Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren liefen als erste Läufer, die das Tagesziel am Schmiedefelder Sportplatz zur 45. Auflage des Rennsteigklassikers erreichten, Sportler ein, die den Lauf noch nie gewannen bzw. sogar zum allerersten Mal teilnahmen.
Von den ursprünglich 7.636 gemeldeten Halbmarathonläufern (abgezogen die kurzfristigen Ummeldungen auf längere Strecken) gingen pünktlich um 7:30 Uhr im Startort Oberhof bei perfekten äußeren Bedingungen mit Sonnenschein und etwa 10 Grad Celsius insgesamt 6.506 Sportler (Vorjahr: 6.776) auf die Laufstrecke, die an diesem Tag wie bereits das Jahr zuvor allerbeste Bedingungen bot.
Um 8:39 Uhr, einem Zeitpunkt, als die große Zahl der über 6.500 gestarteten Halbmarathonläufer noch viele Kilometer vor sich hatten, lief mit Samsom Hayalu Tesfazghi (SV Sömmerda) ein absoluter Rennsteig-Neuling als neuer Sieger durch den großen Zielbogen am Schmiedefelder Sportplatz. Der seit etwa drei Jahren in Thüringen lebende Exil-Eriträer beeindruckte dabei nicht nur mit einem neuen Streckenrekord von 1:09:49 Stunden (seit 2014 Marcel Bräutigam 1:10:16 Std.), sondern auch mit seinem souveränen Vorsprung von fast anderthalb Minuten vor dem aus Jena stammenden Steffen Justus (1:11:12 Std.). Justus war dennoch eine ebenso große Überraschung an diesem herrlichen und vom Wettergott gesegneten Lauftag, denn den ehemaligen Triathlon-Vizeweltmeister und Olympiateilnehmer hatte kein Experte auf der Rechnung. Erst über die Startplatzbörse kurz vor dem Lauf ergatterte sich Justus noch eine Startnummer. Dritter im Gesamteinlauf mit nur zehn Sekunden Rückstand auf Justus wurde Tom Thurley vom Potsdamer Laufclub (1:11:22 Std.).
Während der Ostafrikaner Tesfazghi und Justus erstmals am Rennsteig antraten, ist der 24-jährige Thurley am Rennsteig kein Unbekannter, holte er doch bereits seinen dritten Podiumsplatz hintereinander.
Der aufgrund seiner bisherigen Rennsteigerfahrung und Erfolge als absolute Topfavorit gehandelte und 2015 siegreiche Thomas Kühlmann (NSV Wernigerode) kam ziemlich überraschend „nur“ auf dem vierten Platz ein, obwohl er mit seinen 1:11:46 Stunden ebenfalls eine absolute Topzeit ins Ziel brachte. Immerhin war er mit dieser Zeit etwa eine Minute schneller als bei seinem „Vizetitel“ im Vorjahr und nur eine Minute langsamer als bei seinem Triumph 2015. Dennoch waren ihm die Strapazen des Rennens im Ziel sichtbar anzumerken.
Der Zweitplatzierte Justus war längere Zeit der Einzige, der dem späteren Sieger die Anstiege hinauf zum Großen Beerberg, dem höchsten Punkt der Strecke, noch folgen konnte. An der Schmücke bei Kilometer 12 betrug der Zeitabstand lediglich 13 Sekunden. Dahinter entspann sich zwischen Kühlmann und Thurley, allerdings schon mit gehörigem Rückstand, ein erbitterter Kampf um Platz 3.
Während an der Spitze Samsom Tesfazghi seinen Vorsprung gegenüber Steffen Justus nunmehr erheblich ausbaute, schmolz das 43-Sekunden-Polster zwischen Kühlmann und Thurley ab der Zwischenzeitmarke zusehends. In den flacheren bzw. absteigenden Passagen bis nach Schmiedefeld konnte der Potsdamer das Loch sukzessive zulaufen und schlussendlich Kühlmann noch abfangen.
Auf Platz 5 in 1:13:02 Stunden folgte mit Matthias Göbel ebenfalls ein Läufer vom NSV Wernigerode und eine Minute dahinter auf Platz 6 der Schalkauer Christoph Weigel (USV Erfurt), ein bereits in den vergangenen beiden Jahren erfolgreicher Marathonläufer am Rennsteig (2015: Platz 2 und 2016: Platz 3).
