Die Medaille war irgendwie enttäuschend klein. Dabei sind viele Läufer genau wegen dieser Medaille in Form der Himmelsscheibe beim Himmelswegelauf angetreten. Nach dem überstandenen Lauf bei schwülheißen 27° hätten jedoch alle eine Medaille in der Originalgröße von 32 cm verdient.
Vor der Landesgrenze Thüringens fand zum vierten Mal der Himmelswegelauf mit dem Ziel am Besucherzentrum der Himmelsscheibe „Arche Nebra“ bei Wangen statt. Angeboten wurden ein Marathon von Naumburg und ein Halbmarathon von Laucha nach Wangen. Ein Lauf über 10 Kilometer, Walking und eine Radtour ergänzten das Programm.Die Strecken des Marathons und des Halbmarathons folgen dem weitgehend asphaltierten Unstrutradweg, der nur geringe Höhenunterschiede aufweist und bei passendem Wetter durchaus schnelle Zeiten zuließe. Doch würden Läufer mit Ambitionen auf Bestzeiten vieles übersehen. Ganz bewusst verbindet der Himmelswegelauf die touristische Werbung für die interessante Region an Saale und Unstrut mit dem Laufsport.
Start des Marathons ist auf dem historischen Marktplatz in Naumburg, wo die 110 Starter im Marktgetümmel untergegangen wären. Doch der Sprecher erregte lautstark Aufmerksamkeit und gab wertvolle Hinweise, bei dem Wetter keine Bestzeiten zu versuchen und immer gut zu trinken. Die überwiegend erfahrenen Marathonläufer am Start ahnten auch so, was auf sie zukommt.
Schnell erreichte das Feld die Saaleauen und es wehte wenigstens ein ganz leichter Windhauch, der die drückende Wärme etwas lindert. Hier beginnt die Strecke ihre volle Schönheit zu zeigen. Es geht über eine Saalebrücke, vorbei an Gartenlokalen und Weinbergen. An der Saale und dann bald an der Unstrut sieht man Fähren und Paddelboote. Nach wenigen Kilometern entdecken die Läufer in den Weinbergen das „Steinerne Bilderbuch“ ein altes, 150 Meter langes Felsenrelief mit Motiven aus der Bibel und der Weinbaugeschichte.
Die Strecke ist wunderschön von der Art „Hier muss ich noch einmal herkommen“ und die Weinwirtschaften luden eigentlich ein, den Lauf zu unterbrechen. In Freyburg und Laucha führt die Strecke am Ortsrand entlang. Die Türme der alten Kirchen und die Burgen auf den Bergen ließen erahnen, was es noch alles zu entdecken gäbe. Gelegentlich mussten die Läufer allerdings auch auf die Radfahrer und einzelne Autos achtgeben
Die Veranstalter hatten gelernt. In den vergangenen Jahren gab es ziemlich vernichtende Kritiken an zu wenigen und unzureichend bestückten Verpflegungsstellen. In diesem Jahr war es besser und selten waren die Verpflegungsstellen etwas weiter als 5 Kilometer voneinander entfernt. Wenn die Läufer sich ihnen entgegen sehnten, lag es an dem schwülen Wetter, das nur in der ersten Hälfte des Laufes durch einen längeren Regen gemildert wurde.
Ab Kilometer 30 lagen die Verpflegungsstellen dann in noch kürzeren Abständen und alle boten mit Wasser, Iso, Cola, Bananen und Äpfeln den üblichen Standard. Wie der Veranstalter es geschafft hat, aus in den letzten Jahren noch desinteressierten Helfern und Anwohnern aufmerksame und freundliche Menschen zu machen, ist sein Geheimnis. Selten hat man bei einem kleinen Marathon so viel Zuspruch erlebt wie in diesem Jahr an der Unstrut.
Dennoch forderte das Wetter sein Opfer. Viele Läufer erreichten nur völlig erschöpft das Ziel und 19 der 110 Marathonstarter mussten unterwegs das Rennen beenden. Sieger wurde Markus Berliner in 3:22:25 Stunden und schnellste der 19 Frauen war Silvia Schmied in 3:31:15 Stunden. Die Himmelsscheibe als Medaille wird aber jeden Läufer an einen besonders schönen und besonders schweren Lauf erinnern.
Hallo Herr Schmid,
ein wirklich schöner Bericht, mal weg von Zeiten und Rekorden.
Das Geschriebene macht Lust, die Gegend zu erkunden.
Ich nehme an, der Mann mit Becher ist der Autor?