Zum Jahresende zeigten die Thüringer Laufasse Rico Schwarz, Christian König und Marcel Bräutigam beim stark besetzten Bietigheimer Silvesterlauf ihren guten Vorbereitungsstand auf die Laufsaison 2014. Das nahm Laufszene Thüringen zum Anlass, die Spitzenathleten zum Lauf zu befragen, sie auf das Jahr 2013 zurückblicken zu lassen und etwas über ihre sportlichen Ziele im neuen Jahr in Erfahrung zu bringen. Heute im Gespräch: Christian König
Was bewegte Dich, dieses Jahr zum Silvesterlauf nach Bietigheim zu gehen. Erfurt bietet auch einen gut besetzten Lauf am Silvestertag an?
Da ich im letzten Jahr in Erfurt gewinnen konnte und auch schon einmal 2010 gewann, wollte ich einen neuen Reiz. Bietigheim ist der zweitgrößte Silvesterlauf in Deutschland mit 20.000 Zuschauern an der Strecke. Zudem war es wichtig, sich nach acht Wochen Training in einem Feld mit vielen starken Läufern zu messen, um eine Standortbestimmung zu bekommen, wie das Training anschlägt.
Wie siehst du den Rennverlauf, wie waren die Bedingungen und die Atmosphäre in Bietigheim?
Die Atmosphäre war überwältigend! So etwas habe ich bis jetzt noch nicht erlebt. Als es bei Kilometer zehn richtig hart wurde, weil es noch einmal bergauf ging, habe ich mich an Fernsehbilder bei der Bergankunft der Tour de France erinnert – mit dem Unterschied, dass ich mittendrin war. Unglaublich!
Die Bedingungen am Start und während des Rennens waren nahezu perfekt. Das Rennen selber bin ich sehr verhalten angegangen, was sich später noch auszahlen sollte. Ich hatte mir vorgenommen im Bereich meiner 10-Kilometer-Bestzeit (30:47 min) anzulaufen. Das hielt ich für realistisch, ohne aber zu wissen, was mich für ein Streckenprofil erwartet. Bis Kilometer vier lief ich in einer großen Verfolgergruppe, und wir konnten schon Läufer einsammeln, die viel zu schnell losgelaufen waren. Dann ging ich in meiner Gruppe nach vorne, weil ich das Tempo als zu langsam empfand.
Ab dem vierten Kilometer bekam mein Rennen eine Eigendynamik, mit der ich nicht gerechnet hatte. Es bildete sich ein Abstand zwischen mir und der Gruppe. Plötzlich lief ich alleine. 25 Sekunden vor mir war Julian Flügel und noch ein Stück davor Rico. Die 5-Kilometer-Marke passierte ich nach 15:17 Minuten. Ohne weiter darüber nachzudenken blieb ich bei meinem Tempo, und nach 8,6 Kilometern hatte ich Julian Flügel (10-km-Betleistung 29:35 min) eingeholt, der deutlich zu schnell los gelaufen war.
Bei Kilometer zehn konnte ich bergauf eine kleine Lücke reißen und bis ins Ziel nach 11,1 Kilometern fünf Sekunden Vorsprung herauslaufen. Ich wusste aber selbst im Ziel nicht, auf welchem Platz ich war, weil das Rennen zu Beginn so unübersichtlich war, dass ich im weiteren Verlauf nicht einschätzen konnte, ob noch Läufer vor Rico waren. Erst als ich Rico fragte, wusste ich, dass ich den Podestplatz erreicht hatte.
Warst Du mit dem Lauf zum Jahresausklang zufrieden?
Mit dem Lauf selbst war ich sehr zufrieden. Das ging deutlich schneller als erwartet. Die zwei Runden sind mit 150 Höhenmetern unglaublich hart. Wenn man dann noch die 10-Kilometer-Marke schneller als Bestzeit passiert, ist das schon unglaublich. Am Ende war ich mit 33:52 Minuten nur fünf Sekunden langsamer als Rico im Vorjahr und vielleicht die Überraschung des Tages. Das gibt mir Hoffnung.
Wenn Du auf 2013 schaust, wie siehst Du den Verlauf rückblickend? Hast Du deine Leistungsziele erreicht, kannst Du mit der Entwicklung zufrieden sein?
Grundsätzlich war 2013 für mich aus sportlicher Sicht ein gutes Jahr. Ich war das ganze Jahr verletzungsfrei und konnte drei neue Bestzeiten aufstellen. Die Erste im Frühjahr beim Düsseldorf-Marathon (2:21:15 h). Damit hatte ich mein Ziel für das Frühjahr erreicht, mich zu stabilisieren und konstante Leistungen auf der Marathonstrecke abzurufen, nachdem ich 2012 in Frankfurt schon 2:21:25 Stunden gelaufen war.
