Zum Jubiläum gab es einen Teilnehmeransturm: Insgesamt 3422 Marathonläufer absolvierten beim 40. Rennsteiglauf die Strecke von Neuhaus nach Schmiedefeld. Mit Marcel Bräutigam und Kristin Eisenacher siegten am Ende zwei Thüringer – das hatte es zuletzt 1983 gegeben. Der Streckenrekord bei den Männern wurde dabei nur knapp verfehlt.
Der Rennsteig zeigte sich zum Rennnsteiglauf-Jubiläum von seiner rauen Seite. Nachdem am Vorabend des Laufs ein heftiger Regenschauer niedergegangen war, blieb es am Lauftag aber zumindest trocken. Bei frischen Temperaturen um 7 Grad am späten Vormittag gab es ein Kontrastprogramm zum Vorjahr, wo Hitze und später ein kräftiger Schauer den Läufern viel abverlangte.
Aus sportlicher Sicht ließ der hohe Favorit Marcel Bräutigam aus Großbreitenbach von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Sieg nur über ihn gehen würde. Er setzte sich nach wenigen Metern an die Spitze des Feldes und legte ein furioses Tempo vor, dem keiner folgen wollte. Bräutigam hatte im Vorfeld mehrmals seine Ambitionen auf den Streckenrekord deutlich gemacht. Die Bestmarke des Ukrainers Stanislaw Lasjuta steht seit dem Jahr 2001 bei 2:36:32 Stunden. Bräutigam, in diesem Jahr bereits Zehnter der Deutschen Halbmarathonmeisterschaft, war dieser Coup durchaus zuzutrauen. Mit lockerem Laufstil lag er auch nach 31 Kilometern am Burgberg noch auf Kurs. Dann aber bremsten ihn auf den letzten Kilometern Magenschmerzen aus, die ihn auch zu einer kurze Pause zwangen. Im Ziel konnte er sich dennoch über seinen ersten Sieg und mit 2:38:09 Stunden auch über die viertschnellste je gelaufene Marathonzeit am Rennsteig freuen.
Die Vergabe der weiteren Podesplätze entschied sich erst in einer turbulenten Schlussphase. Nach einer starken ersten Rennhälfte sah Lennart Herrmann von der TU Chemnitz lange wie der sichere Zweite aus. Doch sein Vorsprung von zwischenzeitlich über vier Minuten schmolz nach Kilometer 35 dramatisch zusammen. Am Ende verlor er sogar den sicher scheinenden Podestplatz und kam nach 2:56:00 Stunden als Fünfter ins Ziel. Seine Schwächephase nutzte unter anderem Sebastian Bergmann von der TU Ilmenau. Bergmann, eigentlich Orientierungsläufer, schaffte es in 2:50:56 Stunden zum ersten Rennsteig-Podestplatz. Platz drei sicherte sich mit einer klugen Renneinteilung der Berliner Sebastian Nitsche in 2:52:11 Stunden.
Mit Wolf Jurkschat auf Platz 8 (LG Frauenwald, 2:57:30) und Sören Föt auf Rang 10 (LSV Lok Arnstadt, 2:58:27) erzielten weitere Thüringer Zeiten unter drei Stunden und Top-10-Plätze.
Bei den Frauen war das Rennen ebenfalls eine klare Angelegenheit, auch wenn der Vorsprung der Siegerin im Ziel mit exakt zwei Minuten nicht ganz so deutlich ausfiel. Kristin Eisenacher vom USV Erfurt, schon vor dem Lauf als klare Favoritin gehandelt, setzte sich früh im Rennen von ihren Verfolgerinnen ab. Schon an der Turmbaude Masserberg nach 18,8 Kilometern hatte sie einen komfortablen Vorsprung von über zwei Minuten, den sie bis Schmiedefeld nicht mehr hergab.
Mit ihrer Zeit von 3:12:17 Stunden erzielte sie die beste Siegleistung seit 2006. Gegenüber dem Vorjahr, als sie Neunte wurde, verbesserte sie sich um bemerkenswerte 30 Minuten. Noch erstaunlicher erscheint die Leistungsentwicklung im Vergleich zu ihrem Rennsteiglaufdebüt vor drei Jahren: Damals war sie im Halbmarathon 1:52:17 Stunden gelaufen. Zwei Thüringer als Sieger beim Rennsteig-Marathon – das hatte es zuletzt 1983 gegeben. Auch ein Beleg für die überregionale Bedeutung der Veranstaltung.
Hinter Eisenacher war das Rennen um die weiteren Podestplätze lange Zeit spannend. Die Vorjahressiegerin Anja Jakob vom VSC Klingenthal konnte sich ihres zweiten Platzes lange nicht sicher sein, denn in der Arnstädterin Anna Herzberg (Uni Jena) hatte sie eine hartnäckige Verfolgerin, die ihr zweitweise mit weniger als 30 Sekunden Rückstand auf den Fersen war. Am Ende konnte die zweimalige Rennsteiglaufsiegerin Jakob aber ihren Vorsprung ins Ziel retten. Herzberg schaffte mit starken 3:14:53 Stunden erneut den Sprung aufs Treppchen. Auch Herzbergs Steigerung von über 20 Minuten gegenüber 2011 deutet darauf hin, dass die Laufbedingungen in diesem Jahr Bestzeiten möglich machten.
Mit Johanna Schreier (Arnstadt, 3:25:20), Christina Rottenbach (Uni Jena, 3:34:13), Anja Kerrutt (LTV Erfurt, 3:35:51) und Constanze Blum (SC Motor Zella-Mehlis, 3:39:01) schafften es auf den Plätzen vier bis sieben weitere Thüringerinnen in die Top-10. Insgesamt kamen 723 Frauen ins Ziel.