Mit Paul Muigai Thuo hat erstmals ein männlicher Athlet aus Kenia beim Rennsteiglauf gewonnen. Der 26-jährige Thuo siegte in 1:10:00 Stunden vor dem Vorjahressieger Stefan Hubert aus Sömmerda, der in 1:10:47 den zweiten angetreten Kenianer Isaak Kiplagat Sang knapp auf Platz 3 verweisen konnte. Bei den Frauen lief Stefanie Wiesmair für das Sportteam Steinbach wie erwartet zu ihrem zweiten Gesamtsieg beim Rennsteiglauf. Hinter ihr landete mit Romy Lindner eine frührere Siegerin des Rennsteig-Marathons. Die Biathletin Juliane Döll aus Oberhof schaffte es erneut aufs Podest, muss aber weiterhin auf ihren ersten Sieg warten.
Der Rennsteiglauf-Halbmarathon war spannend wie lange nicht mehr – auch ohne drei der gemeldeten Läufer des LC Erfurt und ohne den Dauer-Zweiten Jan Burzik, der sich kurzfristig auf den Marathon umgemeldet hatte. Es gab das von Laufszene-Autor Christian Strauß angekündigte schnelle Rennen mit einer Siegerzeit unter 1:11 Stunden bei den Männern. Und dass, obwohl die Strecke diesmal länger war als in den Vorjahren.
Eine vom Veranstalter nicht bekanntgegebene Streckenänderung an der Schmücke führte die Läufer auf einem mehrere Hundert Meter langen Umweg zur ersten Verpflegungsstelle. Der schmale, schlammige Waldpfad war schon unter den Füßen der ersten Läufer rutschig. Der Umweg verlängerte den Halbmarathon in diesem Jahr um etwa 200 Meter. Für die schnellsten Rennsteigläufer dürfte diese Streckenänderung einen Zeitverlust von 45 bis 60 Sekunden bedeutet haben. Läufer aus dem Mittelfeld können mindestens 90 Sekunden von ihrer Laufzeit abziehen, wenn sie ihr Ergebnis mit dem der Vorjahre vergleichen wollen.
Im Vorfeld des Rennsteiglaufs hatte die Meldung für Furore gesorgt, dass zwei Kenianer beim Rennsteiglauf starten wollen. Die beiden Athleten Paul Muigai Thuo und Isaak Kiplagat Sang hatten sich für den Rennsteig-Marathon angekündigt. Kurzfristig entschieden sich die beiden Athleten vom Bitterfelder SV 2000 dann aber für einen Wechsel auf die Halbmarathonstrecke.
In einer Pressemitteilung betonte Rennsteiglauf-Cheforganisator Jörg Brömel vor dem Start, dass weder Antrittsgelder noch Siegprämien an die kenianischen Athleten gezahlt würden. Ein kleines Privileg wurde den beiden Athleten allerdings doch gewährt: Sie hatten sich erst kurzfristig zu einem Start entschieden und somit den Meldeschluss verpasst. Für Volksläufer sind Nachmeldungen nicht möglich; die beiden Topathleten erhielten trotzdem noch Startnummern.
Mit ihrer Meldung nahmen die beiden Kenianer zweifelsfrei die Favoritenrolle beim Halbmarathon ein, auch wenn die beiden nicht unschlagbar schienen angesichts ihrer Marathonbestzeiten von 2:20:32 bzw. 2:19:29 Stunden. Vom Startschuss an führten dann mit Stefan Hubert (SV Sömmerda) und Christian Biele (Laufclub Erfurt) auch zwei Thüringer das Elitefeld über die Oberhofer Straßen. Thuo und Sang hielten sich zunächst zurück, übernahmen dann aber am Rondell das Kommando.
In der noch zwölfköpfigen Führungsgruppe lief zu diesem Zeitpunkt auch der 27-jährige Mitfavorit Markus Koch. Der aus Steinheid stammende Koch läuft fast verzweifelt einem Sieg beim Rennsteiglauf hinterher: Nach Platz 3 (2003, 2004) und Platz 2 beim Halbmarathon (2005) sowie zweiten Plätzen im Marathon (2007, 2008) versuchte er es 2009 wieder beim Halbmarathon – sicher auch, um seinem Dauerrivalen, dem Seriensieger Christian Seiler aus dem Weg zu gehen. Früh wurde klar, dass es auch in diesem Jahr nicht zu einem Sieg reichen würde. Schon bei Kilometer 4 lag Koch deutlich hinter den Führenden zurück und hatte beim Kampf um die Podestplätze keine Chance mehr.
Vorjahressieger Stefan Hubert und die beiden Kenianer waren da schon weit enteilt. Als Trio liefen sie auf den nebelverhüllten Großen Beerberg, dem mit 983 Metern höchsten Punkt der Strecke. Auch der Halbmarathon-Sieger von 2007, Christian Biele vom Laufclub Erfurt, konnte nicht folgen.
