DM in Ulm: Silber für Sebastian Keiner und Annett Horna

Bereits zum vierten Mal nach 2003, 2006 und 2009 versammelte sich im Donaustadion im baden-württembergischen Ulm die deutsche Leichtathletik-Elite, um im Rahmen der nationalen Titelkämpfe die Besten der Besten zu ermitteln.

Auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Moskau (10. bis 18. August) gab es noch einige freie Plätze zu vergeben, was spannende Wettkämpfe mit hervorragenden Ergebnissen garantierte. Mit dem Hintergedanken, das Finalprogramm für die Zuschauer und Medien kurzweiliger zu gestalten und die Teilnehmerfelder der einzelnen Disziplinen zu begrenzen, mussten sich auch in diesem Jahr die rund 1000 gemeldeten Athleten im Vorfeld durch die Erfüllung von Normen erst für die Meisterschaften qualifizieren.

Los ging es am Samstag bei sommerlichen Temperaturen um die 25°C mit den Vorläufen der Jugend-Staffeln über 3x1000m, 3x800m sowie 4x400m. Aus Thüringer Sicht vertrat hier lediglich die Startgemeinschaft Erfurt/Worbis über 3x1000m den Freistaat. Qualifizieren sollten sich hier die jeweiligen Sieger sowie die acht zeitschnellsten Staffeln, was die StG Erfurt/Worbis in der Besetzung mit Startläufer Falko Spindler, Pascal Unbehaun und Schlussläufer Phillip Reinhardt vor keine großen Probleme stellte. In 7:45,41min erkämpften sie sich als Vorlauf-Dritter den sicheren Finaleinzug.

Vorlauf 3x1000m MJU20 mit Phillip Reinhardt (933 – StG Erfurt/Worbis)

Im Anschluss daran folgten die Vorläufe über die 1.500m. Aufgrund der geringen Meldezahlen bei den Männern verzichtete man hier auf die Vorläufe und alle Athleten erreichten kampflos das Finale. Zugute kam dies auch den Startern aus Thüringen, Sebastian Keiner (Erfurter LAC) und Stefan Eberhardt (LC Jena).

Stattdessen folgten die Ausscheidungsläufe über 1.500m der Frauen. Als einzige Läuferin aus Thüringen qualifizierte sich hier für die Titelkämpfe am Wochenende die diesjährige mitteldeutsche Meisterin über 1.500m Astrid Hartenstein vom 1. SV Gera. Neben den Siegerinnen der beiden Vorläufe qualifizierten sich die zehn zeitschnellsten Läuferinnen für das Finale. Nach dem ersten Vorlauf, den Elina Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg) in 4:25,61min vor der in Erfurt lebenden Annett Horna (4:27,06min – LC Rehlingen) für sich entschied, standen die zu unterbietenden Zeiten fest. Für Astrid stand nun das Duell gegen Corinna Harrer (Olympia-Halbfinalistin von London und 3.000m Vize-Halleneuropameisterin 2013) von der LG Telis Finanz Regensburg sowie Diana Sujew (EM-Sechste über 1.500m von 2012) vom LT Haspa Marathon Hamburg, auf dem Programm, welches sie mit Bravour löste. Stets in Kontakt zur Spitze Harrer/Sujew lief sie an Position vier gelegen ein fulminantes Rennen. In der letzten Runde erkämpfte sich Astrid zudem den dritten Rang und wurde hinter der Siegerin Diana Sujew (4:18,45min) und Corinna Harrer (4:19,15min) mit einer neuen persönlichen Bestzeit in starken 4:21,17min Dritte.

Vorlauf über 1.500m mit Astrid Hartenstein (938)

Da sich Kevin Stadler (Erfurter LAC) akribisch auf die U23-Europameisterschaften in Tampere/Finnland vorbereit und Sebastian Keiner seinen Focus seit diesem Jahr auf die 1.500m legt, fanden in diesem Jahr die 800m-Läufe ohne Thüringer Beteiligung statt.

3.000m Hindernis-Finale mit Rico Schwarz (929) und Marcus Schöfisch (928) vom ASV Erfurt

Im Abendprogramm vor 11800 Zuschauern folgte dann ein Highlight dem anderen, darunter der 3000m Hindernislauf der Männer. Mit Rico Schwarz stand hier neben Routinier Marcus Schöfisch (beide ASV Erfurt) ein Neuling auf dieser Strecke an der Startlinie. Knapp 800m ließ der Olympia-Teilnehmer von London und haushohe Favorit, Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) das Feld gewähren, bis er es mit einer Tempoverschärfung sprengte und schnell ein größeres Loch auf seine Verfolger riss. Der Kampf um Platz zwei war somit eröffnet. Schnell formierte sich eine kleine Verfolger-Gruppe und Rico Schwarz nahm zunächst das Heft in die Hand und setzte sich an die Spitze. Nach anhaltenden Atemschwierigkeiten musste er jedoch eingangs der vorletzten Runde, in aussichtsreicher Position gelegen, leider das Rennen aufgeben. Den Sieg sicherte sich wie erwartet Steffen Uliczka in 8:40,62min. Marcus Schöfisch erkämpfte sich in 9:22,02min den zehnten Rang. Im Gespräch nach dem Wettkampf zeigten sich beide Erfurter enttäuscht mit dem Ausgang des Laufes. Rico Schwarz, der seine derzeitigen guten Trainingswerte hervorhob, hofft nun auf die Möglichkeit des einen oder anderen schnelle Hindernisrennens und bereitet sich auch auf die 10km-Straßen-DM in Bobingen vor.

