(Wer etwas Geduld beim Lesen mitbringt, wird es hoffentlich nicht bereuen, 246 km sind halt etwas länger als ein Marathon …)
Härter geht es kaum noch
Laufszene Thüringen ist sicher nicht die Plattform für den Ultramarathonläufer. Aber da sich am letzten Septemberwochenende Großartiges in Griechenland mit Thüringer Beteiligung zugetragen hat, versuche ich doch, dem geneigten Leser einiges über dieses Ereignis zu berichten. Da tut sich fast die nächste Unmöglichkeit auf – ich schreibe über einen Lauf, bei dem ich physisch gar nicht anwesend war und hoffe dennoch, dass es den einen oder anderen Ausdauerläufer, insbesondere Rennsteigläufer interessiert.
Spartathlon – das klingt ein bisschen wie MARATHON oder TRIATHLON und ist dennoch nicht so im Allgemeinwissen verankert. Ultramarathon ist halt eher eine Randsportart. Doch fand in diesem Jahr bereits die 30. Ausgabe des in Ultraläuferkreisen legendären Spartathlon statt. Dabei handelt es sich um einen NonStop-Lauf über 246 Kilometer von Athen nach Sparta nach dem Vorbild eines griechischen Botenläufers. Die historischen Rahmenbedingungen kann Euch Wikipedia besser beschreiben, als wenn ich den Text hier hinein kopiere.
Der Start erfolgt also jedes Jahr am letzten Freitag des September früh um 07.00 Uhr und das Ziel, die Statue des König Leonidas in Sparta, muss um 19.00 Uhr am Folgetag erreicht sein. 36 Stunden – das ist die Zeit, die meisten Läufer auf Ihrer „Festplatte“ gespeichert haben. Dabei genügt es leider nicht, die Strecke in einem gleichbleibenden Tempo abzulaufen, an jedem der 74 Checkpoints (CP) gilt es, das jeweilige Zeitlimit einzuhalten. Der Verfall der körperlichen Kräfte ist dabei „eingepreist“. Der erste Marathon muss z.B. nach 4:40 Stunden passiert sein, nach 9:30 Stunden ist bei Kilometer 81 in Korinth Schluss und für 172 Kilometer hat man 24:30 Stunden Zeit. Ab ca. 40 Kilometern handhabt man in Griechenland die jeweiligen Zeitlimits durchaus gnadenloser als die eigenen Sparbemühungen im Lande.
Dieser Lauf ist kein so richtig landschaftlich schöner Lauf (wie z.B. unser Rennsteiglauf). Ein großer Teil der Strecke verläuft auf Asphalt, teilweise auf Randstreifen einer Autobahn (in Deutschland undenkbar), vorbei an stinkenden Industrieanlagen, manchmal sicher auch an tollen Nebenstraßen am Meer. Nach ca. 160 km geht es zur Abwechslung für die geschundene Läufermuskulatur über schmale Gebirgspfade über den Sangaspass (nicht Sanga-Spass) in über 1.100 Meter Höhe (übrigens für alle Läufer, die ganz Schnellen und die Letzten in absoluter Finsternis). Der Abstieg über genauso steile Geröllpfade bietet eine weitere unangenehme Abwechslung bei der Belastung der Füße und Beine. Wer nach 172 Kilometern und 24:30 Stunden noch dabei ist, dem stehen noch einige Kilometer auf netten Dorf- und Nebenstraßen bevor, ehe es dann die letzten 50 Kilometer wieder entlang einer stark befahrenen Europastraße bis nach Sparta geht. Es ist also eher die Herausforderung, diese gigantisch anmutende Streckenlänge bei Temperaturen weit über 30 Grad zu bezwingen, die die Ultraläufer aus aller Welt immer wieder hier her zieht.
Drei Thüringer Läufer wollten sich in diesem Jahr dieser Herausforderung stellen, Gunter Rothe aus Fröttstädt (vielen als Initiator des ThüringenUltra bekannt), Jörg Kupfer aus Gotha und Peter Flock aus Gebesee. Eigentlich wollte ich selbst ja der Vierte im Bunde sein, aber eine hartnäckige Knieverletzung hinderte mich an diesem Start. Mit dem heutigen Kenntnisstand bin ich mir nicht ganz so sicher, ob ich immer noch traurig sein soll, dass ich nicht mitlaufen konnte oder ob ich eher froh sein soll, dass ich nicht starten konnte….