Bis wenige Kilometer vor dem Ziel blieben die Führenden beisammen, bis sich Paul Muigai Thuo absetzen konnte und in starken 1:10:00 Stunden zum Sieg lief. Dahinter kämpfte Stefan Hubert verbissen gegen alle Attacken von Isaak Sang, der sich schließlich im Zielspurt geschlagen gab und mit zwei Sekunden Rückstand Dritter wurde.
Der 26-jährige Paul Muigai Thuo hatte erst vor zwei Wochen den zweiten Platz beim Goitzsche-Marathon belegt. Dort unterlag er noch seinem Teamkamerad Sang, der diesmal Dritter wurde. Die beiden Kenianer sind im Rahmen des Hilfsprojekts „Sportler helfen Sportler“ seit Ende April in Deutschland und werden in Deutschland vom früheren Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski trainiert. Sie reisen am 23. Mai zurück nach Kenia. „Es werden zukünftig bestimmt weitere Landsleute hier laufen wollen, wenn wir davon erzählen“, sagte der Sieger Thuo einem Reporter im Ziel. Der Sportjournalist Werner Bache hat für das Freie Wort ein lesenswertes Porträt der beiden kenianischen Athleten geschrieben.
Stefan Hubert lief in 1:10:47 Stunden mehr als eine Minute schneller als bei seinem Vorjahressieg. Dies ist umso bemerkenswerter, da er nach langer Verletzungspause erst seit fünf Wochen wieder im Training steht. Im Herbst 2008 hatte sich Hubert mit starken Crossläufen in Darmstadt und Berlin für das DLV-Juniorenteam zur Cross-Europameisterschaft empfehlen wollen, war aber nicht nominiert worden.
Hinter den schnellsten Athleten waren auch viele Thüringer Nachwuchstalente im Skilanglauf auf der Strecke. Von ihnen konnten Roy Meingast und Philipp Marschall allerdings nicht ihre guten Leistungen des Jahres 2007 wiederholen, als sie mit Zeiten um 1:15 Stunden die Plätze 3 und 5 in der Gesamtwertung belegten.
Bei den Frauen schaffte Stefanie Wiesmair vom Sportteam Steinbach einen souveränen Favoritensieg. Sie lief die Halbmarathonstrecke in 1:25:54 Stunden. Für Wiesmair, die auch Fußball spielt, war es der zweite Gesamtsieg im Halbmarathon nach 2006. Im Vorjahr war sie erstmals den Marathon gelaufen und dort knapp geschlagen Zweite geworden.
Für die Zuschauer am Zielort Schmiedefeld schien der Rennverlauf bei den Frauen zunächst spannender als für Beobachter an der Strecke. Die Streckenposten hatten dem Sprecher am Zielort fälschlich mitgeteilt, dass eine unbekannte Frau aus Friedrichroda an der Spitze läge. Stattdessen lief Wiesmair an der Spitze ein einsames Rennen. Im Ziel kündigte sie an, im nächsten Jahr wieder Marathon laufen zu wollen. Der Halbmarathon sei keine Liebe für sie, sagte sie im Interview im Ziel.
Zu Rennbeginn lag die Biathletin Lisa Voigt aus Oberhof noch an der Spitze, brach aber dann deutlich ein und lief 1:38:11 Stunden. Im Vorjahr war Voigt noch unter 1:30 Stunden gelaufen und hatte inoffiziell den dritten Platz belegt. Sie lief damals allerdings ohne Startnummer und taucht deshalb nicht in der Ergebnisliste von 2008 auf.
Auf Platz 2 der Frauenwertung lief die dreimalige Rennsteiglauf-Siegerin Romy Lindner (Intersport Hopfmann), die in den Jahren 1992 bis 1994 den Rennsteig-Marathon gewinnen konnte. Sie kam in 1:27:16 Stunden knapp vor der Biathletin Juliane Döll aus Floh-Seligenthal ins Ziel. Döll belegte mit nur 6 Sekunden Rückstand den dritten Platz.
Die stark laufende Triathletin Juliane Totzke kam als Siegerin der Klasse weibliche Jugend A als Gesamtvierte nach 1:28:21 Stunden ins Ziel. Totzke, Jahrgang 1991, könnte in den kommenden Jahren zu einer Mitfavoritin auf der Halbmarathonstrecke heranwachsen.
In diesem Jahr liefen 6058 Läuferinnen und Läufer den Halbmarathon erfolgreich zu Ende. Das ist ein neuer Teilnehmerrekord – der bisherige Bestwert aus dem Jahr 2005 lag bei 6039.