Bereits zum fünften Mal versammelte sich am Wochenende im Donaustadion im baden-württembergischen Ulm die deutsche Leichtathletik-Elite, um im Rahmen der 114. nationalen Titelkämpfe die Besten der Besten zu ermitteln.
Auch im Hinblick auf die Europameisterschaften in Zürich (12. bis 17. August) bot sich die letzte Chance, die geforderte Norm zu erfüllen. Zahlreichen Athleten ist das bereits gelungen, doch nicht alle können schon mit einem Start planen, da der Deutsche Leichtathletik Verband maximal drei Starter pro Disziplin stellen darf. Spannende Wettkämpfe waren somit vorprogrammiert.
Spektakulär ging es bereits am Freitag Abend mit dem Kugelstoßen los, welches erstmals in der Geschichte der Meisterschaften aus dem Stadion „ausgelagert“ wurde. Auf dem Ulmer Münsterplatz, im Schatten des mit 161,53 Metern höchsten Kirchturms der Welt, zeigte u. a. Weltmeister David Storl den 4.000 Zuschauern seine ganze Klasse und katapultierte das 7,257 Kg schwere Wurfgerät auf 21,87 Meter, was gleichzeitig neuen Meisterschaftsrekord bedeutete.
Bei milden Temperaturen, leichtem Regen und vor noch ziemlich leeren Rängen standen am Samstag Vormittag zunächst die Vorläufe der Langstaffeln der Jugend (3x1000m, 3x800m, 4x400m) sowie die Vorläufe der Mittelstrecke (1.500m, 800m) auf dem Programm.
Über die 3x1000m der männlichen Jugend U20 stand mit der Startgemeinschaft Erfurt-Schleiz lediglich eine Mannschaft aus Thüringen am Start. In der Besetzung Hans Kneist, Marcus Müller und Robert Blumentritt konnten sie in diesem Jahr trotz Saisonbestleistung nicht das Ticket für das Finale lösen. 7:56,39 min reichten lediglich für die 16.-schnellste Zeit unter den 20 Staffeln. Weiter kamen jeweils die Sieger aus den beiden Vorläufen sowie die 10 zeitschnellsten Staffeln.
Ähnlich erging es dem frischgebackenen deutschen U23-Vizemeister von Garbsen, Kevin Stadler (Erfurter LAC) im Ausscheidungsrennen über die 800m. Mit einer für ihn enttäuschenden Zeit von 1:53,88min und dem fünften Platz im zweiten der drei Vorläufe verspielte er alle Chancen auf das Finale. Nach dem Rennen fehlte ihm selbst eine schlüssige Erklärung für das Abschneiden, zumal die Form eigentlich da war, wie er im Gespräch mit Laufszene Thüringen betonte.
Besser machte es hingegen die amtierende Deutsche Hochschulmeisterin Astrid Hartenstein (LV Gera) über die 1.500m. Sie konnte sich im letzteren der beiden Vorläufe in einem taktischen Rennen den fünften Platz und somit den Finaleinzug sichern. 4:27,75 min bedeuteten für sie die bis dato schnellste Zeit in diesem Jahr.
Beatrice Decker (ASV Erfurt) blieb hingegen im ersten Vorlauf in 4:38,26 min knapp acht Sekunden über ihrer Saisonbestleistung und musste ebenfalls alle Hoffnungen auf das Finale begraben.
Nach und nach füllten sich die Ränge, doch mit insgesamt 10.500 Zuschauern blieb man am Samstag in Ulm weit hinter den Zahlen aus dem Vorjahr zurück. Das störte jedoch keineswegs den in Erfurt wohnhaften Sprinter im Trikot des TV Wattenscheid, Julian Reus. Im Zwischenlauf über die 100m knackte er bei regulären Windverhältnissen in 10,05 sek den 29 Jahre alten Uralt-Rekord des Magdeburgers Frank Emmelmann (10,06 sek) und darf sich nun deutscher Rekordhalter nennen. Im Finale konnte er sich nochmals steigern und somit den deutschen Meistertitel sichern. Die Zeit von 10,01 sek erzielte er jedoch bei nicht zulässigem Rückenwind.