Einen schönen Vorbericht für unsere Thüringer Läufer brachte die TA in einem Bericht von Michael Voss.
Auch wenn (oder gerade weil) ich nicht dabei sein konnte, versuchte ich alle möglichen Informationen über das Internet oder das Telefon von der Strecke zu erhalten. Darüber erstattete ich einem großen Freundeskreis Bericht per E-Mail-Nachrichten und ich glaube, dass Auszüge daraus Euch einen kleinen Überblick über die Dramatik dieses Laufes ermöglichen:
12 Stunden vor dem Start
Man kann sich die Strecke auch so vorstellen: 3x Rennsteigsupermarathon und ein Halbmarathon und dann fehlen immer noch ein paar Kilometer … . In diesem Jahr scheint es wieder mal sehr heiß zu werden, die Wetterprognosen liegen für beide Tage bei ca. 30 – 32 Grad. Gunter meldete gerade aus Athen 34 Grad. Es wird sicher ein hartes Rennen. In den letzten Jahren lagen die Finisherquoten immer so zwischen 40 und 50%. Es muss schon alles zusammen passen und die griechischen Götter müssen einem wohlgesonnen sein, damit man das Ziel erreicht.
Freitag früh 7.00 Uhr
Der Start an der Akropolis (sicher nicht ganz so spektakulär). 310 Läuferinnen und Läufer laufen über die Startlinie. Dann wird es langsam warm und ich erwarte meine Lauffreunde im Internet an CP 22 (Km 81) in Korinth.
Freitag Nachmittag
(Zeitlimit 15:30 Uhr Ortszeit) Der erste große und ganz wichtige Checkpoint Nr. 22 am Kilometer 81. Die Läufer haben kurz vorher den Kanal von Korinth auf einer Brücke überquert und sicher trotz der Anstrengung den atemberaubenden Ausblick genossen. Peter Flock als bester Thüringer ist nach 8:19 h durch auf Platz 37 (von 310 Gestarteten) durch. Ca. 1:24 h nach der Spitze, aber auf jeden Fall 1:21 h vor dem Besenwagen. Gut so Peter !
Man sagt, ab dem Kilometer 81 in Korinth fängt der Spartathlon erst an.
Bis hierher laufen sich die „Helden in spe“ nur warm. Dann geht es langsam aber sicher zur Sache. Die nächsten Zwischenergebnisse werden bei Halbzeit in Nemea veröffentlicht.
—-
So ich habe gerade nochmal geschaut, ob Jörg Kupfer schon in der Liste am CP 22 auftaucht. Ist er aber noch nicht. Noch 50 min bis zum Besenwagen. Noch kein Grund zur Unruhe – aber ein bisschen kribbelt es schon …
15:18 Uhr
Langsam werde ich ein wenig unruhig. Die Ergebnisse kommen etwas zeitversetzt. 19 min vor Ablauf des Limits sind erst 117 LäuferInnen durch. Gunter und Jörg leider noch nicht…
15:25 Uhr
Noch 7 Minuten und zwei Thüringer fehlen noch, macht es nicht so spannend Jungs!
Zitter, Zitter…
15:26 Uhr
Jörg Kupfer ist durch als 141., nur 5 min vor dem Besenwagen.
16:08 Uhr
Die erste Anspannung am Kilometer 81 ist gewichen und ich bin sehr traurig. Im Moment sieht es so aus, dass der letzte registrierte Läufer bei Kilometer 81 nach 9:49 Stunden durch ist. Da scheint es ordentlich Hitze-Bonus beim Zeitlimit gegeben zu haben (Zeitlimit eigentlich 9:30 Stunden). Leider konnte ich Gunter nicht finden. Ich hoffe ja immer noch auf eine technische Panne und das er ja vielleicht doch noch dabei ist … Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn die Liste an Kilometer 81 stimmt, sind nur noch 172 Läufer dabei von 310 heute früh. Schon 44% sind raus. Das ist heftig!
