Die Harzquerung gilt als einer der schönsten Ultramarathonläufe in Deutschland. In diesem Jahr liefen 329 Läufer die 51 km lange Strecke von Wernigerode nach Nordhausen. Bedingt durch den nur zweiwöchigen Abstand zum Rennsteiglauf waren es auf der Hauptstrecke jedoch rund 70 Läufer weniger als im vergangenen Jahr. Hinzu kamen 73 Läufer auf den beiden kurzen Strecken von 25 km und 28 km.
Bei den Frauen siegte auf der Hauptstrecke Dr. Cornelia Heinze aus Schenefeld. Nach ihrem dritten Platz beim Kyffhäuser-Marathon ist sie damit auf gutem Weg auch beim Supermarathon auf dem Rennsteig ganz vorn mitzulaufen. Sie hatte mit ihrer Zeit von 4:34:38 h mehr als eine Viertelstunde Vorsprung vor der Zweitplatzierten. Diesen Platz belegte wie im Vorjahr Dagmar Wucherpfennig. Dritte wurde Katrin Streeß aus Göttingen.
Sieger bei den Männern wurde Frank Dietrich vom MT Melsungen in 3:38:34 h vor Stephan Aris aus Kleinmachnow und Peter Kaminsky von der LG Emsdetten. Platz 30 belegte Frank Baumbach, der nach dem Kyffhäuser-Marathon auch die Harzquerung als Training für den Supermarathon beim Rennsteiglauf nutzte. Für Laufszene Thüringen berichtet er wieder von seinen Eindrücken:
Da der Freitag frei war, gönnte ich mir den Luxus und reiste schon gegen 17 Uhr pünktlich zur Startnummernausgabe im beschaulichen Wernigerode an. Die Unterlagen waren schnell abgeholt – wie liebevoll und familiär es hier zugeht, merkte ich gleich an dem netten „Kofferanhänger“ mit Stoffbändchen, auf dem per Hand der Zielort und die Startnummer geschrieben wurde.
Der Morgen erwachte mit nur 2°C, aber die Sonne sorgte kurz darauf für behagliche Wärme. 8:30 Uhr war Start und ich konnte es kaum noch erwarten, den Lauf zu beginnen. Nach dem Start zieht der Weg sofort steil nach oben und legt sich erst nach knapp 4 Kilometern und 240 Höhenmetern langsam zurück.
Wunderschöne Singletrails winden sich durch die Wälder, der Boden lässt sich gut laufen. Doch von Anfang an lassen Wurzeln, Steine und kleine Schlammlöcher keinen richtigen Laufrhythmus zu. Hohe Konzentration ist gefragt, um nicht umzuknicken.
Die Natur und damit auch die Strecke ändert sich ständig und oft muss ich einen Blick in die schöne Landschaft riskieren. Kleine Wasserläufe werden über kleinen Holzbrückchen oder auch nur mit einem schmalen Brett passiert. Es ist schwer vorstellbar, wie diese Strecke nach längerem Regen aussieht! Kurze bissige Anstiege wechseln sich ab mit harten Gefällestrecken, die es in sich haben und eigentlich niemals Zeit zum Verschnaufen lassen – psychisch wie physisch!
Bei Kilometer 11,5 kommt der erste Verpflegungspunkt mit allem, was das Herz begehrt. Leider sind meine Finger so kalt, dass ich nur mit den Zähnen eine kleine Tüte mit den Salzkapseln aufreisen kann.
Im weiteren Verlauf wird es immer wärmer. Es ist ein einziger Genuss zu laufen. Vom Poppenberg war überall im Vorfeld die Rede. Auf knapp 4 Kilometern müssen rund 300 Höhenmeter überwunden werden. Ich kann in einem guten Rhythmus hochlaufen und habe nie das Gefühl, schlapp zu machen. Mein Vorhaben, alle Anstiege zu laufen, halte ich bis zum Ende durch. Das wirklich härteste Stück führt jedoch bergab. Auf 5 Kilometern geht es 350 Höhenmeter über teilweise wirklich schwere Pisten bergab – manchmal kann ich kaum noch bremsen.
Seit dem Poppenberg ist eine Frau vor mir, die ich am Berg immer fast einhole. Bergab läuft sie mir jedoch immer wieder davon. Dann fordert die Strecke uns noch einmal alles ab – die Anstiege sind jetzt sehr schwer zu laufen. Am letzten größeren Anstieg muss die Frau ihrem Tempo etwas Tribut zollen, ich kann an ihr vorbei ziehen und komme kurz vor ihr ins Ziel. Hinterher erfahre ich, dass sie mit 4:34 h die schnellste Frau war.
Im Ziel – dem altgedienten Albert-Kuntz-Sportpark – klingt der Lauf bei Erbsensuppe und einem schönen Bierchen aus. Die Harzquerung war ein Traum, weil ich enge verwinkelte Trails mag, man sich bei dem Lauf nie wirklich erholen kann, aber trotzdem immer Spaß hat!
Für mich ist damit die Vorbereitung auf den Supermarathon erfolgreich abgeschlossen und nun ist Regeneration angesagt. Fast jeder, mit dem ich während des Laufs geplaudert hatte, will in 14 Tagen am Rennsteig zum Supermarathon sein. Ich freu mich auf Euch!