Seit August 2010 mischt ein neues Gesicht in der Thüringer Laufszene mit: Phillip Willaschek. Spätestens durch sein starkes Abschneiden beim Silvesterlauf in Erfurt hat der Neuthüringer auf sich aufmerksam gemacht. Dort belegte er Platz 3 über die lange Strecke in 31:51 Minuten. Im Gespräch mit Laufszene-Autor Patrick Letsch verrät er, wie er vom Volleyball zum Laufsport kam und wer ihn als „ungeschliffenen Diamant“ bezeichnet.
Ich nehme Platz auf der eleganten, schwarzen Couch des Gastgebers. Noch bevor ich mein Glas auf dem edlen Glastisch abstellen kann befindet sich ein schnell herbeigeholter Untersetzer darunter. Während Phillip elektronische Musik für die Untermalung unseres Treffens auswählt, offenbart er mir, dass er gar nicht so recht wisse, was er über sich erzählen soll.
In schnell aufeinanderfolgenden Sätzen und zwischen dem Verzehr der zuvor gekauften Pizza erzählt er, dass er am 9. Juni 1984 in Berlin-Mitte das Licht der Welt erblickte. Kurze Zeit später verschlug es die Familie nach Bestensee rund 35 Kilometer südlich von Berlin. Angespornt von seinem sportlichen, großen Vater (1,94 m) landete Phillip mit 10 Jahren bei der Wohnsportgemeinschaft 1981 Königs Wusterhausen (WSG 81). Dort sammelte er erste Erfahrungen mit der allgemeinen Leichtathletik. Das Interesse hielt jedoch nicht allzu lang an.
Im Alter von 13 bis 18 Jahren war er fester Bestandteil der Volleyballer „Netzhoppers Königs Wusterhausen e.V.“ – eine Mannschaft, die seit 2006 in der ersten Herrenvolleyball-Bundesliga spielt. Bei seinem belebenden Rückblick auf die Volleyballzeit merke ich, wie nah der gebürtige Hautstädter diesem Sport noch immer emotional verbunden ist – und dass die zahlreichen, schönen Mannschaftserlebnisse für ihn unvergessen bleiben werden. Seine Sprungkraft damals konnte sich sehen lassen, sagt er. Gelaufen wurde in dieser Zeit gar nicht.
Nach dem Schulabschluss 2001 lockte ein großer schwedischer Möbelkonzern ins Berufsleben. Mit dem Abschluss der Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel nutzte der zielorientierte junge Mann die flache Hierarchie des Konzerns, zeigte Mobilität, um sich nach Zwischenstationen in Berlin, München und Freiburg im April diesen Jahres in Erfurt als Teamleiter des Kundenservices einer neuen Aufgabe zu stellen. Ein weiterer Läufer also, der den Spagat zwischen Laufsport und Beruf Tag für Tag beherzt in Angriff nimmt. „Viele meiner Mitarbeiterinnen sind durch die Zeitung über meine Laufergebnisse vom Wochenende bestens informiert und schneiden schon mal den ein oder anderen Artikel aus“, sagt er.
Erst 2007, als sich sein bester Freund für den Berliner 25-Kilometer-Lauf „Big 25“ angemeldet hatte, kribbelte es bei ihm wieder in den Beinen. „Phille“ wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dieser Lauf mit Start vor und Ziel im Berliner Olympiastadion einmal zu seinem Lieblingslauf avancieren würde. Ohne Lauftraining absolvierte er die 25 Kilometer in 1:54 Stunden und passierte die Halbmarathon-Marke in 1:24 Stunden.
Gleich im Jahr drauf (2008) steigerte sich Phillip an selber Stelle auf 1:32 Stunden und belegte Platz 20 in der Gesamtwertung. Der Triathlet David Hinze – Sieger der Olympischen Distanz beim Berlin Triathlon 2010 – kreuzte Phillips Wege in Freiburg und weckte in ihm wieder mehr Hunger auf das Laufen. Nach kurzem gemeinsamen Training gelang 2009 eine neue Bestzeit beim Big 25 – 1:30:48 Stunden.