17:39 Uhr
Jetzt ist es ganz offiziell – leider – Gunter ist raus. Das stimmt mich sehr traurig. Ich habe gerade mit seiner Frau Sabine telefoniert. Die Hitze war im Tagesverlauf wohl brutal. Na dann ist es ja kein Wunder, wenn schon die ersten 81 km so viele nicht überstanden haben (138 von 310 wie schon mal in der letzten Nachricht geschrieben). Nur so ganz nebenbei: Die da alle angetreten sind, sind mindestens in der Lage, 100 km unter 10 Stunden zu laufen und schneller, also keine ganz schlechten Läufer. Dort auszuscheiden ist keine Schande.
Für mich ist jeder ein Held, der es bei diesen Bedingungen versucht hat!
Vor ein paar Minuten habe ich mit Jörg Kupfer telefoniert. Er ist sehr dankbar, dass die Temperaturen jetzt langsam etwas runter gehen. Er ist noch immer so knapp im Zeitlimit, sagt er. Auch Jörg schilderte die Bedingungen als äußerst hart. An einer Stelle hängt ganz groß ein Thermometer, das zeigte 38 Grad an. Ich meine mich an diese Stelle gut erinnern zu können, da ich das Thermometer vor drei Jahren fotografiert hatte. Da waren es „nur“ 32 Grad, also richtig frisch gegen heute. Ein bisschen Sorgen bereitet mir in Anbetracht dieser Bedingungen der zweite Tag. Wir hatten 2009 am zweiten Tag viel Regen. Das war einerseits nicht so angenehm, da die geschundenen Füße in den aufgeweichten Socken und Schuhen doch arg gelitten haben. Aber wenn ich mir die letzten 45 km vor dem Ziel entlang einer Europastraße mit langen Anstiegen (total baumlos) in der gleißenden Hitze vorstelle … oahhhh, da schüttelt es mich. Na mal schauen, wann ich mich wieder melde. Sicher noch mal bis 22 Uhr, in der Hoffnung, dass Jörg und Peter bei Halbzeit noch halbwegs gut im Rennen sind. Apropos Halbzeit, der Führende, ein Tscheche, ist 17.08 Uhr deutscher Zeit dort durch, danach aber noch keiner weiter. Respekt, 123 km in etwas über 11 Stunden, also über 11 km/h. Aber für unsere Jungs ist dort ja noch viereinhalb Stunden Zeit.
Lassen wir an dieser Stelle einige der Läufer zu Wort kommen: Gunter Rothe schrieb mir später per sms: „Nach 65 km war Schluss. Zu heiß. So noch nicht erlebt! Kopfschmerzen und Übelkeit. Ich komme noch mal her!“ Ein guter Lauffreund aus Leipzig, selbst mehrfacher Spartathlon-Finisher (2010 war er 28. in der Gesamtwertung) schrieb mir: „Bin raus. Genau wie Gunter – und sehr viele Andere. 36 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. Lt. Veranstalter Temperaturrekord.“
Es ist wohl wirklich kein Kindergeburtstag!
Ich weiß im Moment nicht so recht, ob ich wirklich noch traurig sein soll, dass ich dieses Jahr nicht starten konnte oder ob ich besser froh bin, dass ich bei diesen Bedingungen nicht dabei sein musste.
Einen Tag später äußerte sich Gunter Rothe so: „..nach einer kurzen Nacht mit ein bisschen DNF-Enttäuschung, verfolge ich nun die noch Verbliebenen! Tolle Leistung von Stu (der spätere Sieger)! Und Daumendrücken für alle anderen noch Laufenden. Es war ziemlich heftig gestern, Temperaturen um 38°C (im Schatten!) und kein Wind. Selbst „Spartathlon-Veteranen“ können sich nicht an ähnliche Bedingungen erinnern. Die Griechen hatten größte Probleme, die Aussteiger bis Korrinth von der Strecke zu bekommen, deshalb wurden die Cuttoffs so lange ausgedeht bis wieder ein Bus mit freien Plätzen da war…
Ultrafreundlichst aus Lakkos, ca. 80 km von Sparta entfernt, wo ich jetzt wieder bei meiner Familie bin. Gunter“
Nun wissen wir auch, warum gerade im ersten Drittel die sonst so harten Cutoff-Zeiten teilweise um über 20 min toleriert wurden. Da lässt man die Leute laufen und weiß schon, dass man sie Kilometer später doch in den Bus schickt. So so.
