Im Gegensatz zu dem erfolgreich organisierten 42. GutsMuths-Rennsteiglauf waren 1975 weder internationale Teilnehmer noch Sportler aus „Westdeutschland“ zugelassen. Der Lauf hatte den Status einer „DDR-offenen“ Veranstaltung, womit „ausländische“ Teilnehmer, schon aus versicherungstechnischen Gründen keine Startgenehmigung bekamen.
So war eine Anfrage der Organisatoren der „100-Kilometer von Biel“ aus der Schweiz eingegangen. Der damalige Gesamtleiter des Rennsteiglaufs wurde Anfang 1975 zu seinem Direktor beim Uni-Sportinstitut bestellt, der ihm eröffnete, dass er nicht mit einer Laufgruppe zum „100-Kilometer-Lauf“ in die Schweiz fahren dürfe. Erst eine Woche später konnte er diesen Hinweis zuordnen, als das Meldebüro einen scheinbar ungeöffneten Brief aus der Schweiz erhielt, in dem ein Walter Tschiedel von der schweizerischen „Veteranen-Vereinigung“ Interesse an der Teilnahme am Rennsteiglauf bekundete, und gleichzeitig eine Gruppe von Läufern aus Jena in die Schweiz zum 100-Kilometer-Lauf nach Biel einlud. Einige wenige Anfragen kamen aus Westdeutschland, die aber auch keine Startberechtigung erhielten.
Sieger des Rennsteiglauflaufs von 1975 beim legendären Taschenlampenstart wurde der nicht unbekannte Straßenläufer Wolfang Kahms von Einheit Pankow in 06:16:14 Stunden. Noch bekannter war der Sieger der Studentenwertung. Das war der Olympiasieger über 50 Kilometer Gehen von 1968, Christoph Höhne, der damals in Leipzig studierte. Er brauchte für die ca. 82 Kilometer lange Strecke 06:49:48 Stunden.
Als Reminiszenz an den 1. GutsMuths-Rennsteiglauf, wo nur vier Teilnehmer (Hans-Georg Kremer, Hans-Joachim Römhild, Jens Wötzel und Wolf-Dieter Wolfram) die gesamte Strecke zusammen gelaufen waren, gab es 1975 eine gesonderte Wertung, die medial als die wertvollste des Laufs galt. Hier mussten vier Läufer die gesamte Strecke zusammen laufen und gemeinsam ins Ziel kommen. Gewonnen wurde diese Wertung von einem Team der DHfK Leipzig, vor Studenten aus Jena. Die Sieger erhielten einen hochwertigen Glaspokal vom Lauschaer Glaskünstler Albrecht Greiner-Mai, der von dem Kunstmaler Günter Dührkop entworfen worden war. Letzterer hatte auch das Plakat der Veranstaltung, die Urkunden und Medaillen kreiert.
Wolfgang Nadler erreichte nach 07:51:09 Stunden das Ziel. Er startete für die Karl-Marx-Universität Leipzig, wo er Mathematik studierte. Wolfgang wurde 1951 in Jena geboren. Heute wohnt er in Delitzsch und arbeitet als Sonderschullehrer. Zu seinem ersten Rennsteiglauf 1975 war er durch Zufall gekommen, da ihn ein Studienfreund darauf hingewiesen hatte. Er meldete sich als Letzter zu diesem Abenteuer an und kam fast ohne besonderes Lauftraining gut über die Strecke. Seitdem läuft er ununterbrochen jedes Jahr beim Rennsteiglauf die „Lange Strecke“. In diesem Jahr schaffte er den Supermarathon in 09:42:09 Stunden. Insgesamt gibt es noch zwei weitere Läufer (Roland Winkler und Bernhardt Krüger), denen dies bisher gelungen ist. Dazu kommt noch der Jenaer Uni-Absolvent Hans-Joachim Römhild von den Rennsteiglaufmitbegründern, der in diesem Jahr auf seinen 41 Ultralauf in Folge blicken kann.