Bereits zum fünften Mal seit 2003 fanden in der Arena Leipzig die nunmehr 61. Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik statt. Insgesamt wurden am vergangenen Wochenende 24 Titel, jeweils 12 bei den Männern und 12 bei den Frauen, vergeben. Spannende Wettkämpfe waren auch in diesem Jahr garantiert, da bereits zwei Wochen später im polnischen Sopot mit der Hallen-WM (07. bis 09. März 2014) der nächste Höhepunkt vor der Tür steht. Leipzig bot hierfür die letzte Möglichkeit, um noch auf den WM-Zug aufzuspringen.
Gerne erinnert man sich auch noch an die letzten Meisterschaften in der Leipziger Arena im Jahr 2011 zurück, als in spannenden Rennen Rico Schwarz (ASV Erfurt) über 3.000m und Sebastian Keiner (Erfurter LAC) über 800m die Vizemeistertitel nach Thüringen holten. Die Wahl-Erfurterin Annett Horna (LC Rehlingen) erkämpfte sich außerdem den dritten Platz über 1.500m.
Die Tageskassen blieben diesmal am gesamten Wochenende geschlossen, was besonders den DLV-Veranstaltungsdirektor Frank Kowalski freute. Bei der fünften Auflage der Hallen-DM in Leipzig ist es das erste Mal, dass die Meisterschaften ausverkauft waren, d. h. alle 7500 Tickets wurden im Vorfeld verkauft. „Sicherlich mit ein Grund sind die konstanten Erfolge der Leichtathleten in den vergangenen Jahren, unsere PR-Arbeit, die sicherlich nicht die schlechteste war, und man spürt, dass die Leipziger Bevölkerung ausgehungert ist nach Top-Leichtathletik. Ich würde mich freuen, wenn es in Leipzig künftig auch wieder ein Hallen-Meeting geben würde. Dass das Interesse da ist, zeigen die Zahlen der Hallen-DM.“ so Kowalski auf leichtathletik.de.
Vor ausverkauftem Haus (3750 Zuschauer) ging es am Samstag mit den Ausscheidungsläufen über 1.500m los. Im ersten von zwei Vorläufen standen mit Astrid Hartenstein (LV Gera), die aus beruflichen Gründen in Leipzig lebt, sowie der Wahl-Erfurterin Annett Horna (LC Rehlingen) gleich beide Thüringerinnen am Start. Souverän und ungefährdet lief Horna als Siegerin des Vorlaufs in 4:24,09min ins Finale. Zittern war zunächst für Astrid Hartenstein angesagt, die den Lauf als Siebte in 4:29,95min beendete. Mit der zwölftschnellsten Zeit reichte ihr jedoch am Ende eine zehntel Sekunde Vorsprung zum Weiterkommen.
Bei den 800m Vorläufen suchte man vergeblich nach Thüringer Namen. Kevin Stadler (Erfurter LAC) bevorzugte am Wochenende die 400m, wo er jedoch bereits im Vorlauf ausschied. Sebastian Keiner (Erfurter LAC) befindet sich nach einer OP noch im Aufbautraining. Er verzichtet daher auf die Hallensaison, um die Sommersaison und eine mögliche Teilnahme bei der Europameisterschaft in Zürich (12. bis 17. August 2014) nicht zu gefährden.
Über die 1.500m bei den Männern stand lediglich der aus Chemnitz nach Thüringen gewechselte Toni Riediger (LG Ohra Energie) am Start. Zunächst an Position zwei gelegen, sah es für den 20-Jährigen bis zur 1000m Marke sehr vielversprechend aus. Als das Tempo dann forciert wurde, konnte der Thüringer Vizemeister über die gleiche Distanz das Tempo jedoch nicht mitgehen und verlor Position um Position. Im langsameren der beiden Vorläufe hatte er als Achtplatzierter in 3:53,45min letztendlich keine Chance auf ein Weiterkommen.
