Woher der Leistungsschub?
Der erste Sprung kam schon vor dem Silvesterlauf in Bietigheim, das höhere Niveau hat sich dann durch die ganze Vorbereitung gezogen. Wir haben unsere aerobe Schwelle viel näher an die anaerobe Schwelle gebracht. Das heißt: Wir waren bei allen lockeren Dauerläufen deutlich schneller als bisher, nie langsamer als 3:45 Minuten pro Kilometer. Die Dauerlaufqualität war der Schlüssel. Das wir so schnell geworden sind, kam aber auch aus der Dynamik heraus, die das Laufen zu zweit mit sich bringt. Wir laufen vor allem auch unsere langen Läufe in hohem Tempo, das habe ich von meinem Vorbild Viktor Röthlin (aktueller Marathoneuropameister, Anm. d. Red.) gelernt.
Marcel hatte diesmal das bessere Ende für sich. Er war im Höhentrainingslager in Kenia, du nicht. War das entscheidend?
Ich weiß nicht, ob das ein großer Vorteil war. Im Rennen habe ich es nicht gemerkt. Marcel war in Kenia ja auch eine Woche krank. Meine Vorbereitung war nicht ganz optimal. Drei Wochen vor der Halbmarathon-DM konnte ich fünf Tage gar nicht laufen, dann eine Woche nur wenig. Direkt vor dem Halbmarathon in Freiburg habe ich dann wieder 150 Kilometer gemacht und wollte eigentlich gar nicht starten, um Kassel nicht zu gefährden. Aber mein Team hat mich doch überzeugt, und mit Silber in der Mannschaftswertung lief es ja super.
Nur zwei Wochen nach Kassel willst du am Rennsteig schon wieder Marathon laufen. Warum?
Marcel und ich wollen unseren Verein repräsentieren. Und ich habe einfach entschieden, dass ich das beim Marathon versuche. Zwei Marathons so kurz nacheinander sind natürlich die absolute Ausnahme. Und falls es nicht gehen sollte, steige ich aus. Ich muss ja niemanden etwas beweisen.
Aber du hast dir etwas vorgenommen…
Ich will schon Richtung Streckenrekord anlaufen. Allerdings wird das nicht leicht. Es geht bergauf und bergab, da kann man keine Zwischenzeiten vergleichen. Und ich trainiere ja ausschließlich auf flachen Strecken.
Legst du jetzt bis zum 17. Mai die Beine hoch?
Ich habe nach Kassel einen Tag frei gemacht und trainiere bis Donnerstag im 5-Minuten-Schnitt. Insgesamt werde ich diese Woche aber 120 Kilometer laufen, und nächste Woche noch mal 50.
Christian, vielen Dank für das Gespräch!