Ein Jahr nach dem Jubiläum gab es zwar den erwarteten Teilnehmerrückgang. Doch aus sportlicher Sicht stellte das Marathonrennen beim 41. Rennsteiglauf die Vorjahresauflage klar in den Schatten. Topfavorit Marcel Bräutigam aus Erfurt verteidigte seinen Titel trotz unerwartet starker Konkurrenz. Bei den Frauen gewann dagegen mit Anne Berthold aus Chemnitz eine Marathon-Debütantin – und das in der schnellsten Siegzeit seit zwölf Jahren.
Wetterkapriolen gehören zum Rennsteiglauf wie das weiße „R“ auf den Bäumen am Wegesrand. Der diesmal ungewöhnlich späte Termin Ende Mai ließ dagegen ausnahmsweise auf mildes und sonniges Wetter hoffen. Doch vergebens. Der Rennsteig zeigte sich am Samstag einmal mehr von seiner rauen Seite: Die Temperaturen lagen um tiefen einstelligen Bereich, doch zumindest der vereinzelt prognostizierte Schneefall blieb aus. Die Laufstrecke von Neuhaus nach Schmiedefeld war allerdings vom Regen der Vortage stark aufgeweicht.
Von den widrigen Bedingungen nicht beeindrucken ließ sich der 25-jährige Marcel Bräutigam vom GutsMuths-Rennsteiglaufverein. Der Vorjahressieger war auch dieses Jahr der heißeste Anwärter auf den Gesamtsieg. Doch anders als im Vorjahr bei seinem klaren Start-Ziel-Erfolg gab es einen überraschend spannenden Rennverlauf. In Dirk Schwarzbach vom TSV Kirchdorf (Niedersachsen) hatte Bräutigam einen hartnäckigen Verfolger, der ihm bis zum Hohlweg hinter der Halbmarathonmarke dicht auf den Fersen blieb und den im Vorfeld niemand auf der Rechnung hatte.
Doch der Rennsteig-erfahrene Bräutigam konnte sich auf der zweiten Streckenhälfte allmählich absetzen und hatte bis zum Burgberg, dem schwersten Anstieg der Strecke, schon einen Vorsprung von über 1:30 Minuten herausgelaufen. Auf den letzten zehn Kilometern baute Bräutigam seine Führung sogar noch deutlich aus und überquerte die Ziellinie unter dem Jubel der Zuschauer nach 2:37:44 Stunden. Damit war er trotz langsamerer erster Hälfte schneller als 2012 und tastete sich weiter an den Streckenrekord von 2:36:32 Stunden heran.
Der Niedersachse Schwarzbach beendete sein Rennsteig-Debüt als Zweiter in 2:42:31 Stunden. Hinter ihm schaffte es in dem Schotten Chunky Liston (Team Salomon, Jena) ein weiterer Läufer auf das Siegerpodest, der seine Premiere bei dem Traditionslauf feierte (2:44:21). Insgesamt durchbrachen in diesem Jahr 15 Athleten die 3-Stunden-Schallmauer, darunter erneut viele Thüringer. Von ihnen schafften es mit Heiko Ludewig (5., LTV Erfurt, 2:46:36), André Fischer (6., USV Erfurt, 2:49:59) und Stephan Holesch (9., LC Jena, 2:52:19) noch drei weitere unter die besten Zehn.
Nicht minder spannend verlief das Rennen bei den Frauen. Anne Berthold vom LAC Erdgas Chemnitz hatte sich zwar schon sehr früh von allen anderen Läuferinnen abgesetzt. Doch lange blieb die Frage offen, ob sie bei ihrem allererstem Marathon das hohe Anfangstempo halten könnte. Mit Anna Herzberg (KS-Sportsworld, Jena) lief eine langjährige Marathonläuferin hinter ihr, die schon zweimal auf dem Rennsteig-Podium gestanden hatte. Doch am Ende wurde die mutige Renngestaltung von Anne Berthold belohnt. Nach 3:09:37 Stunden hatte sie ihren ersten Marathonlauf beendet – und damit zugleich die schnellste Siegzeit seit 2001 erzielt.
Mit gerade einmal einer Minute Rückstand schaffte es Anna Herzberg zum dritten Mal in Folge unter die ersten Drei und war dabei schnell wie nie zuvor. Der erste Eintrag in die Siegerlisten rückt für die erst 25-Jährige immer mehr in greifbare Nähe. Diesmal ließ sie auch die zweimalige Marathonsiegerin Anja Jakob (Klingenthal) hinter sich, der sie sich 2012 noch knapp geschlagen geben musste. Für Jakob blieb die Uhr nach 3:14:00 Stunden stehen.
Auch bei den Frauen kamen weitere Thüringerinnen unter die Top 10. Als Vierte war Helene Jacob (SV Rotterode, 3:21:36) die schnellste von ihnen. Hinter ihr folgten Sophia Lötzsch (8., Steinbach, 3:41:21) und Gabi Thiele (10., WSV Ilmenau, 3:45:23).
Hinter den Topläufern kamen in diesem Jahr erwartungsgemäß deutlich weniger Sportler als noch zur Jubiläumsauflage ins Ziel. Ursache dürfte der „Jubiläumseffekt“ sein, der besonders viele Sportler zur 40. Auflage gelockt hatte. Mit insgesamt 2872 Teilnehmern im Ziel (2012: 3422) lag die Beteiligung aber leicht über dem Niveau der Jahre 2010 und 2011.
Ob die 3.000er-Marke im nächsten Jahr wieder geknackt wird, hängt sicher auch davon ab, ob erneut ein so langer Winter bevorsteht, der das Training einschränkt. Schon jetzt allerdings verspricht die kommende Auflage des Rennsteig-Marathons viel Spannung. Marcel Bräutigam könnte mit einem dritten Sieg in die Fußstapfen großer Seriensieger treten, Anna Herzberg die Rennsteig-Krone zurück nach Thüringen holen. Auch Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Nur eine Konstante steht zum Glück fest: Das Wetter wird turbulent…
Hey Alex,
danke für deine Anfeuerungen auf der Strecke und den super Bericht!
Glückwunsch zu deinem Resultat über den HM.
Ich hoffe bei dir geht es weiter steil bergauf, so dass du auch bald wieder am Start des Rennsteig Marathons stehst!
Viele Grüße
Marcel