Mit souveränen Auftritten haben sich Marcel Krieghoff und Nora Kusterer beim Rennsteig-Marathon die Siege gesichert und dabei neue Streckenrekorde aufgestellt. Für beide war es der jeweils zweite Gesamterfolg auf der Strecke von Neuhaus nach Schmiedefeld. Während Krieghoff seinen Rekordversuch schon im Vorfeld selbstbewusst angekündigt hatte, kam der Fabellauf von Nora Kusterer völlig überraschend. Ihre neue Bestmarke von 2:54:00 Stunden könnte lange Bestand haben – allerdings nicht, wenn es nach ihr selbst ginge.
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Aus dem mit Spannung erwarteten Duell wurde ein einsamer Lauf gegen die Uhr. Das Aufeinandertreffen der Supermarathon-Rekordlerin Daniela Oemus und der 2015-Siegerin Nora Kusterer auf der Marathonstrecke ließ im Vorfeld auf ein packendes Rennen hoffen. Während Kusterer zuletzt nicht in der Top-Form der Vorjahre schien, hatte Daniela Oemus mit ihrem erneuten Sieg beim Bleiloch-Ultra ihre Langstrecken-Qualitäten im April eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auch Laufszene Thüringen wagte keine Prognose, wer das Rennen am Ende für sich entscheiden könnte. Doch der Zweikampf war schon früh entschieden. Noch vor Kilometer 10 konnte sich Nora Kusterer bei Limbach von ihrer Verfolgerin absetzen und lief von dort an klar einer Zeit von unter drei Stunden entgegen.
Schon an der Turmbaude in Masserberg (Kilometer 18,8) hatte sie einen beachtlichen Vorsprung von 1:23 Minuten herausgelaufen, der bis Schmiedefeld auf über 10 Minuten anwachsen sollte. Nach 2:54:00 Stunden lief sie über die Ziellinie, war damit über 7 Minuten schneller als bei ihrem Debütsieg vor zwei Jahren (auf etwas längerer Strecke). Eine Zeit unter 3 Stunden hatte sie angepeilt, verriet sie im Ziel gegenüber Laufszene Thüringen. „Das es so deutlich unter 3 Stunden geht, hätte ich aber nicht gedacht“, zeigte sie sich glücklich und überrascht. Für die Wahl-Thüringerin, die für den baden-württembergischen SV Oberkollbach startet, war es der dritte Auftritt beim Kultlauf. Im vergangenen Jahr war sie Zweite beim Halbmarathon geworden. „Ich wollte auf jeden Fall zum Rennsteig zurückkommen, weil es der schönste Lauf ist, den ich je mitgemacht habe“, unterstrich sie bei der Pressekonferenz. Und stellte dort schon einmal in Aussicht, dass sie die Bestmarke künftig vielleicht noch einmal selbst unterbieten möchte.
Im Jubel um den Rekord blieb die hervorragende Leistung von Daniela Oemus etwas unbemerkt. Die Läuferin vom SV Blau-Weiß Bürgel schaffte in 3:04:26 Stunden eine Klassezeit, die im Vorjahr noch zu einem souveränen Sieg gereicht hätte. Im Kampf um Platz 3 glänzte die Erfurterin Marie Brückner mit einem erstaunlichen Leistungssprung. Die 25-jährige Studentin verbesserte ihre Zeit von 2016 um über 22 Minuten (!) und sicherte sich in 3:10:47 Stunden völlig ungefährdet den dritten Rang. Erst vor knapp zwei Jahren hat die Athletin vom USV Erfurt mit dem Laufen begonnen. Wenn ihre Form weiter so steil ansteigt, dürfte sie bei den kommenden Auflagen zum ganz engen Favoritenkreis zählen.
