Bei Nebel und Temperaturen nur wenig über 0 Grad gestartet, lachte im Ziel den Läufern der 35. Auflage des Jenaer Kernberglaufs die Sonne. Nach zwei Jahren mit widrigen Witterungsverhältnissen konnten sich die Organisatoren in diesem Jahr über sprichwörtlich „Goldenes Oktoberwetter“ freuen.
Auch die Strecken waren nach dem Regen zu Wochenmitte gut abgetrocknet, so dass die Läufer beste Bedingungen vorfanden. Wegen Straßenbauarbeiten musste die Streckenführung in diesem Jahr an mehreren Stellen leicht abgeändert werden. Beide Umstände lassen daher einen Vergleich der Leistungen zu den Vorjahren anhand der Streckenzeiten nur bedingt zu.
Mit der geänderten Streckenführung hatten viele Läufer nach 2,5 Kilometern ihre Probleme, als die Hauptstecken über 15 und 27 Kilometer von der üblichen Route abbogen, der 5-Kilometer-Jedermanns-Lauf aber auf der alten Streckenführung verblieb. Da hätten vorankündigende Kreidepfeile, wie sie ansonsten auf den Strecken sehr gut eingesetzt worden, sicher für mehr Klarheit gesorgt. Zum Glück konnte der Streckenposten schlimmeres weitgehend verhindern.Beide Hauptläufe sahen bei den Männern klare Sieger, die sich schon frühzeitig von ihren Kontrahenten lösten. Über die 15 Kilometer gewann der 6-fache Rennsteiglaufsieger Christan Seiler von der LG Ohra-Hörselgas in 52:05 Minuten, der damit seinen insgesamt 5. Erfolg an den Kernbergen feierte. Ihm folgten im spannenden Kampf um Platz 2 Phillipp Heisch (LAC Erdgas Chemnitz, 54:14 min) und Andrew Liston (Salomon-Krofdorf Gleiberg, 54:26 min). Der Viertplatzierte Thomas Häusler (SV Hermsdorf, 54:40 min) vergab seine Chance auf den Podiumsplatz durch einen Start aus der „2. Reihe“, nach seiner Netto-Zeit (54:17 min; im Vergleich: Heisch 54:13 min, Liston 54:21 min) war er Drittschnellster…
Auf der 27 km Königsstrecke gab es einen noch klareren Einlauf. Hier wiederholte Phillip Willaschek (LC Erfurt/ LG Ohra-Hörselgas) seinen Erfolg aus dem Vorjahr und war dabei mit 1:36:11 Stunden um einiges schneller als vor Jahresfrist. Der gebürtige Berliner, den es im vergangenen Jahr beruflich nach Thüringen verschlug, wechselte zu Beginn des Jahres zur leistungsorientierten Laufgruppe des LC Erfurt und konnte am Kernberg sein gewachsenes Leistungsvermögen zeigen.Um einen Podiumsplatz auf dieser Strecke kämpften lange Zeit der Greizer Thomas Drechsler (Team Erdinger Alkoholfrei/RC) und Manfred Berktold (Salomon/TV Hindelang), bis sie sich durch eine Unaufmerksamkeit zur Hälfte der Strecke verliefen und nach großem Umweg hoffnungslos zurückfielen. Die Gunst der Stunde nutzte Frank Wagner (Rennsteiglaufverein/ LG Süd). Bei den ersten Posten noch nicht unter den ersten Fünfzehn gezählt, arbeitete er sich im Laufe des Rennens immer weiter nach vorn und war – wie der Stadionsprecher – beim Zieleinlauf von seinem zweiten Platz (1:50:44 h) etwas überrascht. Auf Rang drei kam eine knappe Minute später Willi Hofmann (TSV Dresden, 1:51:40 h) ein.
Bei den Frauen setzte sich auf der 15 km Strecke Astrid Hartenstein durch. Die vielfache Thüringer Meisterin vom 1. SV Gera, in diesem Jahr DM-Finalistin über 1500 Meter in Kassel, lief dabei in guten 1:03:14 Stunden auf Gesamtrang 26 im Ziel ein. Aber auch die zweit- und drittplatzierten Läuferinnen Daniela Oemus (SV Blau-Weiß Bürgel, 1:04:25 h) und Nora Kusterer (SV Oberkollbach, 1:04:40 h) standen ihr nur wenig nach. Dabei gab es für beide ein Kuriosum bei der Altersklassen-Siegerehrung. Die Regelung der Gesamtsiegerermittlung nach Brutto-Zeit, Altersklassenwertung aber nach Netto-Zeitnahme führte dazu, dass beide hier die Plätze in der W20-Wertung (Kusterer 1:04:07 h; Oemus 1:04:25 h) tauschten.
Im 27 Kilometer Rennen der Frauen siegte nach 2:01:22 Stunden die Thüringerin Stefanie Wiesmair vom Team SALOMON. Die 31-jährige aus Bad Salzungen, die in diesem Jahr mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, war in den letzten Jahren bei vielen Läufen sehr erfolgreich und fügte ihrer tollen Bilanz einen weiteren Sieg hinzu. Durch ihre Teilname am Salomon-Trailrunning-Cup ist auch die zweitplatzierte Bayerin Ulrike Mayer-Tancic von der LG Telis Finanz Regensburg in Thüringen keine Unbekannte mehr. Als Vorjahressiegerin des Schneekopflaufs zeigte die W45-Starterin in 2:02:38 Stunden auch hier ihr Ausdauervermögen. Auf Rang 3 kam Anja Kerrutt (2:08:33 h) vom LTV Erfurt ins Ziel.
Die Mannschaftswertung des Kernberglaufs gewann zum dritten Mal in Folge, diesmal mit der Idealpunktzahl 6 (6 Altersklassensiege auf den Hauptstrecken), das Team der LG Süd des Rennsteiglaufvereins vor dem Potsdamer Laufclub (13 Punkte) und dem Saalfelder LV (32 Punkte).
Insgesamt war die Veranstaltung wieder sehr gut organisiert, sah man bei Wettkämpfern und Organisatoren danach in viele zufriedene Gesichter. Mit über 1400 ausgegebenen Startnummern erreichte der diesjährige Lauf sein drittbestes Meldeergebnis in seiner Geschichte. Einschließlich der Kinderläufe kamen mit 1299 Läuferinnen und Läufern so viele wie noch nie in die Wertung.
Neben vielen Studenten, die in gesonderter Wertung einen Startanreiz finden, lebt der Lauf ähnlich wie der Rennsteiglauf von den vielen Traditionsläufern, die sich Jahr für Jahr im Saaletal treffen. Vier von ihnen haben dabei noch keinen Kernberglauf ausgelassen und waren bei allen 35 Auflagen dabei. Sich über all die Jahre so fit zu halten, auch das ist eine tolle Leistung.
Apropos tolle Leistung, nicht allen Teilnehmern ging es um Sieg und Bestleistungen. Der letzte Läufer, Gerhard Jenkis aus Hof, war das erste Mal in den Kernbergen dabei und äußerte sich nach dem Zieleinlauf sehr lobend über den Lauf. Lediglich mehr Bänke haben ihm auf der Strecke gefehlt, damit er die herrlichen Aussichten und die wunderschöne Herbstlandschaft noch besser hätte genießen können.