Die Saison 2013 war für Anna Herzberg (KS-Sportsworld) eine der erfolgreichsten: ein Marathonsieg am Brocken, dazu der dritte Podestplatz in Folge beim Rennsteig-Marathon. Vor allem beim Klassiker im Thüringer Wald präsentierte sie sich stark wie nie, lief vier Minuten schneller als 2012 und ließ die Vorjahressiegerin klar hinter sich. Doch am Ende fehlte ihr eine Minute auf die Überraschungs-Erste Anne Berthold. Was das für Anna bedeutete – und welche Trainingsumstellung ihr den großen Leistungssprung einbrachte – verrät die 26-Jährige im Interview.
Sieg am Brocken, Platz zwei am Rennsteig und in den Kernbergen, zum Abschluss ein Sieg beim Geraer Silvesterlauf. Das war ein gutes Jahr, oder?
Ich bin ganz zufrieden. Ich habe ja in Jena mein BWL-Examen geschrieben und danach auch gearbeitet. Angesichts dieser Bedingungen war es optimal.
So nah warst du dem Marathontitel am Rennsteig noch nie. Schmerzt es besonders, weil deine Zeit (3:10:36 h) bei den vorherigen sechs Auflagen jedes Mal zum Sieg gereicht hätte?
Das ist schon ein Wermutstropfen. Der Rennsteiglauf ist für mich ein emotionaler Heimwettkampf. Ich komme ja aus Espenfeld bei Arnstadt. Mein Trainer Konrad Smolinski hatte vorher sogar scherzhaft gesagt: „Das gewinnst du“, dann aber schnell den Druck wieder herausgenommen. Ich bin gut durchgekommen. Es war ja früher auch schon mal so, dass ich am Ende stark eingebrochen bin.
Du warst gleich vier Minuten schneller als im Vorjahr. Hast du mehr trainiert?
Ich habe teilweise sogar weniger trainiert! Dafür haben mir die Intervall-Einheiten viel gebracht. Früher habe ich das Tempo nie variiert oder gar Berg- und Tempoläufe gemacht. Aber nun standen oft Minutenläufe auf meinem Programm, also zum Beispiel 40 Minuten mit 2 Minuten schnell und 2 Minuten langsam im Wechsel. Außerdem habe ich Berganläufe über 30 Sekunden bis anderthalb Minuten gemacht, mit bis zu acht Wiederholungen.
Und die langen Läufe?
Lang ist bei mir alles über 15 Kilometer. Die richtig langen Läufe gingen bei mir von 20 bis maximal 35 Kilometer.
Ist es so einfach? Gibt es bei dir keine Trainingsgeheimnisse?
Es wäre ja dumm, die jetzt hier zu verraten… Nein, im Ernst: Das wichtigste ist, auf seinen Körper zu hören und ihn realistisch einzuschätzen. Man muss wissen, wenn es zu viel ist. Und wenn man nur noch seinen Trainingsplan im Kopf hat, verliert man irgendwann den Spaß. Ich habe fast zehn Jahre Volkslauferfahrung in Thüringen und schon einige Läufer gesehen, die plötzlich auftauchten und ein, zwei Jahre sehr gut waren, dann aber viele Verletzungsprobleme bekommen haben.
Du sprichst es an: Deinen ersten Halbmarathon bist du mit 16 gelaufen (2:16:47 h am Rennsteig). Was bedeutet dir der Laufsport?
Anfangs war es ein Ausgleich. Das ist auch heute noch ein großer Punkt, denn ich habe ja einen klassischen Bürojob. Mit der Zeit habe ich einen Leistungsanspruch entwickelt. Mein Vater hat mich damals motiviert: „Mach doch mal beim Rennsteiglauf mit!“ So fing es an. Ich habe früh gemerkt, dass ich die Zähne auch mal zusammenbeißen kann.
Ist das etwas, dass man als Läufer lernt?
Ich rede zwar von Freude und Spaß am Laufen – aber mal ehrlich, an einem langen Berg mitten im Wettkampf hat man das nun wirklich nicht unbedingt. Doch wenn man dann im Ziel ist, fühlt es sich gut an, etwas geschafft zu haben. Diese Einstellung ist überall im Leben wichtig. Man muss sich auch mal Durchbeißen können.
Das gilt für dich 2014 auch wieder beim Rennsteig-Marathon. Was macht die Vorbereitung?
Ich habe zurzeit Umfangswochen mit fünf Einheiten, davon eine harte. Mitte Januar gab es mal eine Woche mit 95 Kilometern, aber das war die absolute Ausnahme. Letztes Jahr bin ich im Schnitt 65–70 Kilometer pro Woche gelaufen.
Du hast jetzt erschwerte Bedingungen…
Beim Examen konnte ich morgens lernen, nachmittags trainieren und abends wieder lernen. Seitdem ich arbeite, ist das schwieriger unter einen Hut zu kriegen. Ich ziehe gerade berufsbedingt um. Vorher im Praktikum bin ich abends meist erst spät nach Hause gekommen. Da fällt es schwerer, sich aufzuraffen. Deswegen bin ich oft morgens vor der Arbeit gelaufen. Der Job hat jetzt erste Priorität. Sportliche Ambitionen habe ich aber auf jeden Fall noch.
Heißt das, wir sehen dich nun diesmal endlich als Erste in Schmiedefeld?
Das hängt sehr von meiner beruflichen Situation ab. Und von der Konkurrenz. Es kann immer jemand überraschend vorne auftauchen, so wie letztes Jahr. Aber der Traum ist natürlich, zu gewinnen.
Anna, vielen Dank für das Gespräch!