Das Highlight des Tages aus Läufersicht war am Abend das 3.000m Finale der Männer. Hochkarätiger kann man in Deutschland derzeit ein solches Rennen kaum besetzen. Mit Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt), WM-Fünfter 2013 über 1.500m, Carsten Schlagen (LG Nord Berlin), Vize-Europameister 2010 über 1.500m und Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB), WM- und Olympiateilnehmer über 3.000m Hindernis, war ein spannendes und schnelles Rennen garantiert. Auf dem Papier zählte Rico Schwarz vom ASV Erfurt zwar nicht zu den Favoriten, dass er immer für eine Überraschung gut ist, zeigte der Deutsche 10 km Straßenlaufmeister von 2013 aber schon des Öfteren. Nach dem Start setzten sich Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) und Carsten Schlangen an die Spitze und wechselten sich auf den ersten 2.000 Metern zunächst mit der Führungsarbeit ab. Rico Schwarz ordnete sich in Schlagdistanz im hinteren Drittel des Feldes ein und beobachtete das Geschehen. Nach rund 2.000 Metern übernahm der Jahresschnellste Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München) die Initiative und sorgte für eine Tempoverschärfung, die das Feld in die Länge zog. 250 Meter vor dem Ziel erfolgte ein weiterer Antritt, diesmal von Carsten Schlangen. Nur der gebürtige Äthiopier Homiyu Tesfaye, der bereits am frühen Nachmittag den Vorlauf über 1.500m für sich entschied, konnte folgen. Im Schlussspurt schob sich Tesfaye an Schlangen vorbei und siegte in neuer persönlicher Bestzeit von 7:58,09 min. Carsten Schlangen (7:58,62min) und Marcel Fehr (LG Limes-Rems – 7:59,15min) folgten auf den Plätzen zwei und drei und komplettierten somit das Podium. Nach einem starken Rennen erkämpfte sich der Erfurter Rico Schwarz in einem Topfeld den siebten Platz und lief in 8:04,04min ebenfalls zu einer neuen persönlichen Bestzeit.
Am Sonntag ging es für die beiden Thüringerinnen im 1.500m Finale um die Meisterschaft. Während die Titelverteidigerin Annett Horna (LC Rehlingen) als Favoritin ins Rennen ging, setzte sich die amtierende Thüringer Landesmeisterin Astrid Hartenstein (LV Gera) eine neue Bestzeit sowie die Verbesserung der Vorjahresplatzierung in Ulm, als sie Neunte wurde, zum Ziel. Nach dem Start lief Hartenstein mutig an die Spitze des Feldes und führte das Rennen über die ersten 1000 Meter an. Annett Horna befand sich stets in Schlagdistanz auf Platz vier. Als Denise Krebs (TV Wattenscheid 01) zwei Runden vor Ende das Tempo verschärfte, konnte ihr nur Horna folgen. 150 Meter vor dem Ziel setzte die Wahl-Erfurtin dann zum Spurt an und zog an Krebs vorbei. In 4:23,41min konnte die 27-Jährige souverän ihren Deutschen Meistertitel verteidigen. Denise Krebs (4:24,17min) und Lena Klaassen (TSV Bayer 04 Leverkusen – 4:24,29min) folgten auf den weiteren Plätzen. Astrid Hartenstein konnte der Tempoverschärfung leider nichts entgegensetzen und zeigte sich als Zehntplatzierte in 4:32,90min im Ziel recht enttäuscht, da hinsichtlich des Rennverlaufs für sie heute weitaus mehr drin gewesen wäre.
Im 1.500m Finale der Männer, welches ebenso wie das 3000m Finale der Frauen ohne Thüringer Beteiligung stattfand, setzte sich mit einer unglaublichen Souveränität der frischgebackene Deutsche Meister über die 3.000m, Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) auch auf der halben Distanz durch. In 3:47,28min gewann er das Rennen vor Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg – 3:47,82min) und Christoph Lohse (TV Wattenscheid 01 – 3:48,02min).
Mehr als sehenswert war auch das Finale über die 3.000m der Frauen. Während sich Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) und Elina Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg) bis kurz vor dem Ende mit der Führungsarbeit abwechselten, hielt sich Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) stets hinter den Beiden auf. Ca. 250 Meter vor dem Ziel setzte Kock zum Sprint an und lief mit einer famosen letzen Runde, die sie sogar unter 30 Sekunden zurücklegte, in 9:01,09min zum Sieg. Elina Sujew und Corinna Harrer komplettierten in 9:04,96min bzw. in 9:06,99min das Podium.
Informativer & spannender kann man einen Artikel nicht schreiben !!!
Vielen Dank, Tobias !