Mit dem Vierten der U20-EM 2013 Phillip Reinhardt (SV Einheit 1875 Worbis), Tim Stegemann (Erfurter LAC) und Marcus Schöfisch (ASV Erfurt)gingen gleich drei Thüringer über die 3000m Hindernis ins Rennen. Rico Schwarz, ebenfalls ASV Erfurt, musste den Start aufgrund einer Verletzung der Plantarsehne am rechten Fuß absagen.
Mutig setzte sich auf den ersten 500m der jüngste des Thüringer Trios, Phillip Reinhardt, an die Spitze des Feldes, bevor das Tempo deutlich forciert wurde. Schnell fanden sich Reinhardt, Stegemann und Schöfisch im hinteren Drittel des Feldes wieder. In einem packenden Zweikampf auf der letzten Runde sicherte sich in 8:35,82 min Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) bereits seine sechste deutsche Meisterschaft vor Martin Grau (8:42,13 min – LSC Höchstadt/Aisch) und Hannes Liebach (8:50,36 min – SSC Berlin). Bester Läufer aus dem Freistaat wurde Tim Stegemann als Zehnter in 9:08,57 min. Noch kurz vor der Ziellinie überspurtet, reichte es für Marcus Schöfisch in 9:20,81min zu Platz 13. Phillip Reinhardt wurde in 9:23,56 min 14.
Im Rennen über die 5.000m der Frauen stand mit dem Start der 38-maligen deutschen Meisterin Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) der Sieg im Prinzip schon fest. Gleich zu Beginn setzte sich eine vierköpfige Spitzengruppe um Sabrina Mockenhaupt und überraschend auch Mareike Bechtloff vom ASV Erfurt vom Rest des Feldes ab und lief kontinuierlich einen Vorsprung heraus. Nach der 2000m Marke bahnte sich aus Thüringer Sicht eine echte Überraschung an, als der Vorsprung des Quartetts bereits 50m auf die Verfolgergruppe betrug. Die Deutsche Hochschulmeisterin 2013 über 10 Kilometer, Mareike Bechtloff, konnte das Tempo der Führungsgruppe jedoch nicht halten und musste 1.500m vor dem Ende Läuferin um Läuferin passieren lassen. Kämpferisch konnte sie sich dennoch am Ende in 16:50,93 min den elften Platz sichern. Souverän gewonnen hat in 15:49,63min die Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt, die nach einer Tempoverschärfung noch über eine halbe Minute auf die Zweitplatzierte Isabell-Sophie Teegen (16:21,91 min – SC Rönnau 74) herauslaufen konnte. Dritte wurde in 16:28,89 min Elena Burkhard von der LG farbtex Nordschwarzwald.
Bei den Finalläufen vor 15.000 Zuschauern am Sonntag vertrat somit lediglich Astrid Hartenstein die Farben des Freistaats. Doch über die 1.500m hatte sie mit der WM-Teilnehmerin von Moskau 2013, Diana Sujew (LT Haspa Maratgon Hamburg), der EM-Teilnehmerin von Helsinki 2012, Denise Krebs (TV Wattenscheid 01), der diesjährigen Deutschen Hallenmeisterin über 3.000m, Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) sowie der Zweiten der Hallen-DM 2014 Elina Sujew eine richtig schwere Aufgabe vor sich.
Pünktlich zum Start hatte der Wettergott ein Einsehen und der Gewitterschauer verabschiedete sich. Direkt nach dem Start setzte sich die Vorjahres-Neunte Astrid Hartenstein an die Spitze und bestimmte auf den ersten 700m das Geschehen. Die Regensburgerin Maren Kock zog daraufhin das Tempo an und setzte sich an die Spitze. Durch diese Tempoverschärfung zog sich das Feld nun in die Länge. Nur die Sujew-Zwillinge sowie Denise Krebs konnten der Regensburgerin Paroli bieten und fighteten bis zum Schluss um die Plätze. Den Sieg sicherte sich am Ende mit einem starken Finish Maren Kock (4:20,85 min) vor Diana Sujew (4:22,38 min) und Denise Krebs (4:23:35 min). Astrid Hartenstein zeigte ein starkes kämpferisches Rennen und konnte auf der Zielgeraden sogar noch zwei Konkurrentinnen überspurten. Mit Saisonbestleistung von 4:27,05 min sicherte sie sich den achten Platz in einem starken Feld.