Ob es Gunter auch ähnlich empfunden hat wie mein Lauffreund André Lange aus Bad Endorf im Jahre 2009? „Im Bus nach Sparta war ich dann nicht in schlechtester Gesellschaft: Viele bekannte Gesichter gezeichnet von Trauer, Schmerz und Hilflosigkeit teilten mein Leid. Insgesamt schieden 187 der 320 gestarteten Läufer aus… Dieser Lauf mit seinen 246 Km und mehr als 3.000 HM ist anders!“
Da waren es also nur noch zwei Thüringer …
20:31 Uhr
Lange gab es nichts zu hören, aber jetzt die Neuigkeiten: Peter Flock ist als 26. mit 2:14 Stunden Vorsprung auf den „Besenwagen“ bei Halbzeit, also ca. 123 km durch. Ab geht er – der Peter! Super! Soooo – der Jörg Kupfer hat jetzt noch gut 1:30 Stunden Zeit. Ich habe gerade mal auf meiner Urkunde von 2009 gelunst – ich war bei Kilometer 123 ca. 52 min vor dem Besenwagen.
…. Etwas später: Jörg geht als 116., knapp 2 min. vor der Cutoff-Zeit, bei Halbzeit durch. Bei 122 Läufern endet die Liste (zur Erinnerung: 310 waren hoffnungsvoll am Start). Oooh – das wird eng!
Samstag früh 06:22 Uhr
Heute ist doch nachts glattweg der Laptop neben mir eingeschlafen … Ach nein es war umgekehrt. Also bei Kilometer 172 in Nestani – AB GEHT ER DER PETER…. Peter auf PLATZ 17 – Super! Bei Kilometer 160 nur 92 (von 310 Gestarteten) durch. Jörg Kupfer noch dabei, nur noch zwei Läufer hinter ihm. Welche Dramatik! Ab diesem CP geht es ca. 300 Höhenmeter auf schmalen Gebirgspfaden auf den Sangas – Pass (1.100 Meter hoch) und auf der anderen Seite genau so steil wieder herunter. Und in 15 Minuten ist in Nestani (172 km) schon „Sendeschluss“.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Direkt am Kilometer 160, kurz bevor es in den Steilanstieg auf den Pass geht, hat man Jörg das Weiterlaufen verwehrt – das Zeitlimit…
Wahnsinn diese Zeitlimits, lest auch dazu was eine österreichische Spartathlon-Finisherin, Katrin Sperrer, dazu sagt: „Nach meinem Erfolg beim Race Across Burgenland habe ich mir gedacht, schlimmer kann es beim Spartathlon auch nicht werden. Beim 48 Stundenlauf mit 303 gelaufenen Kilometern dachte ich noch genauso. Aber es ist alles nichts, und du bist niemand bei diesem Lauf. Beim Spartathlon herrschen andere Gesetze. Es ist nicht die Angst vor den Qualen, nicht vor den Kilometern und den Höhenmetern, es sind diese Zeitlimits, die dich zur Verzweiflung bringen. Die Checkpoints mit ihren “Closing Times” und die Angaben der noch verbleibenden Kilometern, von denen mich jetzt noch Albträume plagen.“
07:06 Uhr
Was für ein selektives Rennen auf dem Weg von Athen nach Sparta. Checkpoint 52 bei Kilometer 172 scheint geschlossen. Nur 83 von 310 hoffnungsvoll Gestarteten stehen noch in der Liste. Das sind ca. 26% – Waaahnsinn! Leider steht Jörg nicht mehr auf der Liste. Schade, Jörg – ich bin sehr traurig. Jetzt heißt es Daumen drücken für Peter. Der war bei Kilometer 195 mittlerweile 15. (3. aus deutscher Sicht).
Tja – und auf diesem hervorragenden 15.Platz blieb Peter bis Sparta! Dazu meine abschließende Info …
12:54 Uhr
… ein letztes Spartathlon-Update 2012. Peter Flock aus Thüringen wird in Sparta sensationell 15. ! Und er ist damit Drittbester Deutscher. BRAVO PETER! Hast Du gut gemacht!
Hier die Liste der ersten 15. Mehr sind noch nicht im Ziel.
