So einen Schlamm auf der Strecke hatte auch Roland Winkler noch nie erlebt. Dabei ist der Rennsteiglaufsieger von 1976 bereits fast 30 mal bei der Harzquerung gestartet und hat sie auch um das Jahr 1990 mehrere Male gewonnen. Der Lauf über 51 km und 1300 Höhenmeter von Wernigerode nach Nordhausen gilt als einer der schönsten Landschaftsläufe, vermeidet er doch Straßen und selbst breite Forstwege und folgt kleinen Pfaden auf anspruchsvollstem Profil. Schon bei schönem Wetter und trockenem Boden erfordert die Strecke höchste Konzentration, um nicht über Wurzeln zu stürzen oder in die kleinen Bäche zu treten, die mehrfach auf Brücken, Stegen oder Steinen zu überqueren sind.
Nach der Schneeschmelze und einer durchregneten Nacht hatten sich in diesem Jahr die Pfade über weite Strecken in Schlammrinnen verwandelt und an einen gleichmäßigen Laufrhythmus war fast nie zu denken. Hinzu kamen Temperaturen unter 5° und leichter Regen, die wohl keinen Läufer die Schönheit des Laufes richtig genießen ließen.
Sieger auf der Hauptstrecke wurden gemeinsam Andre Krohn aus Hohen Neuendorf und Andreas Schneidewind vom SV-Germania-Helmstedt, die beide nach 4:00:18 h ins Ziel kamen. Seit 1989 war es das erste Mal, dass die Sieger länger als 4 Stunden brauchten, was ein deutliches Indiz für die schweren Bedingungen ist. Bei den Frauen siegte die Fünfte des Vorjahres Claudia Herrmann von den Rennschnecken Burkersdorf in 4:47:40 h.
Auf der 25 km Strecke von Nordhausen nach Benneckenstein siegten Thomas Kühlmann vom SV Wernigerode in einer beeindruckenden Zeit von 1:40:18 und Luisa Merkel vom gleichen Verein in 2:06:17 h. Die Strecke über 28 km von Benneckenstein nach Nordhausen gewannen Janko Schlöffel vom DAV in 2:19:47 h und Judith Sachse vom Alpinverein Berlin in 2:41:33 h.
Das Wetter verhinderte, dass der Teilnehmerrekord noch deutlicher ausfiel. Hatten sich doch wenige Tage vor dem Start bereits 600 Läufer für die Hauptstrecke gemeldet. Schließlich bewältigten die lange Strecke 568 Läufer, davon 109 Frauen. Die wachsenden Teilnehmerzahlen dürften die Veranstalter auch vor Entscheidungen stellen. So sympathisch die improvisiert wirkende, aber tadellos funktionierende Organisation und die geringen Startgebühren von 18 € für die Hauptstrecke auch sind – Handzeitnahme, sich im Regen auflösende Startnummern auf der Rückseite von alten Urkunden und eine Strecke, die auf den ersten Kilometern der Teilnehmerzahl nicht gewachsen ist, sollten überdacht werden. Manche Modernisierung könnte auch den Veranstaltern Aufwand ersparen und eine moderate Erhöhung der Startgebühren würde sicher auf Verständnis stoßen.
Danke an Jens Kuhn für das Bild
Vielen Dank für Deinen Bericht, lieber Jörg,
jedoch hoffe ich gemeinsam mit vielen Läufern, dass gerade diese Veranstaltung nicht so kommerziell wie einige andere Marathonveranstaltungen bleibt und genauso liebevoll, aber sicherlich improvisiert stattfindet.
Das macht die Harzquerung doch aus!
Wir wollen einen Insiderlauf auf Wanderwegen – wir wollen nicht auf die Strasse oder befestigte Waldwege wie beim Rennsteiglauf!
Vielleicht weisst Du es nicht, aber die Harzquerung ist keine so sicher stattfindende Veranstaltung wie Du vielleicht denkst und leicht verschwindet der beste Ultra-Traillauf Deutschlands von der Oberfläche. Das wäre eine Katastrophe!
Deshalb: Peter Unverzagt – mach weiter so!
Lieber Jörg, lieber Sebastian! Als totalem Ultra-Anfänger hat mir der Lauf, wie er ist, und nicht, wie er vielleicht auch sein könnte, das Landschaftslaufvirus eingepflanzt. Bitte bitte weiter so und nicht anders! Kai
Ich bin für diesen Lauf extra aus Tirol angereist; es war mein erster „Ultra“ und hat mir gut gefallen; ich habe gerade die unbürokratische Art und das „improvisierte“ als sehr angenehm empfunden, auch die Strecke würde ich trotz höherer Teilnehmerzahlen nicht ändern – so einen Lauf rennt man ja nicht auf Zeit (bzw. die das wollen stellen sich ohnehin ganz vorne hin an die Startlinie).
Das einzige wo man von Veranstalterseite her vielleicht mehr hätte tun sollen, war, dass es im Zielbereich kaum einen wind- und kältegeschützten Bereich für die Finisher gab. Die Wettervorhersage war ja deutlich, da hätte man schon noch ein ordentliches Zelt dazustellen können und evtl. Heizpilze oder so – zumal es ja auch offenbar für die später ins Ziel kommenden kein warmes Duschwasser mehr gegeben hat. Ansonsten wirklich eine nette Veranstaltung! Der Schlamm hat mich auch nicht wirklich davon abgehalten, die Strecke zu genießen – es waren nur ein paar Abschnitte wo man sich mehr auf den Boden konzentrieren musste, das meiste ging problemlos auch bei Nässe.
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