„Jetzt muss ich richtig trainieren“
Einigermaßen erholt nach einer Nabelbruch-Operation im März 2010 stand Phillip bei seinem Heimatlauf, dem Bestenseer Seenlauf, am 27. Juni 2010 an der Startlinie. Nach Siegen über die 16-Kilometer-Distanz im Jahr 2007 und 2008 (2009 ausgefallen) hatte er den dritten Sieg fest im Blick. Es wurde „nur“ Platz 2 – das war ausschlaggebend, so richtig in den Laufsport zu einzusteigen. Sein Vorsatz: „Jetzt muss ich richtig trainieren.“
Mit der neuen Motivation im Gepäck absolvierte er im Erfurter Stadion allein einige Tempoläufe nach Vorgaben eines Buches. Dabei kam er mit Sören Schulz (Laufteam Erfurt) ins Gespräch. „Ein großes Dankeschön an Sören, dass er mich in meiner sportlichen Orientierungsphase in Erfurt so nett unterstützt hat“, sagt er betont und erwähnt dabei auch, dass er den netten und respektvollen Umgang der Läufer in der Landeshauptstadt schätzt. Sören nahm Phillip kurzerhand mit zum ersten Wettkampf auf Thüringer Boden. Beim Pleßlauf belegte der „Neue“ auf Anhieb Platz 1 über die 30 Kilometer.
„Über Pokale freue ich mich besonders“
„Eigentlich bin ich im Jahr immer nur zwei Wettkämpfe gelaufen, den Big 25 und meinen Heimatlauf“, sagt er, geht zum weißen Wohnzimmerschrank und holt einen gut geführten Ordner heraus. Überhaupt wirkt die Wohnung und das Leben von Phillip durchgeplant und strukturiert. Der Ordner enthält alle Urkunden, darunter auch die jüngsten Erfolge bei Thüringer Volksläufen (Königseer Stadtwaldlauf – 20 km, Mommelsteinlauf – 16 km, Zweitalsperrenlauf – 16 km, Saale-Rennsteig-Marathon – 25 km).
Stolz zeigt er die Urkunden, ohne diese überzubewerten. Dabei verrät er, dass vielleicht sein später Einstieg in die Laufszene die Ursache für seine große Motivation und die geplante Teilnahme an zahlreichen Landschaftsläufen in diesem Jahr ist.
„Über Pokale freue ich mich besonders“, sagt er. Die Trophäen, für die andere Läufer einen Karton im Keller bereithalten, motivierten den Heißsporn zu Bestleistungen – irgendwie sympathisch. Beim Kernberglauf 2010 erlief sich Phillip den Sieg über die 27 Kilometer und kam mit Lauftrainer Dieter Hermann in Kontakt.
„Wie ein ungeschliffener Diamant“
Nach einer der ersten Trainingseinheiten mit der neuen Trainingsgruppe äußerte Christian Biele, befragt vom Autor nach dem sportlichen Einstand des neuen Trainingskollegen: „Der Phillip kommt mir vor wie ein ungeschliffener Diamant.“
Beim Laufclub des markanten Trainers scheint Phillip nun seine sportliche Heimat gefunden zu haben. Regelmäßig trainiert er mit den ambitionierten Läufern, darunter seine Vorbilder Christian Biele, Christian Seiler und Arne Leipziger, um seinem Ziel „Ich will mal ein großes Ding gewinnen“ näher zu kommen.
Auf seine Auftritte in diesem Jahr, vor allem beim Rennsteiglauf-Halbmarathon und dem Big 25 in Berlin dürfen wir gespannt sein.
schöner Artikel Patrick über den schnellen sympathischen „Neuen“ in Erfurt (: Viel Erfolg Philip aber ich denke weit ist das große Ding nicht mehr!!
Da fühle ich mich ja bestätigt ! Kenne den Phillip von den Läufen in Bestensee und mir war immer klar , der Mann hat richtig was drauf , es muß nur gefördert werden . Da ist er nun in besten Händen und „das große Ding“ kommt mit Sicherheit !