Zum zweiten Mal hatte der König zur Audienz an den Fuß der Mühlburg geladen. Seine Untertanen folgten dem Ruf zahlreich und meldeten sich für die 1.200 limitierten Startplätze bei der 3. Auflage des „King of Cross“ (die Premiere war noch in Erfurt) am 30. Oktober an. Der am gleichen Tag stattfindende Frankfurt-Marathon tat der Resonanz offenbar keinen Abbruch. Ohnehin scheinen diese Art von Events ein etwas anderes Publikum anzuziehen. Während bei Volksläufen der üblichen Art die Altersklassen der 40 bis 50-Jährigen dominieren, sind es hier mehr die Jüngeren, die zum Teil auch ohne große Lauferfahrung den Kick im Gelände suchen. Auch viele Frauen tummelten sich im Starterfeld, vor allem auf der Sprint-Distanz. Doch auch sie mussten wie die Teilnehmerinnen auf der Expert-Strecke durch Schlammlöcher und kaltes Wasser.
Wobei, das soll den Kritikern vorab entgegengestellt werden, das Laufen beim KOC immer noch im Mittelpunkt der Veranstaltung steht und so fanden sich auch diesmal bekannte Namen der Laufszene in den Siegerlisten. Wie der von Daniel Greiner vom SV Sömmerda zum Beispiel, wobei dem Bergspezialisten, der mit gut 800 Höhenmetern gespickte Kurs über zwei der Drei Gleichen entgegengekommen sein dürfte. In 1:19:26 Stunden wurde er Zweiter über die 16-Kilometer-Distanz und verwies dabei den Erfurter Crossläufer Steffen Jabin (1:19:41) knapp auf Rang 3.
Die Krone holte sich mit Charles Franzke aber ein Spezialist. Der Saalfelder hat in diesem Jahr bereits 13 Hindernisrennen weltweit bestritten hat und gewann in 1:17:47 Stunden souverän. Bei den Frauen hatte die Vorjahres-Zweite Andrea Gießmann vom LTV Erfurt in 1:35:01 Stunden die Nase vorn. Die Jenaerin Bianca Josten, im letzten Jahr noch auf Platz 1, musste sich diesmal im Kampf um die Krone in 1:35:35 knapp geschlagen geben. Dritte wurde Katja Kirchner aus Ilmenau (1:40:38).
Auf der Kurzdistanz gab es mit Robin Schade ebenfalls einen Sieger vom SV Sömmerda. 43:28 Minuten benötigte der 26-Jährige, um die 8 Kilometer und 12 Hindernisse zu bewältigen und vor dem Leipziger Triathleten Kenneth Warmuth (43:58) und dem Erfurter Leichtathleten Kevin Stadler den Thron zu erklimmen. Bei den Frauen gewann mit Andrea Kolax (53:53) eine erfahrene Läuferin klar vor Jasmin Nachtweyh (59:48) und Julian Wenzel (59:59).
In der Teamwertung – beim KOC auch Kampf der Clans genannt – siegten die „Kleinen Strolche“ um Clanchef Steffen Jabin, vor dem Frauen-Clan von der „Gesundheitsvilla Erfurt“ und den von „Othopädieschuhtechnik Tasch“ gesponserten Leichtathleten.
Und jetzt noch ein paar persönliche Eindrücke des Autors, der sich trotz oder gerade wegen seines Aufstiegs in die Altersklasse 50, unter das überwiegend jugendliche Publikum mischte – so wie übrigens auch der Erfinder, Streckenchef und Organisator der Veranstaltung Nils Schumann.
„Der ‚Helbing King of Cross‘ ist ein puristischer Mix aus Tradition und Trend. Euch erwartet ein Crosslauf in natürlichem Terrain und mit Hindernissen, die rein läuferisch überwunden werden müssen“ – soweit die Ankündigung auf der Homepage. Was die Teilnehmer auf der Strecke erwartet, konnte man zumindest kurz nach dem Start erahnen. Da führte die Strecke noch an dem als „Bauernopfer“ bezeichneten Schlammlöchern vorbei.
Doch ganz trockenen Fußes wollten die Veranstalter die 1.077 Starter nicht auf die beiden Strecken entlassen und so gab es zum Auftakt einen übelriechenden Wassergraben, der hüfttief für feuchte Unterwäsche sorgte.
Zum Glück hatte ich mein Handy noch aus der Tasche genommen, nur um den Autoschlüssel machte ich mir etwas Sorgen. Das Wetter war zum Glück gnädig mit den Läufern. Von oben blieb es trocken und die Lufttemperaturen bewegten sich knapp im zweistelligen Bereich, so dass die Sachen inklusive Autoschlüssel im Verlauf der folgenden 11 Kilometer wieder trocknen konnten.
Neben Strohballen, Autoreifen, Kriechhindernissen und einem „Scheiterhaufen“ im Graben der Mühlburg gab es vor allem natürliche Hindernisse, wie sie den geübten Trailrunner nicht erschrecken können. Die steilen, oft nur gehend zu bewältigenden Passagen mit klangvollen Namen wie „Speerspitze“ oder „Höhenkoller“ sorgten vor allem für Zeitverlust. Stürze blieben weitgehend aus. 4 Kilometer vor dem Ziel wurde es am „Wassergraben“ aber wieder nass und schmutzig. Auf dem Weg zur Mühlburg und beim Abstieg ging es eng zu, weil das Expert-Feld auf die Müden der Völkerwanderung (die besonders Erschöpften unter den 8-Kilometer-Läufern trafen) und dann ging es nochmal durch die Schlammbowle und zum großen Finale das „Bauernopfer“.
Dabei war ich überaus dankbar, dass es den Ehrenkodex „Lang lebe der König“ gibt, denn der verpflichtet die Teilnehmer u.a. dazu, „die Gestrauchelten zu stützen“ und ohne die Hilfe der Hintermänner wäre es wohl schwierig geworden, mich aus eigener Kraft aus den rutschigen Wasserlöchern zu befreien, zumal mir dafür auch jegliches Training fehlte. Nach 2:00:30 Stunden überquerte ich ordentlich erschöpft wie nach einem XXL-Training als 187. im guten Mittelfeld die Ziellinie und freute mich über das sofort gereichte Bier.
Spaß hat es auf jeden Fall gemacht. Doch jetzt folgt der Ernst, denn nach dem KOC gibt es noch der „Getting Tough“ am 3. Dezember. Da geht es dann ins kalte Wasser des Rudolstädter Schwimmbades und durch die Saale. „Läufst du noch oder schwimmst du schon?“ – ist dann die spannende Frage…
Fotos: Antje Lorenz, Jens Panse und Stefan Albrecht