Steffen Justus hat beim 33. Jenaer Kernberglauf die fünf Jahre währende Siegesserie von Christian Seiler beendet. Der 27-jährige Triathlet Justus gewann auf der 15-Kilometer-Strecke in 50:44 Minuten und verwies den Erfurter Seiler dabei auf Rang 2. Auch bei den Frauen siegte über 15 Kilometer in Rebecca Robisch eine Triathletin. Die Titel über 27 Kilometer gingen an Stefanie Wiesmair vom Sportteam Steinbach und Geronimo von Wartburg von der LG Kreis Verden.
Für Thüringens schnellsten Langstreckenläufer Christian Seiler vom Laufclub Erfurt endete am vergangenen Wochenende eine beeindruckende Siegesserie: Seit dem Jahr 2004 war er bei den drei bedeutendsten Thüringer Läufen ungeschlagen gewesen. Beim Rennsteiglauf, beim Weimarer Stadtlauf und eben beim Kernberglauf hatte er in jedem Jahr einen der Hauptläufe gewonnen. Vier Wochen nach seinem bravourösen Marathonlauf in Berlin schaffte es Seiler nun erstmals nur auf den 2. Platz.
Der Jenaer Triathlet Steffen Justus hatte im 15-Kilometer-Lauf über die Kernberge früh die Führung übernommen. Er erreichte als erster das Steinkreuz bei Kilometer 6, den höchstgelegenen Punkt des Laufes. Seinen kleinen Vorsprung auf Christian Seiler konnte er bergab auf den schmalen Pfaden der Kernberghorizontale weiter ausbauen. Das Ziel im Stadion des USV Jena erreichte Justus nach 50:44 Minuten mit fast einer halben Minute Vorsprung auf Seiler, der in 51:12 Minuten auf Platz 2 einkam. Hinter den beiden Spitzenläufern klaffte eine kilometerlange Lücke. Seilers Vereinskamerad Steffen Jabin erreichte nach 55:47 Minuten als Dritter das Ziel.
Der Sieg von Steffen Justus kam alles andere als überraschend: Der 6. der diesjährigen Triathlon-Weltmeisterschaft ist als hervorragender Läufer bekannt. Im Vorjahr hatte er bei seinem Debüt den München-Marathon in 2:21:38 Stunden gewonnen, im Frühjahr hatte er als Zweiter der Deutschen Halbmarathonmeisterschaft die deutsche Laufelite düpiert. In der kommende Woche wird er in Frankfurt erneut zu einem Marathonlauf starten.
Tagelanges Regenwetter hatte die langen Waldpfade der Kernberglaufstrecken völlig aufgeweicht und in Schlammpisten verwandelt. Während die breiten, befestigten Forstwege gut zu belaufen waren, waren die Läufer auf der langen Bergabstrecke gen Ziel gezwungen, vorsichtig zu laufen.
Die rutschige Strecke, der hartnäckige Dauerregen und die kalten 7°C ließen nicht an Streckenrekorde denken. Dennoch gelang bei den Frauen der 21-jährigen Rebecca Robisch in 58:53 Minuten eine herausragende Zeit. Damit war sie 6.-Schnellste aller Teilnehmer. Auch sie ist Triathletin und als gute Läuferin bekannt: Im Jahr 2007 wurde sie Deutsche Crosslauf-Meisterin bei den Jugendlichen. Auf die zweite Frau mussten die Zuschauer im USV-Stadion lange warten. Lokalmatadorin Daniela Oemus vom TuS Jena kam nach 1:06:50 Stunden ins Ziel. Hinter ihr landete Astrid Hartenstein vom 1. SV Gera in 1:09:40 auf Platz 3.
