Der 43. Rennsteiglauf ist Geschichte und die meisten Teilnehmer werden an ein tolles Ereignis zurückdenken. Die Veranstalter haben wieder ihre Angaben veröffentlicht, wie viele Bananen und Klöße verbraucht wurden. Laufszene Thüringen will darüber hinaus etwas genauer auf die Zahlen schauen.
Die Schmiedefelder wird es besonders freuen, dass mit Wolf Jurkschat erstmals ein Rennsteiglaufsieger aus dem Zielort kam. Nach dem Streckenrekord von Christian Seiler im vergangenen Jahr war eine ähnliche Zeit dieses Jahr nicht zu erwarten. Allerdings ist bei aller Hochachtung für die Leistung von Jurkschat zu konstatieren, dass er mit seinen 5:41:45 Stunden rund 50 Minuten länger unterwegs war als Seiler 2014. Es war damit die mit Abstand langsamste Siegerzeit aller Zeiten beim Supermarathon über 72,7 km.
Dennoch ist eine generelle Leistungsabnahme bei den Spitzenläufern in die letzten Jahre nicht zu erkennen. Ein Vergleich der Zeiten von Platz 20 zeigt, dass diese sich bei den Männern, von einem Ausreißer beim teilnehmerstarken Jubiäumslauf abgesehen, seit 2005 in einem sehr engen Korridor bei etwas über 6 Stunden liegen. Dass die Spitze in den Anfangszeiten des Rennsteiglaufs jedoch deutlich schneller lief, hat ein früherer Artikel auf Laufszene Thüringen belegt.
Bei den Frauen gehören die 6:16:50 Stunden von Kristin Hempel zu den besseren Siegerzeiten. Nur sehr selten liefen Frauen diese Strecke deutlich schneller.
Auffallend ist, dass die Frauen beim Supermarathon eine immer größere Rolle spielen. Der Frauenanteil am gesamten Feld wurde in den vergangenen Jahren immer höher. Waren vor zehn Jahren nur etwa 12 Prozent der Läufer weiblich, so wurde 2015 mit 17,4 Prozent ein neuer Spitzenwert gemessen. Der Frauenanteil liegt jedoch noch etwas unter dem Anteil von 19 Prozent bei allen deutschen Ultraläufen im vergangenen Jahr und unter dem Frauenanteil von 20,5 Prozent beim Rennsteigmarathon 2015.
Bei den Frauen wurde mit wachsender Teilnehmerinnenzahl das Spitzenfeld immer größer und schneller, wie der Vergleich der Zeiten von Platz 20 zeigt.
Den Zeiten im Spitzenfeld beider Geschlechter steht gegenüber, dass die Gesamtfelder im Durchschnitt langsamer wurden. Vergleicht man den Median (also die Zeit, zu der die Hälfte der Läufer im Ziel war), stellt man fest, dass die erste Hälfte der Läufer nie später im Ziel war als 2015. Erst nach 8:37 Stunden war in diesem Jahr die Hälfte der Männer in Schmiedefeld und nach 9:21 Stunden die Hälfte der Frauen. Im Jahr 2005 lag der Median fast eine halbe Stunde höher. Wetter, die Länge des Winters, das größere Starterfeld mit zunehmend älteren Läufer mögen Gründe sein. Sie können aber nicht alles erklären, so auch nicht die fast zehn Minuten Unterschied zum Vorjahr, als ähnliche Bedingungen herrschten.
Die Teilnehmerzahlen haben sich beim Supermarathon auf hohem Niveau stabilisiert. In diesem Jahr zählte man in Schmiedefeld 2.080 Zielankünfte. Seit 2011 liegen die Zahlen damit konstant über 2.000 Finisher, wobei es zum 40. Rennsteiglauf eine deutliche Spitze gab. Damit hat der Rennsteiglauf auf der längsten Strecke so hohe Teilnehmerzahlen wie vor 30 Jahren.
Relativ gering ist der Anteil ausländischer Läufer. Laut Ergebnisliste kamen nur 64 Läufer nicht aus Deutschland und davon die Hälfte aus Österreich. Diese geringe Zahl erstaunt, wenn man die vielen ausländischen Läufer auf den vorderen Plätzen betrachtet. Bei 8.785 deutschen Ultraläufern, die die Statistik des DUV im letzten Jahr zählte, startet also rund ein Viertel auf dem Rennsteig beim Supermarathon.
Dass die Supermarathonläufer immer älter werden, wurde auch schon in einem früheren Artikel auf Laufszene Thüringen belegt. Das Durchschnittsalter lag in diesen Jahr bei etwa 47 Jahren bei den Männern und ca. ein halbes Jahr niedriger bei den Frauen. Man muss dem Rennsteiglaufverein für die kommenden Jahre wünschen, dass genügend Langstreckenläufer nachkommen und sein grenzüberschreitender Ruf wächst, um weiterhin die angestrebte Finisherzahl von 2000 Supermarathonis zu erreichen.