Mit einem Paukenschlag endete der Supermarathon der Männer. Um 20 Minuten verbesserte Christian Seiler seinen eigenen Streckenrekord und erreichte mit 50 Minuten Vorsprung vor dem Zweiten das Ziel. Über seine Einschätzung, dass diese Zeit lange Bestand haben wird, gibt es wohl keinerlei Zweifel. Bei den Frauen gewann die Vorjahresdritte Karin Kern von den LAV Stadtwerken Tübingen.
Dass Christian Seiler in diesem Jahr gut drauf ist, hat er schon in den Ergebnissen seiner Vorbereitungswettkämpfe gezeigt. So ließ er auch schon vor dem Lauf im engen Kreis verlauten, dass eine Zeit unter fünf Stunden sein Ziel sei.
In den Vorjahren lief er beim Supermarathon stets in der Spitzengruppe bis etwa zur Marathonmarke, um sich dann klar von seinen Konkurrenten abzusetzen und die restliche Strecke etwa eine halbe Minute pro Kilometer schneller als sie zu laufen. Dieses Jahr startete er von Anfang an einen Alleingang. Auf dem Inselsberg hatte er nach 25,5 km bereits einen Vorsprung von 12:33 Minuten. Diesen Vorsprung baute er gleichmäßig aus und als er nach 4:50:56 h ins Ziel lief, war der Zweite, Matthew Lynas, erst am Beerberg und hatte noch etwa 11 km vor sich.
Auch Lynas, der in Norwegen lebende Brite vom Rennsteiglaufverein, war bis dahin sein eigenes Rennen gelaufen und hatte gerade am Anfang nicht überzogen. Auf dem Inselsberg war er noch Fünfter und lag fast 17 Minuten hinter Seiler und 4 Minuten hinter dem dortigen Zweiten Christoph Lauterbach aus Erlangen. Nach Oberhof (Kilometer 54) kam er als Vierter hinter Lauterbach und den als Mitfavoriten für einen Podestplatz gehandelten René Strosny. Doch beiden vor ihm fehlte die letzte Kraft für den langen allmählichen Aufstieg auf den Beerberg, wo sie zuerst Matthew Lynas vorbei lassen mussten und dann regelrecht durchgereicht wurden. Letztlich kamen Strosny auf Platz 7 und Lauterbach auf Platz 8 in das Ziel.
Die Überraschung auf dem Podest war sicher der dritte Platz des Schmiedefelders Wolf Jurkschat, der erst in diesem Jahr zum Ultralauf gekommen ist. Er ging die Strecke defensiv an, lag auf dem Inselsberg nur auf Platz 20 und auf der Schmücke bei km 64 auf Platz 7. In einem furiosen Endspurt lief er die letzten, fast nur noch bergab führenden Kilometern bis auf Platz 3.
Deutlich weniger dramatisch verlief das Rennen bei den Frauen. Die als eine Favoritin gehandelte Vorjahresdritte Karin Kern setzte sich vom Anfang an an die Spitze und hatte auf dem Inselsberg eine Vorsprung von einer Minute, den sie bis Oberhof behielt. Erst auf den letzten 19 Kilometern über den Beerberg konnte sie ihn noch weiter ausbauen und kam nach 06:16:47 Stunden mit 5:38 Minuten Vorsprung vor Anja Jakob aus Klingenthal in das Ziel. Die zweifache Siegerin des Rennsteigmarathons lag anfangs auf Platz 3 hinter Carola Wagner vom Delligses SC. Vor Oberhof konnte sie Carola Wagner überholen, die dann etwas mehr als eine Minute nach ihr in Schmiedefeld das Ziel erreichte.
Freudig erzählte Karin Kern im Ziel: „Ich habe im vergangenen Jahr erst begonnen, Ultras zu laufen und bin dann gleich beim Rennsteiglauf Dritte geworden. Da dachte ich mir schon, dass ich noch ne Schippe drauf legen könnte. Umso mehr freue ich mich, dass es trotz Sturz zum Sieg gereicht hat.“
Die „Schippe“ war übrigens eine Verbesserung von 17 Minuten zum Vorjahr.
Zum Supermarathon waren am Morgen in Eisenach 2251 Läufer gestartet. Wieder einmal waren die Veranstalter überrascht von den vielen Nachmeldungen und so sah man improvisierte handgeschriebene Startnummern. Unter den 2147 Läufern, die das Ziel erreichten, war nach 11:10:24 Stunden auch Susanne Treflich aus Ichtershausen. Sie war überglücklich, es geschafft zu haben, und ob ihr „Einmal und nie wieder“ Bestand hat, wird man sehen. Die Statistik der Wiederholungstäter auf dem Rennsteig spricht dagegen. Auch ob Christian Seiler beim nächsten Rennsteiglauf sich statt der Zeit, etwas mehr den Tieren und Pflanzen am Wegesrand widmet, wie er hinterher verkündete, gilt abzuwarten.