Seit 1983 erfolgt am letzten Freitag im September der Startschuss für den in Ultra-Läuferkreisen legendären Spartathlon. Entlang der historischen Strecke von Athen nach Sparta muss dabei nonstop, in einem Zeitlimit von 36 Stunden, eine Strecke von 246 Kilometern mit 3250 Höhenmetern bewältigt werden. In diesem Jahr, trotz aller Auswirkungen und damit einhergehenden Einschränkungen der Corona-Pandemie, treffen sich die Athleten hoffentlich auch wieder auf der Akropolis in Athen.
Aufgrund der besonderen Hygienemaßnahmen wird der diesjährige Spartathlon jedoch ein sehr ungewöhnlicher und spezieller werden. Doch es gibt auch eine positive Besonderheit in 2020. Von den insgesamt 284 Läuferinnen und Läufern aus verschiedenen Nationen, die sich qualifiziert und so die Möglichkeit haben zum König Leonidas nach Sparta zu laufen, stellt Deutschland ein Kontingent von 30 Startern. Unter den 30 deutschen Teilnehmern findet man gleich sieben Thüringer und eine Thüringerin. Und das unglaubliche und wahrscheinlich auch nicht wiederholbare dabei ist, dass diese acht Thüringer allesamt für das Lauffeuer Fröttstädt e.V., einem kleinen Verein aus einem 260-Seelen-Dorf Nahe Gotha, starten.
Unter dem Vereinsmotto „Ultrafreundlich“ ging es dann für eben diese acht Teilnehmer am verlängerten Wochenende (13.-16. August) in ein gemeinsames Trainingslager im thüringischen Bad Blankenburg. Am Anreisetag ging es am frühen Nachmittag bei schwülen Temperaturen gleich auf eine 13 Kilometer-Waldrunde zum ersten „Anschwitzen“. Am Freitag, bei immer noch schwülen Temperaturen, folgte nach dem Frühstück je nach Belieben auf eine 12 bis 20 Kilometer-Laufrunde. Anschließend ging es gleich weiter zu einem nicht minder schweißtreibenden 90 Minuten Athletik-Workout. Nach dem verdienten Mittagessen und kurzer Verschnaufpause stand am Nachmittag für 2 Stunden Intervall-Training auf der Tartanbahn auf dem Programm. Nach dem Abendbrot präsentierten die fünf Spartathlon-„Wiederholungstäter“ den drei Neulingen Bilder samt Erfahrungsberichten und wichtigen Hinweisen aus den vergangenen Jahren.
Am Samstag stand dann ein langer Lauf über 52 Kilometer auf dem Trainingsplan. Bei drückenden 25°C und Nieselregen war dies körperlich und verpflegungstechnisch eine Herausforderung. Daher brachen sieben mit Rucksack versehen zu dem geplanten Rundkurs auf, während die 3 verbliebenen auf einer kleineren Runde kreiselten um auf ihre Laufkilometer zu kommen. Am Sonntag, dem Abschlusstag, stand dann noch eine „gemütliche“ 30 Kilometer-Auslaufrunde auf dem Programm ehe sich die Teilnehmer erschöpft, aber zufrieden auf die anschließende Heimreise begaben.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Sportschule in Bad Blankenburg hinsichtlich der Unterbringung, Verpflegung, Ausstattung und Laufstrecken, einen perfekten Ort für ein Lauf-Trainingslager bietet. So konnten sich die Thüringer wenige Wochen vor dem hoffentlich stattfindenden Start des Spartathlons den Feinschliff holen, um möglichst gut vorbereitet die 246 Kilometer von Athen nach Sparta in Angriff nehmen zu können.
Zur Vorgeschichte des Spartathlons
Der erste Ultra-Marathoni der die Strecke zurückgelegt hat war der griechische Bote Pheidippides im Jahr 490 v. Chr.. Am frühen Morgen in Athen gestartet, hatte er die wichtige Aufgabe die Spartaner um Beistand in der bevorstehenden Schlacht der Athener gegen die einmarschierenden Perser bei Marathon zu bitten. Ohne GPS-Uhr, moderne Laufkleidung, Spezial-Schuhe sowie Elektrolyt-Getränke und Läufer-Nahrung bezwang der Hemerodromos (Tagläufer) die 246 Km und kam bereits am nächsten Abend in Sparta an. Dort trat er mit seiner Botschaft vor den Behörden. Die Würdenträger versprachen feierlich mit einem Heer nach Marathon zu marschieren.
Mit der Kunde das die Spartaner zur Hilfe kommen würden machte sich Pheidippides sogleich auf den beschwerlichen Weg von Sparta nach Marathon. Dort angekommen stellte sich heraus, dass die Athener überraschenderweise gegen die persische Übermacht gewonnen hatten. Jedoch hatten die überlebenden Perser ihre Schiffe bestiegen und segelten nach Athen, um die nun schutzlose Stadt vom Meer aus anzugreifen. Da das Athener Heer für Eilmärsche zu erschöpft war schickten die Generäle den gerade eingetroffenen Pheidippides erneut als Botenläufer los. Er sollte die Bevölkerung von Sieg über die Perser informieren sowie gleichzeitig vor den heransegelnden persischen Resttruppen warnen.
Nach über 500 Km lief Pheidippides nun noch die 35-40 Km von Marathon nach Athen und wurde so der erste Marathonläufer der Geschichte. Er gelangte zu den höchsten Staatsbeamten und verkündete seine Botschaft. Während er die Worte aussprach, brach er vor Erschöpfung zusammen und hauchte sein Leben aus.
Ob sich dies wirklich alles so zugetragen hat, kann historisch nicht genau belegt werden. Geschichtlich mehr oder weniger verbürgt ist jedoch Pheidippides erster Lauf von Athen nach Sparta. Im Oktober 1982 wollten daher drei Angehörige der britischen Royal Air Force – Foden, Scoltens, McCarthy – es Pheidippides gleichtun und die rekonstruierten historische Strecke in unter 36 Stunden bewältigen. Alle drei erreichten ihr Ziel. Aber nur Scoltens blieb mit 34:30 h unter dem Zeitlimit.
Doch mit diesem waghalsigen Unternehmen war der Spartathlon geboren. In Gedenken an den historischen Lauf des Pheidippides treffen sich seitdem jedes Jahr am letzten Freitag im September die trainiertesten Langstreckenläufer der Welt in Athen. Punkt 07:00 Uhr erfolgt der Startschuss auf der legendären Akropolis. 36 Stunden später, um 19:00 Uhr abends muss dann der Läufer in Sparta, an der Statue des Königs Leonidas eingetroffen sein.