Bei den Damen lieferten sich ab dem Startschuss in Oberhof die Topfavoritin und mehrfache Rennsteiglaufsiegerin, Nicole Kruhme (Rennsteiglaufverein/LG Süd) und die mitfavorisierte Anne Barber (LC Ron-Hill Berlin) zunächst einen Zweikampf an der Spitze. Beide Läuferinnen trennte im Vorjahr exakt eine Minute im Ziel voneinander.
Doch relativ schnell kristallisierte sich heraus, dass die Titelverteidigerin aus Gehlberg der Vorjahresdritten an diesem Tag nicht ernsthaft Paroli bieten konnte.Kruhme, die in den Tagen vor dem Lauf von Rückenbeschwerden heimgesucht wurde, musste kurz hinter der Schmücke unter starken Schmerzen nicht nur den Kampf um ihren fünften Sieg aufgeben, sondern ihr Rennen sogar völlig enttäuscht vorzeitig beenden. Zu diesem Zeitpunkt führte Anne Barber jedoch bereits klar und konnte einem beruhigenden Start-Ziel-Sieg entgegensehen. Der Vorsprung auf ihre nächste Verfolgerin betrug zur Rennhälfte bereits über vier Minuten.
In einer sehr guten Zeit von 1:22:33 Stunden lief die Berlinerin total überlegen und weitgehend konkurrenzlos ihren allerersten Rennsteiglaufsieg ein. Damit wurde der Pokal für den Halbmarathonsieg bei den Damen erstmals seit 2008 wieder außerhalb Thüringens geholt.
So deutlich der Sieg auch ausfiel, deutlich dichter beieinander kamen die nachfolgenden Damen ins Ziel. Innerhalb von drei Minuten folgten die Platzierten der Ränge 2-6. Marie Weinmann (LTV Genthin) finishte in 1:30:02 Stunden als Gesamtweite und hatte etwa eine Minute Vorsprung vor der Drittplatzierten. Platz 3 wurde letztlich über die Wettkampfregeln zwischen der 17-jährigen Skilangläuferin und Kaderathletin Lisa Lohmann (WSV Oberhof) sowie der W45-Starterin Sandra Dänzer (OK Jungfrau-Marathon) entschieden. Die Schweizerin Dänzer kam als dritte Frau nach 1:31:00 Stunden ins Ziel, während die junge Sportgymnasiastin die Ziellinie zwar mit der identisch gelaufenen Nettozeit überquerte, jedoch aufgrund ihres späteren Starts in Oberhof die langsamere Bruttolaufzeit erreichte. Ausschlaggebend für die Vergabe der Plätze 1-3 in der Gesamtwertung (nicht der Altersklassen) ist üblicherweise die Reihenfolge des Zieleinlaufs (= Bruttozeit) und so ist die Platzvergabe auch hier beim Rennsteiglauf.
Ebenfalls unter die ersten sechs kamen Alice Stieber (Victoria Mechterstädt) in 1:32:59 Stunden sowie Anne Röhnert (Post SV Dresden) in 1:33:09 Stunden.
Laufszene Thüringen gratuliert allen Rennsteigläufern – völlig unabhängig von Podiumsplatzierung, Zeiten und Rekorden – zu ihrem erfolgreichen Rennsteiglauf, denn alle sie sind es, die die Veranstaltung zu dem machen, was er ist: Der Kultlauf am Rennsteig…
Viele Bilder vom Zieleinlauf befinden sich in unserer Fotogalerie.
Mein ersehnt licher Traum ist in Erfüllung gegangen… Marathon am Rennsteig :-) , mein erstes mal. Im Alter von 16 Jahren hab ich das erste mal vom Rennsteiglauf gehört, ab da hatte ich den Traum auch mal mit – zulaufen. Jetzt bin ich 58 Jahre hab den Halb M. schon mit gelaufen, Marathon ist mein Traum gewesen… Dankeschön ich habe es geschafft, hatte auch ein Ziel unter 5 Stunden. das konnte ich mir erfüllen.
An die vielen Helfer….. vielen lieben Dank ihr seid die besten.
Gruß Horst