Aufgrund der aktuellen Maßnahmen und Verbote in Corona-Zeiten musste auch der 48. GutsMuths-Rennsteiglauf am 16. Mai abgesagt werden. Mit der Aktion RENNSTEIGLÄUFERatHOME rief der GMRV ein Projekt ins Leben, das es den gemeldeten Läuferinnen und Läufern ermöglichte, die ursprünglich gemeldete Strecke zu Hause unter die Füße zu nehmen. Dies nahm Axel Teichmann, Doppelweltmeister im Skilanglauf und aktueller Trainer des DSV, zum Anlass, ein eigenes Laufabenteuer ins Leben zu rufen. In einer wohl einmaligen Aktion wollte er gemeinsam mit Rennsteiglauf-Geschäftsführer Marcus Clauder sowie Wintersportlern aus seiner Trainingsgruppe alle 900-Meter-Berge in Thüringen – immerhin 14 an der Zahl – ablaufen. Dabei sollte zugleich eine Strecke mit vergleichbarer Länge des Rennsteig-Supermarathons (73,9 Km) bewältigt werden. Durch die Vergabe von Bergpatenschaften und das Sammeln von Spenden sollten gleichzeitig auch dringend benötigte Gelder für das Kinderhospiz Mitteldeutschland zusammenkommen.
In Anlehnung an den legendären Taschenlampenlauf von 4 Studenten im Jahr 1971 erfolgte der Start um Punkt 4 Uhr an der Turnhalle der Salzmann-Schule in Schnepfenthal. Am Tag zuvor hatte Axel Teichmann und Helfer alle vierzehn 900er-Gipfel mit Kreuzen, gefertigt aus abgebrochenen Skiern, markiert. Auf Einladung der Wintersportler hatten sich auch 4 Ultra-Läufer vom Lauffeuer Fröttstädt bei frostigen Temperaturen an der Turnhalle eingefunden. Angewiesen auf die Streckenkenntnisse von Gunter Rothe liefen die sechs 2er-Teams auf den ersten 11 Kilometern noch gemeinsam in Stirnlampen-Sichtweite. Nach kurzem „Einrollen“ mussten dann gleich 400 Höhenmeter bis zum ersten Gipfel, dem Inselsberg (916 m), erklommen werden. Der Sonnenaufgang entschädigte dann jedoch für die Mühen und ließ die Kälte (teilweise lag Schnee abseits der Strecke), ein wenig vergessen.Nach dem Inselsberg zog sich dann das Feld auseinander. Die Wintersportler wählten eine etwas kürzere Route (72 Km) und liefen voran. Die Ultra-Läufer sammelten noch ein paar Kilometer mehr (76,5 Km) und hielten sich etwas im Hintergrund auf der Jagd zu den weiteren Gipfeln. Da die meisten etwas abseits des bekannten Rennsteigweges liegen, entdeckten dann auch die erfahrenen Rennsteigläufer noch ein paar neue Wege und Orte. Zudem war es eine neue Herausforderung in einem 2er-Team, die nötige Verpflegung und Getränke auf dem Rücken mitführend, den langen Kanten unter die Füße zu nehmen. Durch deponierte Wasserflaschen und einem Lauffeuer-Verpflegungspunkt bei Kilometer 26, war die Last aber überschaubar, so dass auf den nächsten gut 40 Kilometern die Gipfel Greifenberg (914 m), Brand (901 m), Schützenberg (904 m), Sommersbachkopf (942 m) und Wildekopf (943 m) erklommen werden konnten.
Die Wintersportler erhielten neben der Begleitung vom MDR und einem Verpflegungs-Fahrzeug prominente Unterstützung mit Sven Fischer als Rad- und Erik Lesser als Laufbegleiter auf den letzten 21 Kilometern. Die Halbzeit der Gipfeljagd fand dann gerade auf der höchsten natürlichen Erhebung, dem Großen Beerberg (983 m) statt. Etwas abseits der ursprünglichen Rennsteig-Supermarathon-Strecke ergab sich ein herrlicher Ausblick auf Natur und Umland. Nach kurzem innehalten, mit über 50 Kilometern auf der Uhr waren da schon gut zwei Drittel der Strecke gelaufen. Die letzten Gipfel kamen nun also im Kilometertakt und die teils knackigen Anstiege kosteten dann nochmal einige Körner.
Das bei Kilometer 55, nach dem Rosenkopf (938 m) auf Höhe der Schmücke, das Ziel, der Schneekopf, quasi schon in Sichtweite war, drückte beim Autor und dessen Laufpartner schon ein wenig auf die Stimmung. Denn das Ziel vor Augen musste noch ein Halbmarathon gelaufen werden. Zudem waren vor dem Schneekopf noch fünf weitere Gipfel – Fichtenkopf (944 m), Großer Eisenberg (907 m), Großer Finsterberg (944 m), Sachsenstein (915 m) und Teufelskreise (967 m) – zu bewältigen. Aber spätestens bei der herrlichen Aussicht auf dem Plateau auf dem Großen Finsterberg, war das Lachen zurück. Mit dem Ziel vor Augen, und den in der Sonne nun warmen Temperaturen wurden die letzten Gipfelkreuze eingesammelt und schließlich, nach gut 76 Km kam dann auch der Schneekopf und somit das Ziel in Sicht.
Die Wintersportler, die teilweise erst in Oberhof und noch später eingestiegen waren, waren allesamt, wenn auch nur einige Minuten früher, im Ziel und ließen sich das Finisherbier und die Rostbratwurst schmecken. Das zweite Lauffeuer-Team genoss noch ein wenig länger den herrlichen Rennsteig, kam jedoch auch gesund und munter auf dem Schneekopf an.
In den Gesichtern und Gesprächen mit den Beteiligten konnte man dann schnell erkennen, dass die Aktion für die Teilnehmer ein Abenteuer und sportlicher Erfolg war. Durch zahlreiche Spenden konnte zudem ein Beitrag für die Aufrechterhaltung der Arbeit des Kinderhospizes geleistet werden.
Fotos: Rico Bechmann, Frank Aust, Tino Hagemann