Laufszene-Autorin Barbara Findeisen hat sich beim Rennsteiglauf das erste Mal an den Supermarathon gewagt. Schon viele Tage vor dem Start war die Aufregung groß. „Kann ich das schaffen? Wie werde ich mich unterwegs fühlen?“ Diese und viele andere Fragen bewegten sie. Dann endlich ist es soweit. In einem mehrteiligen Bericht lässt sie uns an ihrem Lauferlebnis teilhaben.
Kilometer „20“
Der nächste Getränkestützpunkt beim Dreiherrenstein ist erreicht. Ich nehme weiterhin Tee zu mir. Das Wetter hält, es ist zwar kühl, aber es regnet nicht! Gut, das es wieder bergauf geht. Da muss man sowieso gehen und kann den Tee in aller Ruhe austrinken und den leeren Pappbecher in die immer sehr gut verteilten Abwurfbehälter schmeißen. Kaum ein Läufer wagt es sich, diesen im Wald zu entsorgen. Nach 330 Metern habe ich den „Großen Weißberg“ bewältigt und mich auf eine Höhe von 747 Metern geschraubt.
Dann geht es wieder kurz bergab, bevor der drei Kilometer lange Anstieg zum Inselsberg beginnt. Es wird ruhig, die Gespräche verstummen. Ich versuche, gleichmäßig aber zügig zu gehen. Der letzte Kilometer fällt mir immer schwerer. Aber da, ganz vorne sehe ich im Nebel einen Turm. Wir werden von einigen Zuschauern, die sich hier hoch verirrt haben, angefeuert. Und auch ein Fotograf ist da, also lächeln! Na bitte, geht doch.
Nun beginnt der gefährlichste Abschnitt der Strecke. Zunächst springe ich die Stufen vorsichtig hinunter und dann traue ich meinen Augen nicht. Eine steile Rampe liegt vor mir und die muss ich jetzt hinunterlaufen. Ich überlege schon, rückwärts zu gehen, um meine Knie und Oberschenkel zu schonen. Nach endlosen 1,3 Kilometern werde ich für die Mühen beim nächsten Verpflegungspunkt “Grenzwiese“ belohnt.
Es gibt alles und noch ein bisschen mehr, was das Läuferherz begehrt: Tee, Wasser, isotonische Getränke, Cola, Bananen, Zitronen, Äpfel, Salz und diverse Brote belegt mit Butter, Wurst, Käse sowie der beliebte Haferschleim. Ich stelle mir ein Menü – bestehend aus einem Becher Tee, einem Butterbrot mit Salz und einen Becher Schleim zusammen. Die belegten Brote sehen verlockend aus, aber ich traue meinem Magen nicht und lasse sie links liegen.
Kurz nach einem weiteren Abstieg erreiche ich das Schild:
Kilometer „30“
Jetzt habe ich nur noch einen Marathon vor mir. Es läuft noch ganz gut, aber der nächste Berg ruft schon, der Spießberg mit 749 m Höhe und der nächsten Getränkestelle. Kurz danach, am „Possenröder Kreuz“, gesellen sich die Wanderer zu uns, die in Schnepfental gestartet sind und uns bis zum Grenzadler begleiten werden. Hier irgendwo müsste ich die Hälfte der Strecke hinter mir haben. Endlich erreiche ich die berühmte „Ebertswiese“ und links am Rand steht es schwarz auf weiß: Kilometer 37,47 – die Hälfte ist geschafft. Ein netter Zuschauer fotografiert mich auch. Es gibt wieder reichlich zu essen und trinken, ich bleibe bei Tee und Schleim. Selbst die so duftenden Wiener Würstchen rühre ich nicht an. Mein nächster Ziel ist der Grenzadler bei Oberhof. Ich nehme den nächsten Anstieg zum Glasberg (760 m), passiere die alte Ausspanne, den Nesselberg und erreiche die nächste Getränkestelle „ zur neuen Ausspanne“.
Kilometer „40“
Und wieder geht es bergauf, nach der „Schmalkaldener Loipe“ auf 881 m wieder runter zum nächsten Verpflegungspunkt „Ausspanne Neuhöfer Wiese“. Ich bleibe beim bewährten Schleim. Alle sind wieder freundlich und langsam glaube ich daran, wirklich anzukommen. Ich kann aber noch am Grenzadler aussteigen und mich im warmen Bus nach Schmiedefeld fahren lassen. Endlich wird die Strecke etwas flacher, obwohl es ständig bergauf, bergab geht. Vorbei an der Getränkestelle “Gustav Stein“ laufe ich dem Biathlon-Stadion entgegen.
Kilometer „50“
Hier also trainieren die ganz Großen des Biathlonsportes, denke ich mir, als ich über die Skirollerstrecke zum Grenzadler laufe. Komisch, im Winter sieht es hier ganz anders aus. Und das zweite Mal schaue ich auf meine Uhr. Es ist halb eins, nein ich muss mir keine Sorgen machen, nicht im Zeitlimit zu liegen. Nach einer kurzen Stärkung geht es weiter. „Klasse, ihr habt nur noch zwei Berge vor euch“, feuert uns ein Zuschauer an. Der erste Anstieg folgt auch gleich, und sofort verfallen auch alle wieder ins Gehen. Wir überqueren am Rondell die Bundesstraße nach Zella-Mehlis. Ich weiß, dass ich bald auf dem höchsten Punkt ankommen werde. Kurz davor muss ich das erste Mal in die Büsche. Erstaunlich, wo ich doch seit 8 Stunden viel getrunken habe.
Kilometern „60“
Ich bin immer noch gut drauf, naja die Gelenke schmerzen ein bisschen. Aber die fleißigen Helfer bei der nächsten Verpflegungsstelle an der Sommerwiese sind auch gut drauf und ich mache ein paar Aufnahmen. Jetzt geht’s hoch auf den großen Beerberg. Und endlich sehe ich das ersehnte Schild: “Sie haben den höchsten Punkt erreicht“. Gern übernimmt einer von der Bergwacht, die hier oben steht, das Fotografieren. Oben angekommen, weiß ich, jetzt geht’s nur noch bergab…
Fortsetzung folgt