Nora Kusterer hat bei ihrem ersten Start auf dem Rennsteig das Marathonrennen gewonnen. Und wie: In einer Klassezeit von 3:01:31 Stunden verbesserte sie den 14 Jahre alten Streckenrekord um fast sechs Minuten. Im Männerrennen schnappte sich Christian Seiler erwartungsgemäß seinen zehnten Triumph beim Rennsteiglauf und krönte sich somit zum alleinigen Rekordsieger. Lange lag er sogar auf Streckenrekordkurs, doch ein Krampf stoppte wenige Kilometer vorm Ziel die Jagd auf die Bestmarke. Im Rennen um die Podestplätze überraschten viele nachgemeldete Läufer. Bei den Frauen wurde das Rennen um Platz drei erst in Schmiedefeld entschieden.
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Ihr Ziel klang vorsichtig: Sie wolle ihre „Vorleistungen bestätigen“, sagte Nora Kusterer (SV Oberkollbach) vor ihrem Rennsteiglauf-Debüt. Für Insider konnte das aber nur heißen: Sie läuft auf Sieg. Mit ihrer Halbmarathon-Bestzeit von 1:17 Stunden war für sie keine Konkurrenz zu erwarten. Doch am Rennsteig gelten auch für haushohe Favoriten manchmal eigene Gesetze, das zeigte der turbulente Männer-Marathon des Vorjahres. Nora Kusterer aber blieb davon verschont. Die Schwarzwälderin, die seit vier Jahren in Jena lebt, teilte sich das Rennen hervorragend ein und hatte in ihrem Freund Stephan Holesch auch einen persönlichen Tempomacher. „Wir hatten einen Marschplan, aber den haben wir nicht eingehalten. Wir waren deutlich schneller!“, so Kusterer, die ihren Rekordlauf selbst noch nicht glauben konnte: „Ich war ziemlich überwältigt, als ich auf der Zielgeraden auf die Uhr geschaut habe. Das war aber auch den Zuschauern zu verdanken, die mich den Weg zum Sportplatz hinauf noch mal richtig angefeuert haben“, so die Siegerin. Es sei bestimmt nicht ihr letzter Start am Rennsteig gewesen, kündigte sie an.
Der Kampf um die weiteren Plätze blieb spannend bis zum Schluss. Bei Rennhälfte in Masserberg lief überraschend Silke Zimmermann von der Uni Magdeburg auf dem zweiten Rang. Zwischenzeitlich hatte sie sich fast eine Minute Vorsprung herausgearbeitet. Doch der schrumpfte schnell. Denn hinter ihr folgten die frühere Siegerin Anja Jakob (VSC Klingenthal) sowie die mehrfache Podestplatzierte Anna Herzberg (KS Sportsworld), die sich kurzfristig für einen Wechsel von der Halbmarathonstrecke entschieden hatte. Die beiden Rennsteig-Routiniers holten Silke Zimmermann auf den schweren Streckenabschnitten von Hohlweg bis Dreiherrenstein ein und distanzierten sie sogar um fast zwei Minuten. Herzberg wiederum lief sich einen kleinen 40-Sekunden-Vorsprung auf Jakob heraus.
Doch das Rennen war noch nicht entschieden: Von hinten arbeitete sich Christina Rottenbach (KS Sportsworld) immer näher heran. Noch bei Kilometer 35 hatte sie zwei Minuten Rückstand, doch an der Marathonmarke am Ortseingang Schmiedefeld lagen sie und Jakob praktisch gleichauf. Am Schlussanstieg machte Rottenbach dann ihren Podestplatz perfekt – auch im Vorjahr war ihr dieser Last-Minute-Coup schon gelungen. Herzberg lief in 3:21:05 Stunden ins Ziel, dicht gefolgt von Rottenbach (3:21:24) und Jakob (3:22:03).
Für Christian Seiler vom Rennsteiglaufverein war der Streckenrekord dieses Mal kein Thema, so sagte er es Laufszene Thüringen jedenfalls vor dem Rennen. Dazu sei die Vorbereitung nicht optimal gewesen. An seinem Siegeswillen ließ er trotzdem keine Zweifel aufkommen. Er setzte sich schon im Startort Neuhaus vom Feld der über 2700 Läufer ab. Dann aber lag er sogar doch auf Streckenrekordkurs. An der Halbmarathonmarke wurde er mit 1:15:04 Stunden gestoppt und auch am Dreiherrenstein schien alles noch möglich. „Bis Kilometer 38 war ich ziemlich genau auf Rekordkurs“, sagte er später. Doch dann habe er Muskelprobleme bekommen und sogar eine längere Pause zum Dehnen einlegen müssen. Am Ende stand dennoch ein völlig ungefährdeter Sieg in 2:43:01 Stunden. „Es war ein Lauf, wie ich ihn mag: richtig schön hart“, so sein Fazit.
Der Konkurrenz war Seiler schon in Masserberg um über sieben Minuten enteilt. Die bestand zu diesem Zeitpunkt aus einer Vierergruppe um Martin Militzke (TV Coburg), Christoph Weigel (USV Erfurt), Jürgen Reiser (LG Odenwald) und Paul Jakob Reich (SSV-MG-Ahlsdorf). Weigel und Militzke konnten sich bis Kahlert aus der Gruppe lösen. Beide hatten sich erst kurzfristig für den Start entschieden, für Militzke war es gar der erste Marathon überhaupt. Das bekam er auf den Schlusskilometern auch zu spüren, so dass er Christoph Weigel ziehen lassen musste. Seinen dritten Rang rettete er aber ins Ziel.Für Weigel ging es nach 2:53:04 Stunden zum ersten Mal auf das Siegertreppchen. Militzke kam nach 2:55:39 Stunden ein. Dahinter schafften es nur zwei weitere Läufer unter die begehrte 3-Stunden-Marke, so wenige wie seit über fünfzehn Jahren nicht mehr. Die zwischenzeitlich in der Verfolgergruppe laufenden Reiser und Reich landeten auf den Rängen 7 und 43.
Auch bei der Teilnehmerzahl mussten die Organisatoren einen Rückgang verkraften: Mit 2704 Finishern gab es rund 300 weniger als im Vorjahr.