Am vergangenen Samstag fand in Korbielow (Polen) die 10. Senioren-Weltmeisterschaft im Berglauf statt. An den Pilsko-Hängen, des mit 1557 m dritthöchsten Berges des Beskid Zywiecki-Gebirges, ging es von etwa 600 m ü.N. auf einer 8-km-Strecke hinauf zum Gipfel. Dabei galt es einen Höhenunterschied von 960 Metern zu überwinden.
Bereits einige Tage zuvor reisten die Thüringer Läufer des Rennsteiglauf-Vereins an, um die Wettkampfstrecke ausführlich zu erkunden. Schon bei der Besichtigung, noch bei herrlichem Sonnenschein, war zu erahnen, welche hohen Anforderungen die Wege unter Wettkampfbedingungen bereit hielten. Flachere Passagen wechselten immer wieder mit steilen, langgezogenen Anstiegen ab, zum Ziel hinauf wartete mit einem 1,5-km-Schlussanstieg das steilste Teilstück auf die Läufer. Hier waren im Wettkampf nur noch wenige Athleten in der Lage, die Strecke „laufend“ zu bewältigen.Die überaus anspruchsvolle Strecke wurde für die Läufer am Wettkampftag durch einen Wetterumschwung zur echten Herausforderung. Der in der Nacht einsetzende Regen pausierte auch am Tag kaum. Während des Wettbewerbs verwandelten sich grüne Bergpfade in lehmig-matschiges Geläuf, auf dem es schwierig war, seinen Laufrhythmus zu finden. Auf den Geröll- und Steilpassagen kam den Läufern das Wasser entgegen, ständig war höchste Aufmerksamkeit für das Setzen des nächsten Schritts gefordert.
Es wurde alle 20 Minuten in Altersklassen gestartet, nur bei den ältesten Senioren/innen, welche die Wettbewerbe eröffneten, fasste man wegen der geringeren Teilnehmerfelder mehrere Jahrgänge zusammen. Insgesamt gingen knapp 100 Seniorinnen und etwa 370 Seniorenläufer an den Start. Die drei Thüringer Starter konnten sich alle im Vorderfeld ihrer Altersklasse platzieren und somit hervorragende Ergebnisse erlaufen.Ludwig Amarell verpasste in der Altersklasse M75 bei 16 Startern als Vierter eine Medaille, war aber dennoch zufrieden: „Die Favoriten haben sich in meiner Altersklasse durchgesetzt, mit fast 4 Minuten war mein Rückstand auf einen Medaillenplatz doch schon beträchtlich. Aber auch der 4. Platz ist für mich ein Erfolg.“ sagte Amarell im Ziel. Für die 8-km-Bergstrecke benötigte er 1:14:37 h, während der Sieger Bruno Baggia aus Italien nach 1:08:21 h das Ziel auf dem Pilsko erreichte.
In der Altersklasse M45 kam Stephan Bayer bei 76 Startern nach 50:26 min als 14. ins Ziel. Gut 5 Minuten zuvor war mit Paul Sichermann (45:17 min) von der LG Kreis Ansbach der schnellste Bergläufer der gesamten Meisterschaft auf dem Gipfel. Leider fehlte der deutschen Mannschaft in dieser Altersklasse ein dritter guter Läufer, so dass es in der Teamwertung trotz der guten Einzelplatzierungen nur zu einem 7. Platz reichte.
Für Steffen Meyer (M40) war die Vorbereitungszeit auf diese Berglauf-Meisterschaft recht knapp, da er noch vor wenigen Wochen bei den Stadion-Europameisterschaften in Ungarn vorwiegend in den Gehwettbewerben aktiv war. Gerade deshalb freute auch er sich über den 8. Platz (51:36 min) bei 43 Startern: „Die ersten 6 Läufer haben sich schon zeitig abgesetzt, in den steilen Passagen hatte ich Probleme zu folgen. Die letzten Kilometer lief es dann wieder besser, da habe ich um jeden Platz gekämpft.“ analysierte er anschließend den Lauf.
Dass sich die Anstrengung um die bestmögliche Platzierung lohnte, zeigte sich bei Veröffentlichung der Team-Ergebnisse. In der engsten Mannschaftsentscheidung aller Altersklassen errang Steffen Meyer gemeinsam mit Siegfried Krischer (2., TSV Bayer 04 Leverkusen) und Roman Köhler (25., VfL Waldkaiburg) mit 35 Punkten (2./8./25.) die Bronzemedaille hinter Weltmeister Tschechien (33 Punkte), den Zweitplatzierten Slowaken (34 Punkte) und vor den Irischen Läufern (36 Punkte).
Den Organisatoren gelang es, eine würdige Berglauf-WM-Strecke zu präsentieren. Ob es notwendig ist, dass auch die ältesten Teilnehmer (M/W 80) bei solch einem schwierigen Kurs bis zum Gipfel gehen (an laufen ist in dem Alter bei den steilen Anstiegen nicht mehr zu denken), darüber sollte man bei den Verantwortlichen ernsthaft nachdenken. Denn wenn Teilnehmer nur noch gestützt durch fremde Hilfe den Gipfel erreichen, wie hier geschehen, hat das nur noch wenig mit einer Weltmeisterschaft zu tun.
Trotz aller Bemühungen der polnischen Gastgeber muss man weiterhin anmerken, dass sich bei dieser Meisterschaft in vielen Bereichen Mängel in der Organisation offenbarten. Vor allem auf die schlechten Witterungsbedingungen am Wettkampftag war der Veranstalter, insbesondere im Ziel, nur ungenügend vorbereitet.
Wie dort die Sportler im Ziel sprichwörtlich im Regen stehen gelassen wurden, war unverantwortlich. Bei Wind und strömendem Regen mussten die Läufer nach dem Zieldurchlauf, so wie im Ziel angekommen, frierend den total aufgeweichten 1,5-km-Schlussanstieg hinabsteigen. Erst dann konnten sie in der Berghütte aus mehreren Haufen gleich aussehender Beutel mit teilweise unkenntlich gewordenen Startnummern versuchen, ihre Wechselsachen zu finden, ehe es zu Fuß auf Wanderpfaden zurück zum Start ging.