Mehr als 200 Gäste haben am gestrigen Mittwochabend, den 14. März 2012, dafür gesorgt, dass die Vertretung des Freistaates Thüringen in Berlin aus allen Nähten geplatzt ist. Grund für das rege Publikumsinteresse war der Rennsteiglauf, der sich als schönster und größter Landschafts-Crosslauf Europas in der Hauptstadt vorgestellt und dabei beste Werbung für das Sportland Thüringen betrieben hat.
Rennsteiglauf sprengt Thüringer Landesvertretung in Berlin
Das Interesse war so groß, dass die gestellten Stühle bei Weitem nicht ausreichten und zahlreiche Neugierige sportlich leger stehen mussten. Neben Vertretern aus den Bundesministerien, aus dem Bundeskanzleramt und dem Bundespräsidialamt waren auch einige Bundestagsabgeordnete dem Ruf des Rennsteiglaufes gefolgt. Auch die in Berlin lebende Sportprominenz ließ es sich nicht nehmen, mit ihrer Anwesenheit die eigene Verbundenheit zum ostdeutschen Kultlauf zu dokumentieren. Der erste deutsche Skisprung-Weltmeister, Helmut Recknagel, unterhielt sich angeregt mit den Rennsteiglauforganisatoren aus seiner alten Heimat und die mit Olympiamedaillen dekorierte ehemalige Mittelstrecklerin Gunhild Hoffmeister und Box-Trainerlegende Ulli Wegner fühlten sich inmitten der Rennsteiglauffamilie sichtlich wohl. Bei einer locker geführten Gesprächsrunde unter der Moderation des bekannten Journalisten Politikwissenschaftlers und Laufszene-Kenners Dr. Hans-Joachim „Hajo“ Schumacher, der unter dem Pseudonym „Achim Achilles“ seit vielen Jahren unterhaltsame und ironische Kolumnen bei Spiegel-online schreibt, wurden außergewöhnliche und spannende Anekdoten aus der 40-jährigen Rennsteiglaufgeschichte erzählt.
Von Stürzen in Wassergruben und vergessenen Taschenlampen
So berichtete Rennsteiglauf-Mitbegründer Hans-Georg Kremer den erstaunten Zuhörern über den legendären Taschenlampenstart 1975, als die 1.000 Läuferinnen und Läufer mitten im Dunkel der Nacht vom Heuberghaus bei Friedrichroda starteten. „Leider hatten sich längst nicht alle Teilnehmer an die Ausschreibung gehalten, in der geschrieben stand, dass Taschenlampen mitzubringen sind. Hinzu kam, dass durch ein Großmanöver der sowjetischen Streitkräfte im Vorjahr die Strecken völlig zerfurcht und mit riesigen Löchern versehen waren, in denen mannshoch das Regenwasser stand. In diese dunklen Fallen sind so manche Läufer gestürzt“, erinnert sich Kremer zurück. Übrigens hatten sich bis zum gestrigen Zeitpunkt 904 Berliner für den Jubiläumslauf am 12. Mai angemeldet. Eine beachtliche Zahl, bei deren Nennung ein respektvolles Raunen durch das Publikum ging.
46 Traditionsläufer aus der Hauptstadt haben 25 Mal und mehr am Rennsteiglauf teilgenommen. Die Krönung dieser Bilanz teilen sich die beiden Rennsteiglauf-Urgesteine Roland Winkler und Dr. Bernhard Krüger. Beide standen bei allen offiziellen Rennsteigläufen seit 1975 am Start – immer an der Supermarathonstrecke. Sie laufen in diesem Jahr ohne Unterbrechung zum 38. Mal den langen Kanten. Winkler, DDR-Rekordhalter im 100-Kilometer-Lauf und Rennsteiglauf-Supermarathonsieger 1976, machte zum Abschluss des Gespräches deutlich, warum der GutsMuths-Rennsteiglauf auch nach 40 Jahren nichts von seiner Ausstrahlung verloren hat: „Verändert haben sich freilich die Farben im Läuferfeld. Der Lauf ist über die Jahre internationaler geworden. Die Läuferklamotten sind bunter, die Strecken sind viel besser präpariert als früher und damit nicht mehr ganz so anspruchsvoll – was aber seit 40 Jahren unverändert ist, ist das unnachahmliche Fluidum des Laufes, die unbeschreibliche Atmosphäre im Zielort Schmiedefeld und die enthusiastische Begeisterung der Zuschauer und der Läufer. Wir Rennsteigläufer sind eine riesige Rennsteiglauffamilie.“
7.000 Anmeldung beim Halbmarathon – Starterfeld wird geschlossen
Wie Jürgen Lange, Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, noch am Abend mitteilte, haben sich mittlerweile 7.000 Teilnehmer für den Lotto Thüringen-Halbmarathon angemeldet – so viele, wie noch nie zuvor. Das maximale Teilnehmerfeld auf der kurzen Distanz ist somit erreicht, weshalb die Veranstalter den Meldestopp beim Halbmarathon bekannt geben. Diese Begrenzung ist aus Gründen der Qualitätssicherung notwendig, um allen Läuferinnen und Läufern einen bestmöglichen Halbmarathon zu gewährleisten.