1 | 2012-09-29 | 09:28:19 | 345 | Thoms Stu | Germany | Male |
2 | 2012-09-29 | 09:36:23 | 261 | Kiso Tetsuo | Japan | Male |
3 | 2012-09-29 | 10:02:17 | 394 | Hawker Elizabeth | United Kingdom | Female |
4 | 2012-09-29 | 10:14:25 | 190 | Thalmann Markus | Austria | Male |
5 | 2012-09-29 | 10:58:42 | 185 | Falk Andreas | Sweden | Male |
6 | 2012-09-29 | 11:28:51 | 346 | Vanicek Michael | Germany | Male |
7 | 2012-09-29 | 11:29:59 | 87 | Rudolf Tamas | Hungary | Male |
8 | 2012-09-29 | 11:42:36 | 20 | van den Haak Leonie | Netherlands | Female |
9 | 2012-09-29 | 12:16:20 | 243 | Fukumoto Hirokazu | Japan | Male |
10 | 2012-09-29 | 12:16:35 | 355 | Yang Hung-Hui | Taiwan Province Of China | Male |
11 | 2012-09-29 | 12:26:39 | 381 | Oralek Daniel | Czech Republic | Male |
12 | 2012-09-29 | 12:38:10 | 151 | Geerdes Gregg | Taiwan Province Of China | Male |
13 | 2012-09-29 | 12:45:56 | 41 | Lubics Szilvia | Hungary | Female |
14 | 2012-09-29 | 12:46:05 | 104 | Anastasiadis Stergios | Greece | Male |
15 | 2012-09-29 | 13:28:07 | 320 | Flock Peter | Germany | Male |
Auch sehr bemerkenswert: Gesamtdritte eine Frau. Stark! Meine Gratulation und mein Respekt! Schade, dass es bei der TA keine Wahl zum Sportler des Monats mehr gibt. Ich glaube, der Peter wäre ein heißer Kandidat für den Goldhelm. Damit gehe ich von Sendung, aus Thüringer Sicht ist alles gesagt, wen mehr interessiert – Ihr wisst ja: bei www.spartathlon.gr findet Ihr die wichtigsten Ergebnisse. Ich hoffe, Ihr habt etwas mitgefiebert und hattet eine gute Unterhaltung.
Schlussakkord
Ein Deutscher hat gewonnen, er heißt Stu Thoms . Er ist 45 Jahre alt und läuft offenbar erst seit 2007 Ultras. Seine Siegerzeit 26:28 h (Zieleinlauf des Siegers). Die Siegerzeiten waren in den letzten beiden Jahren so um die 23 Stunden. Die vergleichsweise langsamere Zeit in diesem Jahr liegt sicher nicht nur an den Bedingungen. Man muss dabei sicher berücksichtigen, dass vor 3 Wochen Weltmeisterschaften im 24 Stundenlauf stattfanden und deshalb einige der weltbesten Ultras nicht zum Spartathlon angereist sind.
Deutschland war vor 3 Wochen übrigens Mannschaftsweltmeister geworden! Mit dabei war auch Michael Vanicek aus Berlin, Weltmeister im Team und Fünfter in der Einzelwertung. Und jetzt ist der Wahnsinnsknabe beim Spartathlon auf dem 6. Platz. Unglaublich! Auch fast unglaublich: Unser Peter Flock aus Gebesee als 15. in der Gesamtwertung mit einer Zeit von 30:28 Stunden! Zwei Plätze hinter Peter kommt Jon Harald Berge aus Norwegen in das Ziel. Der war 2009 immerhin schon Dritter bei diesem Lauf ….
Wahrscheinlich wird der Spartathlon 2012 als einer der härtesten in die Geschichte eingehen. Nur 72 Läuferinnen und Läufer (von 310) erreichten das Ziel, also weniger als ein Viertel!
Lassen wir abschließend noch meinen Lauffreund André Lange den Einlauf der erfolgreichen Spartathleten kommentieren (er selbst hatte aufgeben müssen): „Gegen 3:30 Uhr fiel ich dann recht erschöpft in mein Hotelbett in Sparta. Nach wenigen Stunden Schlaf begab ich mich gemeinsam mit Ralf und Didi – auch sie waren ausgeschieden – zur Statue des König Leonidas. Hier wollten wir den Finishern unseren Tribut zollen. Jeder Zieleinlauf war ein emotionales Erlebnis. Begleitet von einer Polizeieskorte und vielen Kindern wurde jeder Finisher gefeiert wie ein Nationalheld – und irgendwie sind sie das auch. Am Fusse des Leonidas, welcher berührt werden muss, kann man alles spüren und sehen: Tränen vor Glück und Freude, Erschöpfung sowie eine tiefe Zufriedenheit.“
Kleine Belohnung für Peter
Er erscheint auf der ersten Seite des TA-Sportteils am Montagmorgen, da wo es sonst fast nur um Fußball oder Formel 1 geht.