Marcel Krieghoff ist dagegen schon seit Jahren immer wieder einer der Topfavoriten. Er debütierte schon 2005 am Rennsteig mit einem fünften Platz im Halbmarathon. Der Mann für die mutigen Ansagen hatte diesmal erneut einen Streckenrekord als Ziel ausgegeben. Und schon am ersten Anstieg in Neuhaus setzte sich der 33-Jährige deutlich von der Konkurrenz ab. Die äußeren Bedingungen waren mit 10 bis 12 Grad Celsius und wolkigem Himmel nahezu perfekt. Und der Einzige, der ihn an diesem Tag hätte schlagen können, war nicht am Start: Thüringens bester Marathoni Marcel Bräutigam. Er fehlte verletzungsbedingt und begleitete stattdessen seinen Freund Krieghoff auf dem Fahrrad – auch wenn er sich sicher selbst lieber dem Rekordvorhaben angeschlossen hätte.
Sein gewohnt aggressives Anfangstempo verschaffte Marcel Krieghoff schon in Masserberg 2:30 Minuten Vorsprung auf seinen Rekordlauf vom Vorjahr. Dieses Zeitpolster brachte er so auch über den Burgberg und den Dreiherrenstein bis nach Schmiedefeld, ohne eine Schwächephase zu zeigen. Am Ende stoppte die Uhr für ihn bei 2:34:22 Stunden. „Die Nominierung für die Berglauf-WM in dieser Woche hat mich noch einmal zusätzlich beflügelt“, sagte Krieghoff. Am 6. August darf er in Premana/Italien zum ersten Mal das Nationaltrikot für die Langdistanz-WM überstreifen.
Dahinter entwickelte sich das Rennen ohne große Überraschungen oder Positionskämpfe erwartungsgemäß. Sebastian Nitsche von BMW DHfK Leipzig gelang ähnlich wie Daniela Oemus ein Klasseresultat auf Rang zwei. Er blieb in 2:39:31 Stunden noch unter der 2:40er-Marke und schaffte es so nach fünf Jahren erstmals wieder auf das Podest.
Für den Dresdner und langjährigen Laufszene-Thüringen-Redakteur André Fischer (USV Erfurt) gab es in 2:42:34 Stunden sogar zum ersten Mal einen Podiumsplatz in der Gesamtwertung, den er bisher mehrfach knapp verpasst hatte. Und dass, obwohl ihm als zweifachen Vater inzwischen weniger Zeit zum Training bleibt. Dennoch spult er im Training rund 100 Kilometer in der Woche ab. Zum Vergleich: Bei Sieger Marcel Krieghoff waren es in der Vorbereitung bis zu 180 Kilometer.
Ziemlich nah an die Podestplätze schaffte es Paul Jakob Reich vom SSV Mansfelder Grund Ahlsdorf. In 2:44:11 Stunden war er fast sieben Minuten schneller als 2016 und dürfte in Zukunft zu den ganz heißen Medaillenanwärtern gehören – zumal er noch in der Männer-Hauptklasse startet und sich damit noch viele Jahre steigern kann.
Eines fiel in diesem Jahr auf: Unter den Top 30 der Männer waren sehr wenige junge Läufer. Bis auf drei Athleten kamen nur Läufer der Altersklassen 30 oder höher auf die vorderen Ränge. Mit 3231 Teilnehmern nahmen erneut mehr Sportler die Strecke in Angriff, über 140 mehr als im Vorjahr und rund 500 im Vergleich zu 2015. Die Verkürzung der Strecke auf die klassischen und wohl auch werbetauglicheren 42 Kilometer könnte dazu beigetragen haben.
Ohne Zweifel – tolle Leistugen der beiden – man sollte jedoch bemerken , dass sich im Laufe der Zeit seit 1984) die Streckenlänge verkürzt hat – so ist z.B. Mitte der 90er Romy Lindner von der LG Vogtland auf längerer Strecke unter 2:54 h gelaufen …
Ähnliches gilt auch für den Supermarathon- wobei der Zustand der Strecke noch eine entscheidene Rolle spielt – im Vergleich zu Dieter Wiedemanns Zeiten ist der Rennsteig heute eine “ Autobahn“…
also die „Alten“ waren auch schon“ Könner“ – schon die Namen sind respekteinflössend-
die Krebs,Kuschmanns , Knies, Schinkitz und Goldammers konnten den Marathon unter 2:20 h laufen …
ich denke die heutige Generation ist bis auf Ausnahmen ( Bräutigam, Seiler …)
doch noch etwas entfernt – also “ Ball flach halten …“