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Rennsteiglauf: Tarzan und die Stasi

Geschrieben am 7. Oktober 2010 Von Hans-Georg Kremer

Der GutsMuths-Rennsteiglauf stand zu Beginn seiner Entwicklung im Kreuzfeuer der DDR-Sportführung. Diese tat sich schwer, einen großen Volkslauf zu akzeptieren, der ohne Auftrag von der Basis der Sportbewegung entwickelt worden war. Dabei spielte sicher auch die „Nähe“ zur „westlichen“ Joggingbewegung eine Rolle, wie man bei der Entwicklung des Triathlons, des Yoga oder der Aerobic später beobachten konnte. Hier mussten die Initiatoren neue Bezeichnungen verwenden: Aus Triathlon wurde in der DDR der Ausdauer-Dreikampf, aus Aerobic wurde Popgymnastik. Aus der Joggingbewegung sollte die Meilenlaufbewegung werden, bei der eine Laufstrecke von etwa 2000 Meter zu laufen war.

Die Initiatoren fanden einen, auch von der Sportführung akzeptierten Terminus, in dem sie von der „Laufbewegung“ sprachen. Diese gehörte interessanter Weise nicht in den zuständigen Leichtathletikverband, sondern war selbstständig, meist koordiniert über sogenannte Meilenkomitees. Weniger Toleranz gab es bei den Streckenlängen und Teilnehmerzahlen beim Rennsteiglauf. Letztere wurden auf 10.000 Starter limitiert. Die Streckenlänge wurde bei 65 Kilometer eingefroren.

Bei den Strecken kam auch der Jenaer Kernberglauf, der am 16. Oktober seine 34. Auflage startet, mit der Sportführung ins Gehege. So wurden die „Jenaer Organisatoren“ 1977, nachdem die erste Auflage dieses schönen Landschaftslaufs mit großem Erfolg über die Bühne gegangen war, im Deutschen Sportecho, der DDR-Sportzeitung kritisiert, dass sie zukünftig eine Strecke bis 100 Kilometer geplant hätten. Wörtlich hieß es: „Wir haben schon zahlreiche Läufe zwischen 50 und 100 Kilometer für jene, die sich unbedingt daran erproben müssen.“ Nach 1990 entschuldigte sich der Autor des Artikels, Manfred Seifert, in seinem Buch „Ruhm und Ehre des DDR-Sports“ und unterstrich sogar die wichtige Rolle, die bei der Entwicklung der Laufbewegung der DDR die Jenaer Sportmedizin gespielt hatte. Die Jenaer bewiesen nämlich, dass der Ausdauerlauf über längere Strecken bei systematischem Training nicht nur nicht gesundheitsschädlich ist, sondern auf Grund gesenkter Krankenausfalltage sogar volkswirtschaftlich wertvoll.

Welche Verstrickungen die Laufbewegung im Netz der Staatssicherheit hatte, ist bisher kaum untersucht worden. Interessanterweise wurde für den größten Lauf in der DDR, den GutsMuths-Rennsteiglauf, bisher kein „Vorgang“ in den Unterlagen der Birthler-Behörde gefunden. Eine der wenigen Stasi-Spuren betrifft den vor einigen Jahren verstorbenen Laufspaßvogel Alfred Pohlan aus München. Sein Markenzeichen war ein Tarzankostüm mit freiem Oberkörper, in dem er bei jedem Wetter seine 336 Marathons und Ultraläufe absolvierte.

Auch beim Rennsteiglauf war er im legendären Kostüm als Tarzan unterwegs – nur 1989 nicht, als er illegal mitlief. Wolfgang Löscher aus Bad Klosterlausnitz hatte ihm „illegal“ eine Startkarte besorgt, da „Ausländer“ nicht starten durften. Ein Jahr vor der Wende hatte die DDR-Sportführung erstmals Startkarten für den Rennsteiglauf in den „Westen“ verkauft.

Mit dem Verkauf sollte der Rennsteiglauf helfen, die Devisenknappheit der DDR zu mildern. Auf Grund des hohen Preises (incl. Hotel usw.) fanden sich aber nur 30 Interessenten. Einige West-Läufer, die von dieser zaghaften Öffnung hörten, versuchten auf eigene Faust eine Startberechtigung zu erwerben. Die Staatssicherheit erhielt die Information, dass drei BRD-Bürger im Organisationsbüro diesen Versuch unternommen hätten. Darunter: „1. Person, rentner, soll aus münchen sein (spitzname „tarzan“)“. Stolz wurde berichtet, „obwohl die BRD-Bürger Westgeld angeboten hätten“, wäre ihnen der Start nicht gestattet worden. 1995 lief „Tarzan“ dann offiziell beim Rennsteiglauf mit. Er wurde beim Halbmarathon in der AK 70 Vierter.

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