Als Berichterstatter aus 2.000 Kilometer Entfernung
Holger Sakuth aus Eisenach
PS: Lassen wir ganz zum Schluss noch ganz kurz den Peter Flock selbst zu Wort kommen, der mir gerade noch ein paar Gedanken geschickt hat:
„… und noch ein paar ganz interessante Fakten: Bei einem durschnittlichen Energieverbrauch von 600 kcal/h in 30h ~ 18.000 kcal verbraucht. Etwa 12.000 kcal während des Laufes aufgenommen (Gels, Schokolade (Ovomaltine), Cola, Bananen, Brühe). Gesamt unterwegs ca. 50 (in Worten fünfzig) Liter getrunken und sofort wieder rausgeschwitzt. Dazu jede Stunde 1 Salztablette, ganz wichtig (Vani, der Sechste, hat sogar 2 genommen)!
Seit Ende Februar 2.000 km trainiert bzw. in Wettkämpfen gelaufen. Also ca. 60 km in der Woche. Ich glaube in dieser Wertung wäre ich unter allen Startern ziemlich weit hinten platziert gewesen. Das war arbeitsbedingt leider auch in den 6 Wochen vorm Spartathlon nur 1x mehr (80 km). Scheint also nicht der entscheidende Faktor zu sein.
Was ich für Nachahmer sehr empfehle: Kühlmütze-E.Cooline Basecap (Greif), einfach ins Wasser eintauchen, aufsetzen, weiterlaufen! Nasse Baumwollwindel um den Hals (Halsschlagader kühlen). Gamaschen ab Kilometer 130 (Schotterpiste) bis über den Sangas-Pass. Zweites Paar Schuhe nach dem Sangas-Pass. Und wichtig zu Wissen: Das offizielle Höhenprofil ist ein Witz, gesamt kommen etwa 3.800 HM bei dem Lauf zusammen!
Es waren übrigens keinerlei Vorurteile gegenüber Deutschen vorhanden (Krise für mich nicht erkennbar). Die Griechen sind ein sehr, sehr herzliches Volk. Überall war eine riesengroße Begeisterung zu spüren. Kinder sind teilweise kilometerweit mit mir mitgelaufen, bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich werde im nächsten Jahr trotzdem nicht wieder starten. Der Zeitaufwand (1 Woche Griechenland) ist momentan für mich zu groß und es gibt zu viele schöne Läufe. Aber irgendwann werde ich es nochmal wagen… Bis später Peter“
ich schon wieder – sorry, aber die Tränen liefen mir beim Lesen über die Wangen. Kenne Peter Flock + die anderen Thüringer gut.
Sie sind für mich alle Helden. Respekt+Glückwunsch !!!!
Was für ein Lauf, was für Helden des Rennstaubes!
Bin selbst ein Ultraläufer aber über Müritzumrundung, Rennsteig-Ultra und Gunters Thüringenultra nie hinweggekommen, zumal ich im letzten Jahr beim 100-Meilenlauf in Fröttstädt bei km 135 aussteigen musste. Unvorstellbar, was die Sportler dort geleistet haben, unabhängig davon, ob sie finishen konnten oder nicht. Was ich gar nicht verstehe ist, dass meine Heimatzeitung erst drei Wochen nach dem Zieleinlauf erst mit einem Erlebnisbericht des Siegers kommt.
Ebenso unglaublich, was „Vany“ von LG Nord hingekriegt hat. Ihm und allen anderen meine Glückwünsche und Hochachtung!
Herzliche grüße, Egge Vierling aus Neubrandenburg!
Nachtrag:
die zeiten, die für die ersten 15 läufer angegeben wurden, sind doch sicher nur irgendwelche zwischenzeiten, oder?
Die dritte Spalte sind die Ankunftszeiten (Ortszeit), Start am Vortag 7 Uhr. Für den Sieger sind das dann knapp 26,5 Stunden, wie im Artikel erwähnt.
Ansonsten großen Respekt den Ultras. Nie und nimmer würde ich da ins Ziel kommen.