Auch wenn ich erst seit 2015 ein sogenannter „Ultra-Läufer“ bin, ist auch mir aufgefallen, daß die Ultra-Szene immer mehr boomt. Immer neue, härtere und längere Läufe schießen wie Pilze aus dem Boden und auch die Teilnehmerzahlen bei den „großen“ Veranstaltungen wachsen. Darum ist es umso schöner, wenn man wie beim FichtelbergUltra (55 Km) auf einen eher „kleinen“, dafür aber liebevoll und familiär organisierten Ultra trifft, was, wie mir einige Läufer auf der Strecke erzählt haben, neben der anspruchsvollen aber landschaftlich reizvollen Strecke einer der Gründe für ihren Start war. So auch bei mir.
Darum machte ich mich 14 Tage nach dem Rennsteig-Supermarathon von Thüringen ins benachbarte Sachsen auf, wo um 7 Uhr am Hotel Wasserschloß in Klaffenbach (Chemnitz) der Start erfolgte. Erst 30 Minuten vor dem Start war ich an der Startnummernausgabe, wo ich bereits freundlich vom Org.-Team um Ronald Gasch (SG Adelsberg e.V.) empfangen wurde. Mit dem hektischen Treiben am Start in Eisenach nicht zu vergleichen. Auf dem Parkplatz hatten sich 75 Läufer und Läuferinnen eingefunden, dazu kamen noch ein paar Radbegleiter sowie Führungs- und Markierungsfahrräder. Schnell noch den Rucksack nebst Trinkblase geschultert, ein paar Müsliriegel in die Taschen und dann ab an die Startlinie. Dort blieb noch Zeit für ein paar kurze Pläuschen, ehe pünklicht der Startschuß zur 5. Auflage erfolgte.
Auf der Strecke sowie bei den Verpflegungspunkten waren auch immer zwei Fotografen unterwegs, deren Bilder den Teilnehmer kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Nach dem Start ging es zunächst über Asphalt durch die Anlage des Wasserschlosses, bevor es nach kurzer Zeit leicht ansteigend auf Feld- und Wiesenwegen in die schöne Natur ging und man den Ausblick bei Sonnenschein und blauem Himmel genießen konnte.
Die ersten Kilometer verbrachte ich noch schwatzend mit meinem Vereinskameraden Frank Aust (Lauffeuer Fröttstädt) nebst Hündin Lala und war froh ein bisschen abgelenkt zu werden, denn die frühmorgendlichen Temperaturen verhießen einen schweißtreibenden Tag. Und da der Erste der 3 Verpflegungspunkte (Kilometer 17, 29 und 42) noch weit entfernt war, war ich äußerst froh über die 1,5 L schwappendes Wasser auf meinem Buckel. Weiter über Wald- und Feldwegen, größtenteils im Schatten, ging es dann bis zur ersten Verpflegung stetig bergauf von 250 bis auf 642 Höhenmeter.
Die Anstiege waren dabei eher langgezogen als steil, sodass man leider gezwungen war, dem inneren Schweinehund trotzend, komplett durchzulaufen. Noch lief alles gut, aber das Thermometer stieg immer weiter und ab Kilometer 11 zwickte und zwackte dann auch noch die linke Wade. Das würde also noch ein steiniger Weg werden. Dank der fleißigen Helfer konnten die Läufer am 1. Verpflegungspunkt nach herzenslust Trinken und bei Melone, Salzstangen, Broten etc. kraft tanken. Sogar die Trinkblase brauchte man nur hinhalten und schon wurde sie wie selbstverständlich aufgefüllt.
So gestärkt ging es weiter durch die herrlichen Wälder des Erzgebirges immer weiter Richtung Süden, dem Fichtelberg entgegen. Bis zur nächsten Verpflegung warteten nochmals zwei Anstiege bis auf etwa 700 Meter auf die Läufer. Jedoch ging es danach auch wieder runter auf rund 600 Meter wo dann nach einer Straßenquerung am Wegesrand die nächste Stärkung und anfeuernden Worte auf die Läufer wartete.
Bei Kilometer 38 ging es dann zurück in den Wald. Der Himmel hatte sich mittlerweile verdunkelt und fernes Donnergrollen hing drohend über den Fichtelberg. Wenigsten sanken die Temperaturen etwas und die vereinzelten Regentropfen kühlten ein wenig. Am letzten Verpflegungspunkt machte ich dann die Trinkblase nochmal voll und nahm mir gleich eine Viertelmelone auf die Hand mit. Ich war letztes Jahr schonmal hier und wusste was in den kommenden knapp 13 Kilometern noch auf die Läufer wartete. Eigentlich war ich ja platt und freundete mich schon mit dem Gedanken eines langen Spazierganges an, als eine Läuferin mit südthüringer Dialekt neben mir auftauchte und wir ins Gespräch kamen. Wie sich herausstellte war es mit Bärbel Fischer (RLT Rodgau) die spätere Siegerin der Frauen.
Vom Sehen kannte ich sie bereits vom Rodgau Ultramarathon Anfang des Jahres. Obwohl es von nun an (~550 Meter) bis auf wenige Ausnahmen steil bergauf bis auf 1214 Meter hinauf auf den Gipfel des Fichtelberges ging, lenkten wir uns durch allerlei Geschwätz und Fachsimpelei gegenseitig gut ab, sodass wir viele Passagen noch laufend bewältigen konnten. Dadurch konnten wir noch einige Mitstreiter überholen. Bärbel gelang es sogar noch die beiden vor ihr platzierten Frauen zu überholen und sich so nach zwei 2. Plätzen in den Vorjahren erstmals den Sieg bei den Frauen zu sichern. Kurz vorm Ziel, als es dann nur noch bergauf ging, konnten meine längeren Beine etwas schneller wandern und ich ging ein Stück voraus.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr war es dieses mal ein steilerer dafür aber auch etwas kürzerer letzter Anstieg und so blinkte auf einmal, laut Ausschilderung 0,8 Km vor dem Gipfel, meine Uhr bei Kilometer 53 auf und ich nahm wahr, das ich noch 5 Minuten unter der 6-Stunden-Marke war. Ich quälte mich über die finalen Stufen und wurde freundliche im Ziel begrüßt, wo mir von Ronald Gasch eine ausgefallene Holzmedaille umgehängt wurde. Kurz nach mir überquerte dann die Siegerin die Ziellinie.
Bevor uns der Bus wieder zum Start nach Klaffenbach brachte, erfolgte die Ehrung der Besten. Bei den Frauen gewann wie schon erwähnt Bärbel Fischer (RLT Rodgau) in 06:00:12 Stunden vor Jaqueline Kaldenhoff (Rennschnecke Mittweida) in 06:02:39 und Doreen Kretschmar (SC Norweger 1896 Annaberg) in 06:08:24. Letztere war nicht nur Lokalmatadorin sondern feierte zugleich ihr Ultramarathon-Debüt ohne jedoch vorher einen Marathon gelaufen zu haben!
Bei den Männern siegte mit deutlichen Vorsprung Tom Gerlach (SG Adelsberg), der im letzten Jahr noch abbrechen musste, dafür in diesem Jahr mit 04:57:03 h die 5 Stunden–Marke unterbot und vor Calle Müller (Dresden) in 05:14:10 h und Ronald Dietz (TU Chemnitz) in 05:15:45 h triumphierte. Zum Abschluss erfolgte dann wie immer das obligatorische Foto aller Teilnehmer, von denen trotz der Temperaturen 64 von 75 ins Ziel kamen.
Fotos: Veranstalter