Rico Schwarz (929) in aussichtsreicher Position im Kampf um Platz Zwei

Am darauffolgenden Sonntag konnten die 15250 Zuschauer bei wiederum bestem Sommerwetter ebenfalls nicht über Langeweile klagen. Nachdem die Hammerwerfer und Dreispringerinnen den Wettkampftag eröffneten, standen zunächst die Staffelläufe auf dem Programm. Die Erfurter Titelverteidiger standen, wie bereits erwähnt, in diesem Jahr als Startgemeinschaft Erfurt/Worbis am Start. In der Besetzung Robert Blumentritt, Falko Spindler und Schlussläufer Phillip Reinhardt sicherten sich die A-Jugendlichen nach tollem Kampf hinter dem Sieger, der StG Magdeburg/Halle (7:20,71min) und SCC Berlin (7:22,55min) mit neuer Saisonbestleistung den dritten Rang in 7:31,55min.

1.500m-Finale mit Annett Horna und Astrid Hartenstein (938)

Am Abend standen dann die Finals über die 1.500m der Frauen und Männer auf dem Programm. Mit Astrid Hartenstein (1. SV Gera) und der Wahlthüringerin Annett Horna (LC Rehlingen), gecoacht von Olympiasiegertrainer Dieter Herrmann, standen zwei Damen aus dem Freistaat im Endkampf. Nachdem die ersten 1000 Meter noch verhältnismäßig ruhig gelaufen wurden und das Feld zunächst zusammen blieb, entbrach auf der letzten Runde ein fulminanter Kampf um die Plätze. Vorne dabei die Top-Favoritin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg), die beiden Sujew-Zwillinge (LT Haspa Marathon Hamburg) sowie Annett Horna. Corinna Harrer sicherte sich nach einem unwiderstehlichen Schlussspurt den dritten DM-Titel in Folge in 4:12,12min. Die 200m vor dem Ziel bereits als geschlagen geschienene Annett Horna kämpfte sich bravourös zurück, überspurtete wie bei ihrem Hallen-Titel in Dortmund Diana (4:13,36min) und Elina Sujew (4:14,13min) auf der Zielgeraden und freute sich über die nicht mehr für möglich gehaltene Silbermedaille in 4:13,24min. Die Geraerin Astrid Hartenstein zeigte nach der Bestzeit vom Vortag erneut eine starke Leistung und erreichte unter den Top Ten als hervorragende Neunte in 4:24,97min das Ziel.

1.500m-Finale mit Sebastian Keiner (3. v.r.) und Stefan Eberhardt (940)

Direkt im Anschluss das 1.500m-Finale der Männer mit dem letztjährigen EM-Halbfinalisten von Helsinki und Vorjahreszweiten über die 800m, Sebastian Keiner (Erurter LAC) und, besonders erfreulich aus Thüringer Sicht, dem lange Zeit vom Verletzungspech geplagten WM-Halbfinalisten von 2009, Stefan Eberhardt (LC Jena). In einem sehr unrythmischen Rennen, geprägt von zahlreichen Tempoverschärfungen, führte Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) das Feld in die letzte Runde. In einen packenden Finale waren es dann Sebastian Keiner und der Vize-Europameister über 1.500m von Barcelona 2010, Carsten Schlangen (LG Nord Berlin), die auf der Zielgeraden den Sieg unter sich ausmachten. In einem Herzschlagfinale zeigte Carsten Schlangen auf der Zielgeraden das bessere Stehvermögen und sicherte sich in 3:43,38min knapp vor Sebastian Keiner (3:43,54min) seinen sechsten Titel. Platz Drei ging an den Regensburger Florian Orth (3:44,37 min). Für Stefan Eberhardt, der sich Stück für Stück in die deutsche Spitze zurückkämpft, machte sich auf der letzten Metern der Trainingsrückstand bemerkbar. Eingangs der letzten Runde noch auf Rang sieben gelegen erreichte er als Elfter in 3:55,06min das Ziel.

Sebastian Keiner erkämpfte sich Rang Zwei hinter Carsten Schlangen

Besonders erwähnenswert auch der fünfte DM-Titel in Folge und insgesamt Achte für Dreispringer Andreas Pohle (16,35m, ASV Erfurt) sowie der Speerwurf-Doppelerfolg des LC Jena. 83,56m bedeuteten hier für Thomas Röhler den Sieg vor Vereinskamerad Bernhard Seifert (81,59m), der persönliche Bestleistung warf. Der Erfurter Sprinter Julian Reus (TV Wattenscheid) sicherte sich deutlich, jeweils unter der geforderten WM-Norm für Moskau, den Sieg über 100m in 10,14sek (Meisterschaftsrekord) sowie über 200m in 20,36sek.

Laufszene Thüringen gratuliert allen Platzierten und Teilnehmern vom Wochenende!

Siegerehrung 1.500m

Siegerehrung 100m mit Julian Reus