Die 27 Kilometer lange Königsstrecke des Kernberglaufs versprach in diesem Jahr ein spannendes Rennen um den Sieg im Trailrunning-Cup, einer von den Sportartikelherstellern GoreTex und Salomon ausgeschrieben Berglaufserie, zu der mit dem Rennsteiglauf, dem Schneekopflauf und dem Kernberglauf auch drei Thüringer Mittelgebirgsläufe gehören. Sowohl der in dieser Wertung bislang führende Martin Schedler vom Team Salomon als auch der Zweitplatzierte Geronimo von Wartburg von der LG Kreis Verden hatten sich angekündigt.
Doch zu dem Duell kam es nicht, weil Schedler nicht ins Rennen ging und von Wartburg damit den Gesamtsieg kampflos überließ. Dennoch wurde der Lauf spannend, weil mit Helmut Schießl ein früherer Berglauf-Weltmeister auf die Strecke ging. Schießl hielt sich von Beginn an der Spitze auf und gewann auch die Bergwertung, die für den Schnellsten auf den ersten 5,8 Kilometern und 250 Höhenmetern ausgeschrieben war. Helmut Schießl und Geronimo von Wartburg liefen lange gemeinsam und hatten bald einen beträchtlichen Vorsprung auf die einheimischen Verfolger. Bei Kilometer 15 hatten beide noch genug Luft, um kurz vor einem schweren Anstieg miteinander zu plaudern (Foto).
Da die letzten 9 Kilometer des Kernberglaufs fast ausschließlich bergab führen, konnte Schießl seine besonderen Stärken im Bergauflaufen nicht nutzen, um dem jüngeren Konkurrenten davonzulaufen. Geronimo von Wartburg, ehemaliger Deutscher Halbmarathonmeister in der Juniorenklasse, lief auf den letzten Kilometern stärker und kam in 1:38:18 Stunden als Erster ins Ziel. Der 37-Jährige Schießl wurde in 1:38:50 Minuten Zweiter. Dahinter kam in Jan Burzik der erste Thüringer ins Ziel. Der frühere Kernberglaufsieger Burzik brauchte als AK40-Sieger 1:43:40 Stunden.
Im Frauenrennen dominierte die zweimalige Rennsteiglaufsiegerin Stefanie Wiesmair vom Team Salomon/PSV Kassel. In 2:00:46 Stunden scheiterte sie nur knapp daran, die Schallmauer von zwei Stunden zu durchbrechen. Auch die Bergwertung bei 5,8 Kilometern konnte sie in 25:34 Minuten klar für sich entscheiden. Für Stefanie Wiesmair endet damit eine erfolgreiche Saison. Die Läuferin aus Bad Salzungen konnte erneut den Rennsteiglauf-Halbmarathon gewinnen, wurde Hessische Crosslauf-Meisterin und Hessische Vizemeisterin im Berglauf, siegte bei zahlreichen Volksläufen in Thüringen und wurde 13. der Deuschen 10-Kilometer-Meisterschaft.
Zweite wurde die frühere Berglauf-Vizeweltmeisterin der AK 40, Anke Härtl vom TV 1848 Coburg. Sie querte nach 2:04:39 Stunden die Ziellinie. Platz drei ging an Regine Schlump vom SC Immenstadt in 2:05:28.
Die ausgeschriebene Mannschaftwertung konnte der Rennsteiglaufverein (LG Süd) mit 16 Punkten für sich entscheiden, punktgleich mit dem SV Hermsdorf und Triathlon Jena mit 20 Punkten. Die Punktzahl beim Mannschaftsergebnis ergab sich aus der Summe der sechs besten Altersklassenplätze der Teammitglieder, unabhängig von der jeweiligen Laufstrecke. Bei Punktgleichheit erfolgt eine aufsteigende Sortierung der ansteigend aneinandergereihten Platzziffern.
In den Hauptläufen kamen insgesamt 1073 Läuferinnen und Läufer ins Ziel. Die Langdistanz bewältigten 360 Sportler, über die 15-km-Strecke erreichten 713 das USV-Stadion. In den Kinder- und Schülerläufen sowie im Jedermannslauf traten insgesamt 120 Teilnehmer an.
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Ergebnisse des 33. Kernberglaufs