Zum Jahresende zeigten die Thüringer Laufasse Rico Schwarz, Christian König und Marcel Bräutigam beim stark besetzten Bietigheimer Silvesterlauf ihren guten Vorbereitungsstand auf die Laufsaison 2014. Das nahm Laufszene Thüringen zum Anlass, die Spitzenathleten zum Lauf zu befragen, sie auf das Jahr 2013 zurückblicken zu lassen und etwas über ihre sportlichen Ziele im neuen Jahr in Erfahrung zu bringen. Heute im Gespräch: Marcel Bräutigam
Was bewegte dich, dieses Jahr zum Silvesterlauf nach Bietigheim zu gehen?
Ich wollte etwas Neues kennenlernen. Über Bietigheim hatte ich bereits im Vorfeld viel Positives gehört. Großartige Stimmung, unkomplizierte Unterbringung, gute Betreuung – also das ganze Umfeld passt. Nicht zuletzt war es die starke Konkurrenz, die mich reizte.
Wie waren die Bedingungen am Lauftag?
Die Bedingungen waren super, es war sonnig, angenehm warm und die Strecke trocken. Ein tolle Atmosphäre, offiziell 20.000 Zuschauer, welche richtig viel Lärm durch Rasseln, Klatschen, Schreien und Zurufen des Namens gemacht haben! So etwas habe ich bisher nur bei der Biathlon-WM 2004 als Vorläufer erlebt. Da bekommt man zusätzliche Motivation…
Wie war der Rennverlauf aus deiner Sicht?
Es wurde von Beginn ein hohes Tempo angeschlagen. Ich hielt mich am Anfang zurück und lag nach 300 Metern – vor dem ersten Anstieg – vielleicht an 20. Position. Dann arbeitete ich mich nach vorne, in 3:07 Minuten lief ich den ersten Kilometer. Es bildete sich hinter Arne Gabius, der bereits enteilt war, sowie Rico Schwarz und Julian Flügel eine Verfolgergruppe. Das Tempo wurde ständig hoch gehalten. Nach vier Kilometern, auf einem stark abwärts führendem Streckenabschnitt, bekam ich Seitenstechen und verlor den Anschluss an die Verfolgergruppe.
Ich sah, wie sich Christian zu diesem Zeitpunkt aus der Gruppe nach vorn löste und erreichte mit kleinem Rückstand auf die Verfolgergruppe nach 15:22 Minuten Kilometer fünf. Ich versuchte vergeblich, den Anschluss zu dieser Gruppe wieder herzustellen und lief nun allein, mit wenigen Sekunden Rückstand auf die Verfolgergruppe, dem Ziel entgegen. Mit einem zurückgefallenem Läufer sprintete ich am Ende um den 8. Platz, wobei wir Seite an Seite die Ziellinie überquerten. Meine Nettozeit war aber eine Sekunde besser, da ich aus der 2. Reihe gestartet war.
Warst du mit dem Lauf zum Jahresausklang zufrieden?Ich bin mit dem Silvesterlauf nicht hundertprozentig zufrieden, weil ich gerne in der Verfolgergruppe um Platz fünf mitgelaufen wäre. Das zwischenzeitliche Seitenstechen behinderte mich, und es fehlte wohl auch der unbedingte Wille. Dennoch ist die Zeit für die Strecke mit 150 Höhenmetern vollkommen in Ordnung, und es ist gut, dass ich am Ende des Laufes noch einmal beschleunigen konnte.
Christian und ich trainieren viel zusammen. Wir absolvieren alle Tempoeinheiten gemeinsam und bereiten uns nach dem gleichen Plan vor. Christian hatte einen super Wettkampf. Trotzdem sind die 49 Sekunden Rückstand zu ihm bei 11,1 Kilometern zu viel, weil wir im Training auf Augenhöhe sind. Ich freue mich für Christians Resultat, da es ein Hinweis ist, dass die neuen Trainingsreize Wirkung zeigen und es nicht so falsch gewesen sein kann, in der Vorbereitung etwas Neues auszuprobieren.
Wenn du auf 2013 zurück blickst, wie schätzt du das Jahr ein? Hast du deine Leistungsziele erreicht, bist du mit der Entwicklung zufrieden?
2013 war mein bisher erfolgreichstes Jahr. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Ich habe alle meine Bestzeiten verbessert und konnte viele Erfolge feiern. So kann ich positiv in das neue Läuferjahr schauen. Auf dieser Entwicklung lässt sich 2014 aufbauen, und die nächsten Ziele sind bereits gesteckt.
Dann lass uns gleich einen Blick auf 2014 werfen. Was wünscht du dir für das neue Jahr? Was sind deine sportlichen Schwerpunkte und Ziele?
Ich möchte an meine 2013 erbrachten Leistungen anknüpfen und meine Bestleistungen weiter verbessern. Dazu muss ich zuerst an der Leistungsfähigkeit in den Unterdistanzen (5.000 Meter, 10 Kilometer) arbeiten. Wenn ich diese verbessern kann, sehe ich gute Chancen, meine Bestzeiten im Halbmarathon und Marathon weiter zu drücken.
Erster Saisonhöhepunkt ist im Frühjahr die DM Halbmarathon in Freiburg, wo wir im Verein gemeinsam mit Christian Seiler und Christian König gute Chancen in der Mannschaftswertung haben. Eine Medaille soll es schon sein. Auch im Einzel will ich mit einer Zeit von 66 Minuten unter die Top-Sechs bis -Acht kommen. Weitere Höhepunkte sind der Marathon in Kassel, der Rennsteiglauf und im Herbst der Berlin-Marathon.
Startest du in der Halle?
Hallenwettkämpfe werde ich nicht bestreiten. Ich möchte mich auf die Marathonvorbereitung konzentrieren.
Du planst einen Start beim Rennsteiglauf?
Beim Rennsteiglauf will ich den Halbmarathon laufen, weil zwei Wochen zuvor der Marathon in Kassel stattfindet. Alles andere wäre ein Fehler, auch wenn ich gerne meinen Titel über die Marathondistanz verteidigen würde.
Gibt es im neuen Jahr größere Veränderungen bei Dir, vielleicht andere Trainings- oder Wettkampfschwerpunkte?
Ich plane ein Höhentrainingslager im Frühjahr in Kenia und hoffe, dass ich gut in der Höhe zurechtkomme und nicht überziehe. Die Trainingsabstimmung ist in der Höhe deutlich schwieriger, und ich habe keine Erfahrungswerte, wie mein Körper darauf reagiert. Ich werde im neuen Jahr versuchen, noch mehr Augenmerk auf meine Wettkampfhöhepunkte zu legen und alles dem Training unterzuordnen.
Dann weiterhin viel Erfolg, Marcel!