Es ist zwanzig Jahre her, da begann sicher der noch junge Rennsteiglauf zu wandeln. Als im Mai 1989 der GutsMuths-Rennsteiglauf zum 17. Mal gestartet wurde, gab es einige Änderungen, die man heute als erste Vorboten der Wende ansehen könnte.
Für viele Teilnehmer gar nicht erkennbar gingen im Jahr 1989 etwa 20 Läuferinnen und Läufer aus Westdeutschland an den Start. Bis dahin stand in der Ausschreibung des Rennsteiglaufs eindeutig: Der GutsMuths-Rennsteiglauf ist eine DDR-offene Lauf- und Wanderveranstaltung. Inoffiziell galt die Regel, dass Ausländer dann beim Rennsteiglauf starten durften, wenn sie in der DDR eine Arbeitserlaubnis hatten.
Die 20 Teilnehmer aus dem Westen waren auf Bitte des Bundesvorstandes des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) zum Rennsteiglauf zugelassen worden. Dieser hatte die limitierten Startkarten für „Ostmark“ erworben und über ein befreundetes Reisebüro in Westdeutschland für Westmark als Läuferreise verkaufen lassen. Wer dafür „harte Währung“ erhalten hat, ist nicht ermittelt worden – der Rennsteiglauf jedenfalls nicht.
Bis dahin war es Läufern aus dem Westen nur möglich gewesen, illegal unter falschem Namen zu starten. Bekanntester „Schwarzstarter“ dürfte Werner Sonntag gewesen sein, der Autor des Kultbuches „Einmal musst Du nach Biel“. Ihm hatte die Lauflegende Roland Winkler aus Berlin zu einer Startmöglichkeit verholfen.
Eine zweite Änderung im Jahr 1989, nur von den Startern in Neuhaus wahrgenommen, war die Anwesenheit des DTSB-Präsidenten zum Start der 45-Kilometer-Strecke. Jahrelang hatte Manfred Ewald, DTSB-Präsident bis 1988, dem Rennsteiglauf Steine in den Weg gelegt. Häufig wird Ewald in den Sportgeschichtsbüchern mit dem Ausspruch zitiert: „Die DDR braucht keinen zweiten Wasalauf“, womit er die Entwicklung der Teilnehmerzahlen beim Rennsteiglauf meinte. Obwohl Ewald nachweislich mindestens einmal auf der Datsche des DTSB zum Rennsteiglauftermin in Frauenwald war, war er niemals offiziell anwesend.
Nachdem er sein Amt räumen musste – ein Zeichen des politischen Umschwungs im Sport – übernahm der ehemalige FDJ-Funktionär Klaus Eichler die Funktion des DTSB-Präsidenten und meldete auch gleich sein Kommen zum Rennsteiglauf an. Zum einen wollte er am Vorabend anlässlich des Geburtstags von Johann Christoph Friedrich GutsMuths in Neuhaus einen Gedenkstein einweihen und zum anderen den Start der größten Laufveranstaltung der DDR selbst miterleben. Dass er dann auch etliche Kilometer nach dem Start mitlief, ergab sich eher zufällig und sein privat geäußerter Wunsch, 1990 mitlaufen zu wollen hat die politische Wende verhindert. Er verlor seine Sportfunktion mit der sang- und klanglosen Auflösung des DTSB.
Dritte Neuerung beim Rennsteiglauf war die Aufnahme der Wanderstrecke über 35 Kilometer von Schnepfenthal nach Oberhof. Diese Strecke wurde zusätzlich angeboten, da durch die Verteilung der Startkarten über die DTSB-Kreisvorstände die Wanderer kaum noch zum Zuge kamen. Fast alle Karten gingen an passionierte Ausdauerläufer. Das ärgerte auch die Organisatoren, da viele von ihnen Wandergruppen angehörten. Zudem konnte damit die die noch von Manfred Ewald stammende Festlegung, dass nicht mehr als 10.000 Startkarten ausgegeben werden durften, geschickt umgangen werden. Dass auf dieser Strecke eine Startnummer mit einem Sponsor „Germina“ verwendet wurde, dürfte ebenfalls zu den Änderungen gehören, die im Nachhinein als Vorboten der politischen Wende anzusehen sind.
Hallo sportfreunde,
bin
selber axhtmal die 45-km-Strecke gelaufen, zuletzt 1989.
Denke gerne daran zurück und verfolge immer noch die Berichte über diesen Lauf.
Den Organisatorendanke ich für ihre damals erbrachten Leistungen und wünsche Ihnen weiterhin große Läuferscharen bei den kommenen Läufen.
Mit freundlichen Grüssen
Dieter Stiegemann