Eine der erfolgreichsten Thüringer Läuferlegenden ist Hans-Günter Müller aus Bedheim. Der für den Rennsteiglaufverein startende 58-jährige ist heute Lehrer für Physik am Gymnasium Georgianum Hildburghausen. 1967 kam er mit 14 Jahren zur Leichtathletik. Schon bald zeigte sich, dass sein größtes Talent im Mittel- und Langstreckenlauf lag. Folgerichtig war es nur eine Frage der Zeit, bis er eine leistungssportliche Laufbahn beim ASK Potsdam einschlug.
Die Umstellung auf die hohen Trainingsbelastungen gestaltete sich schwierig. Immer wieder warfen Verletzungen den ehrgeizigen Läufer in seinem Trainingsaufbau zurück. Zur damaligen Zeit hatten die Verantwortlichen nur wenig Geduld mit Athleten, die nicht in kürzester Zeit den Anschluss an die nationale und internationale Spitze schafften. Und so endeten bereits nach zweieinhalb Jahren die leistungssportlichen Ambitionen des damals 20-jährigen. „Ein 4. Platz bei den DDR-Juniorenmeisterschaften 1972 über 35 Kilometer war der einzig zählbare Erfolg in jener Zeit. Die Art und Weise, wie ich damals meine leistungssportliche Laufbahn beenden musste, hatte mir weh getan“ erinnert er sich rückblickend.
Während des folgenden Lehrerstudiums schloss sich Hans-Günter in Erfurt der Leichtathletikgruppe seiner Hochschule an. Mit freudbetontem Training erzielte er hier neue Bestleistungen über 400 und 800 Meter und wurde in 1:57,8 Minuten Studentenmeister über 800 Meter.
Mittlerweile an der polytechnischen Oberschule in Bedheim als Lehrer tätig, hörte er 1981 von einer Kollegin erstmals vom Rennsteiglauf. „Mein Ehrgeiz war geweckt und ich ließ mich auf die Wette ein, nicht nur 1982 mitzulaufen, sondern 1983 gar gewinnen zu wollen. Dabei wusste die Kollegin, die ihren Mann und mich im Mai 1982 zum Start nach Neuhaus brachte, nichts von meiner leistungssportlichen Vergangenheit. Als ich in Schmiedefeld als Sieger ankam, musste ich noch lange auf meine Wechselsachen warten. Sie hatte mit einer Laufzeit zwischen vier und fünf Stunden gerechnet und war noch längst nicht am Ziel“ weiß er von damals zu berichten.
Im folgenden Jahr konnte Hans-Günter den Sieg beim Rennsteig-Marathon noch einmal wiederholen. Heute blickt er auf insgesamt 14 Teilnahmen am Rennsteiglauf zurück (elfmal Marathon, zweimal Halbmarathon, einmal Supermarathon). „Das ist vergleichsweise wenig“ betont er, „mir ist es aber wichtig, nur optimal vorbereitet an den Start zu gehen. Wenn man verletzt ist, sollte man einen Marathon nicht laufen“. Die Plätze zwei (1984) und drei (1988) im Marathon sowie Platz zwei 1993 im Halbmarathon vervollständigen seine Bilanz am Rennsteig.Dass er in jener Zeit in der national Spitze des Landes mitlaufen konnte, belegen seine Medaillen bei DDR-Meisterschaften 1986 im Crosslauf sowie 1988 im 25 Kilometer Straßenlauf. „Die Ergebnisse zeigten, wozu ich fähig gewesen wäre und waren deshalb auch eine späte Genugtuung für mich“ fügt er hinzu. Seine Bestzeiten stehen heute für 10.000 Meter bei 30:15 Minuten (1973), Halbmarathon bei 1:10:07 Stunden (1990) und Marathon bei 2:32 Stunden (1986).
In den Jahren nach der politischen Wende schloss sich der bodenständige Pädagoge den Läufern der SG Rödental an. Gemeinsam wurden sie viermal Deutscher Senioren-Mannschaftsmeister (AK40) im Cross- und Berglauf. 1998 feierte er seinen größten nationalen Erfolg bei den Senioren (AK45) mit dem Vizemeistertitel im Halbmarathon in sehr schnellen 1:10:32 Stunden.
2003 konnte er bei der Senioren-EM in 34:48 Minuten den Vizeeuropameistertitel im 10 Kilometer Straßenlauf der Altersklasse 50 erringen. Übrigens just hinter jenem Klaus Goldammer aus Berlin, der 1984 verhindert hatte, dass Hans-Günter Müller nach seinen Rennsteiglaufsiegen 1982 und 1983 zum dritten Mal auf dem Treppchen ganz oben stand.
Heute, da er schon längst nicht mehr mit den Schnellsten mithalten kann, ist der alte Ehrgeiz geblieben. „Ich versuche immer an meine derzeitige Leistungsgrenze zu gehen. Gelingt es mir, bin ich zufrieden. Ein wenig kann ich schon stolz darauf sein, dass ich so lange konstant leistungsfähig geblieben bin“ sagt er zu seinen sportlichen Zielen, „und dabei sollte man auch immer auf seine Gesundheit achten. Gemeinsam mit den anderen Läufern der LG Süd stehen beim Training Spaß und Freude am Laufen im Vordergrund“.
Mit Gleichaltrigen will er sich aber weiterhin im Wettkampf messen, am liebsten bei Landschafts- oder Bergläufen. Nachdem er vor zwei Jahren bereits bei der Senioren-Berglauf-WM einen zweiten Platz mit der Mannschaft erreichte, gewann er in diesem Jahr in der Teamwertung die Bronzemedaille. Den Rennsteig-Marathon finishte er im Mai als Altersklassensieger der M55 in 3:14:06 Stunden, was im Gesamtergebnis einen tollen 30. Platz bedeutete.
Aber Hans-Günter nimmt nicht nur sportliche Herausforderungen an. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit erneuerbaren Energien und versucht, auch seine Schüler und Mitmenschen dafür zu begeistern. Die Solaranlage auf dem Eigenheimdach ist für ihn schon selbstverständlich, besonders die Möglichkeiten der Photovoltaik interessieren ihn. Gerne hält er zu diesem Thema Vorträge, betreut Seminarfacharbeiten und beschäftigt sich mit seinen Schülern auch außerhalb des Unterrichts mit Anwendungen auf diesem Gebiet. Nach erfolgreicher Bewerbung ist er seit September bei E.ON Thüringer Energie Testfahrer eines Mitsubishi i-MiEV Elektroautos. Dieses betankt er natürlich mit „grünem“ Strom aus der eigenen Solaranlage…
Ein interessanter Bericht über den „HGM“ ! Von seinem Solar-Hobby wusste ich noch gar nichts.
Ich hoffe, auf noch viele gemeinsame Starts mit Hans-Günter…
Gruß Christian