Bis zum Fall der Mauer im Herbst 1989 war der offiziell begehbare Rennsteig in der DDR etwas über 110 Kilometer. Er reichte von kurz vor dem Vachaer oder Förthaer Stein bei Eisenach bis zum Kriegerdenkmal des Rennsteigvereins bei Ernstthal. Die restlichen Passagen führten durch die Sperrzone bzw. das Grenzgebiet zur BRD oder durch die BRD selber. Am 28. April 1990 erfolgte die offizielle Grenzöffnung am Rennsteig und seitdem war er in seiner gesamten Länge von 168,3 Kilometer wieder begehbar.
Bereits vorher hatte es auf Teilstücken Übergangsmöglichkeiten gegeben. Wanderfreunden des in Gründung befindlichen Frankenwaldvereins aus der DDR hatten mit Genehmigung der Behörden auf beiden Seiten am 8. März 1989 eine geführte Wanderung auf Teilen des östlichen Rennsteigs organisiert. Von den Organisatoren des Rennsteiglaufs nahmen an dieser Wanderung Rolf Becker, Volker Kittel Gunda und Hans-Georg Kremer teil. Dabei entstand die Idee am Vorabend des 18. GutsMuths-Rennsteiglaufs einen Gruppenlauf über diesen Teil des Rennsteigs von Blankenstein bis Neuhaus am Rennweg zu organisieren.
Als Bereichsleiter für Öffentlichkeitsarbeit (zu DDR-Zeiten Agitation und Propaganda) des Rennsteiglaufs hatte Hans-Georg Kremer die Organisation übernommen. Seine Laufgruppe von der BSG Wismut Gera engagierten sich dabei sehr stark. Besonders sein Nachfolger als Verantwortlicher für Freizeit und Erholungssport bei der BSG Wismut, Dr. Martin Nimptsch, legte sich dabei mächtig ins Zeug.
Dazu kamen noch die Organisatoren des Rennsteiglaufs um Volker Kittel, die trotz der Vorbereitung auf den 18. Lauf, der unter schwierigsten politischen Verhältnissen organisiert werden musste, die Zeit und Ideen und auch Kontakte zu Sponsoren usw. in die Vorbereitung eines Laufs über die ehemalige Grenze investierten. Sie sahen dies als wichtige Aufgabe an, um den ganzen Rennsteig in ihre Organisation einzubinden. Dazu kam, dass sie mit der Idee auch in der „westdeutschen Laufszene“ auf die Alleinstellungsmerkmale des Rennsteiglaufs aufmerksam machen und in einer politisch bewegten Zeit die Medien auf den Rennsteiglauf als Träger gesamtdeutscher Ideen profilieren konnten.
Der I. Gesamtdeutsche Rennsteiglauf erfolgte dann am 18. Mai 1990, früh auf bayrischer Seite an der damals nicht mehr existierenden Brücke über die Silbitz. Insgesamt sechs Mal wurden die zum Teil noch vollständig erhaltenen Grenzanlagen passiert. Über die Hochschulsportgemeinschaft Uni Jena konnte ein Wissenschaftlerteam um den Sportmediziner Prof. Dr. Jochen Scheibe gewonnen werden, der den Lauf über die gesamte Zeit betreute. Rennsteiglauforganisatoren in Neuhaus um Dieter Greiner organisierten einen medienwirksamen Empfang. Der Hofer Ausdauerläufer Hubert Becker hatte über den Sporthändler Hopf für einheitliche Erinnerungs- T-Shirts gesorgt. Als besonderes Souvenir erhielten die Teilnehmer im Ziel ein Stück Originalstacheldraht der ehemaligen Grenzanlagen in Form eines R. Fast alle Teilnehmer starteten am nächsten Tag auf einer der beiden Rennsteiglaufstrecken (45 und 65 Kilometer).
Am 29. April 2000 organisierte der USV Jena e. V. als Nachfolgeverein der HSG Uni Jena einen Lauf von Blankenstein nach Neuhaus, der als II. Gesamtdeutscher-Rennsteiglauf in die Geschichte eingegangen ist. Mit ihm sollte daran erinnert werden, dass 1990 kurz nach der offiziellen Öffnung der Grenzen am Rennsteig der 1. Gesamtdeutsche Rennsteiglauf mit 21 Teilnehmern stattgefunden hatte. Wie seine Vorgänger wurde der Lauf als Freundschaftslauf organisiert, das heißt, dass alle Teilnehmer die gesamte Zeit zusammenliefen. 36 Läuferinnen und Läufer erreichten das Ziel in Neuhaus.
2010 erfolgte die dritte Auflage dieses Laufs. Insgesamt 24 Läuferinnen und Läufer kamen zur dritten Auflage 2010. Wie schon bei der zweiten Auflage unterstützen Organisatoren in Blankenstein und an der Strecke das Projekt. Außer einer Teilnehmermedaille oder Urkunden gab es ein Erinnerungs-Funktionsshirt für alle.
2014 ist nun die vierte Auflage geplant. Bedingt durch die Tatsache, dass er nur noch „walken“ kann, gab der Hauptinitiator des Projekts, Dr. Hans-Georg Kremer, die Idee an die Rennsteiglauforganisatoren ab. Damit hat Kremer diesen wichtigen Lauf im Sinne der Traditionspflege an die Rennsteiglauforganisatoren übergeben, die als Termin den 4. Oktober, dem Vorabend des Rennsteigherbstlaufs, der von Masserberg nach Neuhaus führt, vorschlugen.
Startort für die gesamte Strecke von ca. 50 Kilometer ist diesmal Neuhaus. Es geht also in die umgekehrte Richtung. Die Läufer werden vom „letzten“ der Teilnehmer von 1990, Peter Ullrich, mit Unterstützung von Rennsteiglauf-Präsidiumsmitglied Jens Panse geführt. Neu ist eine 30-Kilometer-Walkingstrecke, die Hans-Georg Kremer übernimmt. Diese startet im Rahmen der „30-Kilometer-Wanderung“ am Tag der Einheit. Start ist in Steinbach am Walde und Ziel ist gemeinsam mit den 50-Kilometer-Läufern in Blankenstein.