Durch Forschungen von Sporthistorikern der Friedrich Schiller-Universität Jena konnte jetzt einen weiterer Beleg für die Rennsteiglaufgeschichte gefunden werden. Bisher war der 1933 vom Rennsteigrekordwanderer Max Raebel ins Leben gerufene Herbstlauf vom Inselberg zur Eisenacher Waldschenke als ältester Ausdauerlauf, der direkt über den Rennsteig führte, angesehen worden.
Dieser Lauf hatte aber die Bezeichnung „Rennsteiglauf“ nicht im Namen. Die Strecke war 24 km lang, und ein Dr. Erich Winter wurde Sieger in einer Stunde und 35 Minuten. Max Raebel, damals schon 60 Jahre alt, schaffte die Distanz in zwei Stunden.
Jetzt wurde ein Bericht gefunden, nach dem am 9./10. Mai 1913 das II. Inselbergfest anlässlich des Jahrestreffens des Mitteldeutschen Akademischen Verbandes für Leibesübungen stattgefunden hat. „Die Teilnehmer, darunter die Jenaer Studenten Seitz und Klemm, waren in Schnepfenthal angereist und hatten sowohl die historische Grabstätte von GutsMuths, den Turnplatz als auch die Reithalle besichtigt. Anschließend sind sie über die Marienglashöhle zum Inselberg gewandert. Dort waren die 44 Teilnehmer am zweiten Tag beim II. Inselbergfest in den Disziplinen Akademischer Vierkampf (Weitsprung, Steinstoßen, Stabhochsprung, Gewichtheben), im Hochsprung (ohne Brett mit Latte), im Kugelstoßen (7 ¼ kg, 2,13 m Anlauf), Steinstoßen (3 Mann mit Anlauf) und im 5km Rennsteiglauf (Inselberg–Dreiherrenstein) gestartet. Sieger bei diesem Lauf wurde der Student der Zahnmedizin Hoffmann aus Berlin, vor dem Studenten der Naturwissenschaften Löwens aus Berlin und dem Mathematikstudenten Moldenhauer aus Leipzig.“
Damit wurde ein Beleg für die bis jetzt früheste Verwendung der Bezeichnung „Rennsteiglauf“ gefunden. Die Quelle wurde im Universitätsarchiv ausfindig gemacht. Es ist anzunehmen, dass dieser „Rennsteiglauf“ auch schon 1912 beim I. Inselbergfest ausgetragen wurde. Ein Nachweis hierfür steht aber noch aus.
Erst am 17. Oktober 1965 gab es mit dem I. Nationalen Rennsteiglauf wieder einen Lauf unter der Bezeichnung „Rennsteiglauf“. Die Strecke verlief damals von Ernstthal über Neuhaus nach Steinheid. Sieger über die 13 km wurde Jürgen Busch vom ASK Berlin. Den Mannschaftssieg holte sich die BSG Traktor Steinheid. Dieser Lauf ist zumindest bis 1969 nachgewiesen. Dieser Lauf führte vom Ehrenmal bei Ernstthal direkt über den Rennsteig bis zum Sportplatz in Steinheid.
Er war aber den Rennsteiglaufgründern aus Jena unbekannt, als sie sozusagen nahtlos 1971 mit den ersten Testläufen für einen Rennsteig-Orientierungslauf begannen. Als aktive Orientierungsläufer, die damals für Jena und Weimar Wettkämpfe besuchten, starteten sie am 20. August 1971 zum 1. Rennsteig-Etappenlauf von Eisenach nach Neuhaus: Peter Baumann (Oberschüler), Michael Brehme (Oberschüler), Gerhard Porsche (Sportstudent), Wolf-Dieter Wolfram (Mathematikstudent), Karl-Eberhard Gerlach (Facharbeiter) und Hans-Georg Kremer (Assistent der Sportwissenschaft der Uni Jena). Betreut von Medizinstudent Lothar Erbse begann dieser Test am Bahnhof in Eisenach und führte in drei Etappen von insgesamt ca. 110 km bis nach Neuhaus.
Das Projekt der Entwicklung eines Etappenorientierungslaufs wurde aus verschiedenen organisatorischen Gründen später aufgegeben. 1973 entstand aus diesen Testläufen der GutsMuths-Rennsteiglauf.