Bei strömenden Regen fand am vergangenen Wochenende der 34. Kernberglauf in Jena statt. Trotz Nässe und Kälte gingen mit 1192 Teilnehmern fast genauso viele Läufer an den Start wie im Vorjahr. Auf der 15-Kilometer-Strecke setzten sich mit den beiden Triathleten Rebecca Robisch und Steffen Justus erneut die Vorjahressieger durch. Beide blieben aber deutlich über ihren Vorjahresleistungen. Im zweiten Hauptrennen gingen dagegen neue Namen in die Siegerlisten ein: Phillip Willaschek vom LTV Erfurt und Antje Müller vom SV Eula sicherten sich die Gesamtsiege über die 27-km-Distanz.
Kälte, strömender Regen und matschige Wege waren nie Markenzeichen des Kernberglaufs. Bei den meisten Auflagen konnten sich die Organisatoren des USV Jena über hervorragendes Laufwetter freuen. Nach dem zweiten Jahr verregnetem Herbstwetter in Folge dürfte der Kernberglauf seinen Ruf als Schönwetterlauf nun aber verlieren. Während der gesamten Veranstaltung prasselte der Regen auf die Laufstrecken und das Sportgelände in der Jenaer Oberaue.
Um 11 Uhr fiel der Startschuss zu den beiden Hauptläufen. Als Siegkandidaten auf der Königsstrecke über 27 Kilometer galten sowohl Nico Jahreis vom SV Fortuna Gefell als auch Phillip Willaschek vom LTV Erfurt. Während Jahreis in diesem Jahr unter anderem als Thüringer Halbmarathonmeister der Altersklasse M30 überzeugen konnte, hatte der Neu-Erfurter Willaschek in den vergangenen Wochen mehrere Geländeläufe in Thüringen gewonnen, darunter unter anderem den 25-Kilometer-Lauf beim Saale-Rennsteig-Marathon.
Zunächst führte Jahreis das Rennen an, Willaschek schloss jedoch am Ende des Anstieges hinauf zur Kernberghorizontalen zu ihm auf. Beide liefen viele Kilometer gemeinsam, bevor Willaschek abreißen lassen musste.
Beim Abstieg von den Kernbergen etwa vier Kilometer vor dem Ziel hatte Jahreis noch einen komfortablen Vorsprung auf seinen Verfolger. Doch auf den letzten flachen Asphaltkilometern schwanden ihm die Kräfte, so dass der Erfurter Willaschek ihn noch abfangen und sogar eine Minute Vorsprung auf ihn herauslaufen konnte. Nach 1:46:05 Stunden überquerte der Kernberglauf-Debütant Willaschek die Ziellinie auf dem Sportplatz des USV Jena. Nico Jahreis lief nach 1:47:12 Stunden durchs Zieltor. Hinter den beiden Führenden folgte der Jenaer Physik-Student André Fischer auf dem dritten Rang. Der 6. des diesjährigen Rennsteig-Marathons benötigte 1:52:27 Stunden. Als schnellster Student im Läuferfeld gewann er damit souverän den Titel des Mitteldeutschen Hochschulmeisters im Ausdauerlauf.
Die traditionsreiche 27-Kilometer-Strecke des Kernberglaufs war in diesem Jahr verändert worden, weshalb die Laufzeiten sich nicht mit denen vergangener Jahre vergleichen lassen. Die Läufer liefen erstmals nicht mehr von der Lobdeburg hinab nach Drackendorf, weshalb knapp 100 Höhenmeter weniger bewältigt werden mussten. Dafür war die Strecke in diesem Jahr nach Angaben des Veranstalters allerdings 700 Meter länger.
Im Frauenfeld fehlten die Siegerinnen der vergangenen Jahre wie Stefanie Wiesmair und Anke Härtl. So war der Weg frei für Antje Müller vom SV Eula. Die Athletin der Altersklasse W40 gewann in 2:14:18 Stunden und war damit sogar mehrere Minuten schneller als im Vorjahr. Sie verwies die Siegerin des diesjährigen Schneekopflaufs, Ulrike Mayer-Tancic aus Regensburg, knapp auf Platz 2 (2:14:55). Auf den dritten Rang lief Angela Fink (Die Laufbekanntschaften) in 2:16:17 Stunden. Insgesamt beendeten 343 Sportler den 27-km-Lauf.
Den traditionell beliebteren 15-Kilometer-Lauf über den Fürstenbrunnen, das Steinkreuz und die Kernberghorizontale absolvierten 699 Athleten. Hier hatte mit Steffen Justus der Vorjahressieger gemeldet. Alles andere als ein Sieg von ihm wäre eine Überraschung gewesen. Erst vor wenigen Wochen wurde der gebürtige Jenaer Triathlon-Vizeweltmeister. Er ist als starker Läufer bekannt. Dennoch gab der 28-Jährige nach dem Rennen zu, am Morgen des Laufes schon etwas Angst vor diesem Wettkampf gehabt zu haben. Er sei derzeit in einer Trainingspause, in der er nur jeden zweiten oder dritten Tag trainiere. Deshalb wusste er nicht um seine Form und wollte das Rennen bereits an den ersten Anstiegen schnell angehen, um auf den vielen Bergabkilometern kein Risiko eingehen zu müssen.
Seine Strategie ging auf und schon nach wenigen Kilometern hatte er sich einen Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger Sven Praetorius vom LC Erfurt herausgelaufen. Bis zum Ziel tat Justus nur das Nötigste, um seinen Gegner auf Distanz zu halten, ohne ihn wirklich abzuschütteln. Auf den letzten beiden Kilometer nahm er dann noch mal an Tempo auf, um letztlich nach 54:32 Minuten als lächelnder Sieger das Ziel zu erreichen. Sven Praetorius kam in 54:46 auf Platz 2 ein.
Dahinter konnte Philipp Heisch vom LAC Erdgas Chemnitz, Sohn und Bruder früherer Kernberglaufsieger, das Duell um Platz 3 gegen den früheren Rennsteiglaufsieger Jan Burzik (AK 40) für sich entscheiden und sich nach 55:47 Minuten zudem über den Titel des Mitteldeutschen Hochschulmeisters freuen.
In der Frauenwertung kam es zu dem gleichen Zieleinlauf wie 2009. Die Triathletin Rebecca Robisch, Freundin von Steffen Justus, entschied das Rennen mühelos für sich und jubelte nach 1:01:14 Stunden mit fast 5 Minuten Vorsprung. Die Einheimische Daniela Oemus vom TuS Jena wiederholte in 1:06:11 ihre Vorjahresplatzierung und entschied damit erneut das Thüringer Duell mit Astrid Hartenstein aus Gera für sich, zu dem es zuletzt bei den Deutschen Straßenlaufmeisterschaften in Ohrdruf gekommen war. Die mehrfache Thüringer Meisterin Astrid Hartenstein lief in 1:07:49 Stunden auf Rang 3.
Trotz des harschen Wetters beteiligten sich 1192 Läufer am Kernberglauf. Während auf den längeren Strecken weniger Läufer als sonst unterwegs waren, gab es im 5-Kilometer-Lauf mit 82 Teilnehmern einen neuen Rekord. Der Gesamtleiter Dr. Peter Losso berichtete am Ende der Veranstaltung von nur 10 Aktiven, die den Wettkampf nicht beenden konnten, darunter vier auf der langen Strecke. In die Wertung zur Mitteldeutschen Hochschulmeisterschaft gingen 94 Studierende auf der 15-km- und 37 auf der 27-km-Strecke ein. Das waren auf beiden Strecken jeweils mehr als 10% aller Teilnehmer.