Im September zur Thüringer Landesmeisterschaft in Worbis konnte ich dann das nächste Ziel realisieren, meine Unterdistanz zu verbessern und das erste Mal die 10 Kilometer unter 31 Minuten laufen. Die Deutschen Marathon-Meisterschaften in München waren das absolute Highlight des Jahres. Mit dem dritten Platz war ich zufrieden, allerdings hatte ich mir von der Endzeit mehr erhofft. Über das Jahr gesehen konnte ich meine Bestzeit im Marathon um 35 Sekunden verbessern. Es war noch nicht der Leistungssprung, den ich mir erhoffte. Ich denke, dass sich noch ein paar Sachen im Training optimieren lassen. In Bietigheim habe ich es bereits geschafft, den nächsten Schritt zu tun.
Lass uns einen Blick auf 2014 werfen. Was wünscht Du dir für das neue Jahr? Wie sind Deine sportlichen Ziele, was soll der Saisonhöhepunkt werden?
Ich hoffe, 2014 einen weiteren Schritt in Richtung nationale Spitze machen zu können. Auf der 10-Kilometer-Distanz soll es in Richtung 30-Minuten-Schallmauer gehen. Und das unabhängig vom Umfang, den ich während einer Marathonvorbereitung wegstecken muss. Anfang April steht als erster Höhepunkt die DM Halbmarathon in Freiburg auf dem Plan. Anfang Mai folgt der Kassel-Marathon, bei dem ich aber eher noch einmal minimale Veränderungen im Training testen will, ohne großen Druck zu haben, damit bis zum Berlin-Marathon im Herbst alles passt. Die Strecke in Kassel hat zu viele Höhenmeter, um dort schon eine Top-Zeit laufen zu können. Absoluter Saisonhöhepunkt soll im September der Berlin-Marathon sein. Dort will ich versuchen in Richtung 2:18 Stunden zu laufen.
Wirst Du in der Halle starten?
Ursprünglich hatte ich einen Start über 3000 Meter beim TLV-Hallensportfest geplant. Allerdings ist der Abstand zum Bietigheimer Silvesterlauf zu kurz, daher verzichte ich darauf. Die Thüringer Landesmeisterschaft über 3000 Meter passt auch nicht in den Plan. Gerade für einen Marathonläufer ist ein geregelter Trainingszyklus sehr wichtig, so dass nur wenige Wettkämpfe passen. Es geht ja schon bald wieder richtig los.
Du planst auch eine Teilnahme am Rennsteiglauf?
Nach dem Kassel-Marathon ist erst einmal Erholung wichtig. Ich werde – aber ohne große Ambitionen – beim Rennsteiglauf auf der Halbmarathon-Distanz starten, da ich sonst aufgrund des engen Terminplans den Formaufbau für den Berlin-Marathon gefährden würde.
Wird es im neuen Jahr größere Veränderungen bei Dir geben, vielleicht andere Trainings- oder Wettkampfschwerpunkte, private Veränderungen?
Ich hatte die letzten Jahre die Möglichkeit, mein Training anzupassen und zu verbessern. Es passt soweit alles ganz gut zusammen, so dass nur minimale Änderungen erforderlich sind. Meine Marathons geben mir recht und meine Leistungen sind sehr stabil. Lediglich das Tempo werde ich bei meinen Einheiten weiter erhöhen und statt wie bisher drei Wochen, nur noch zwei Wochen Tapering vor dem Marathon ansetzen. Mein Schwerpunkt bleibt weiter auf der Marathondistanz.
Privat hoffe ich, im Oktober in Jena ein Sportwissenschaftsstudium beginnen zu können. Bis dahin setze ich allerdings verstärkt auf den Sport und plane im August das erste Mal ein Höhentrainingslager, von dem ich mir nochmals einen kleinen Schub erhoffe.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und mich bei meinem Trainingspartner und Kumpel Marcel bedanken, ohne den dieses Jahr wohl nicht so erfolgreich verlaufen wäre. Es ist gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der genauso verrückt ist und so viele Kilometer läuft. Vor allem ist es nicht leicht, einen gleichwertigen Trainingspartner zu finden.
Ich wünschen allen Leserinnen und Lesern von Laufszene Thüringen ein erfolgreiches Jahr 2014.
Danke, Christian, und auch dir weiterhin viel Erfolg!
Hallo Steffen, danke für die tolle Interviewserie!
Ich gebe den Dank gerne weiter an die Sportler. Ich war überrascht, wie schnell, unkompliziert und aufgeschlossen sie meinen Fragen gegenüber waren. Mit solch ausführlichen Interviews hatte ich anfänglich nicht gerechnet. Es hat Spaß gemacht. Bei so guter Zusammenarbeit sollte es diese Beiträge zukünftig öfters geben.
Ich schließe mich dem Kommentar von Steffen Burkhardt an. Eine tolle Aktion!
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