Über 800 Teilnehmer bei einem Volkslauf auf dem Rennsteig: Das hatte es zuletzt im Sommer 2019 gegeben. Mit dem Rennsteig-Herbstlauf fand nun am vergangenen Wochenende erstmals seit Beginn der Coronapandemie wieder ein Laufsport-Großereignis auf dem Höhenweg statt. Ein geändertes Wettkampfkonzept mit strengen Hygieneregeln machte es möglich. Einige der stärksten Thüringer Volksläufer nutzten die Chance für einen Leistungsvergleich – konnten sich dann aber doch nur virtuell miteinander messen.
Mit großem Aufwand hat der GutsMuths-Rennsteiglaufverein die 30. Auflage des Rennsteig-Herbstlaufs über der Bühne gebracht. Die Veranstaltung wurde erstmals auf zwei Tage gestreckt, um die Vorgaben zum Schutz der Teilnehmer vor dem Coronavirus einzuhalten. Anders als in den vergangenen Jahren führte die traditionelle 20-Kilometer-Strecke deshalb diesmal auch nicht von Neuhaus nach Masserberg mit anschließendem Rücktransport der Teilnehmer, sondern über einen Rundkurs ab dem Sportplatz Masserberg. Statt eines Massenstarts gab es Dutzende Starts einzelner Blöcke aus jeweils 25 Teilnehmern, die immer mit drei Minuten Abstand auf die Strecke geschickt wurden. Für die Wertung war die Nettozeit ausschlaggebend. Vor der Startlinie galt Maskenpflicht, Zuschauer und Begleitpersonen waren ausdrücklich nicht zugelassen.
Zum Auftakt am Samstag startete die Premiere des Traillaufs über rund 33 Kilometer. Mehr als 200 Sportler nutzten das neue Angebot und gingen mit dem vorgeschriebenen Rucksack samt Handy und Notausrüstung auf den anspruchsvollen Kurs mit fast 1200 Höhenmetern, der unter anderm am Pumpspeicherwerk Goldisthal vorbeiführte. Am Skilift in Fehrenbach wartete der steilste Anstieg des Tages: 23 Prozent. Am schnellsten bewältigen zwei Dresdner diese Herausforderung: Marc Schulze (JK Running), schon einmal Supermarathonsieger am Rennsteig, setzte sich in 2:33:20 Stunden souverän durch. Und hatte sogar noch so viel Kraft übrig, um am gleichen Abend in seiner Heimatstadt beim Nachtlauf über 6 Kilometer aufs Podium zu rennen – mit einer 5-Kilometer-Durchgangszeit von 15:45 Minuten. Solch einer Doppelbelastung setzte sich der Zweitplatzierte André Fischer (Citylauf-Verein Dresden) nicht aus. Mit 2:40:59 Stunden hatte er einen komfortablen Vorsprung vor Frank Wagner vom Rennsteiglaufverein (2:46:16 h), der wiederum sich nach Platz 2 beim Kyffhäuser-Marathon Anfang September einen weiteren Podestplatz bei einem großen Herbstlauf sicherte.Bei den Frauen gab es gleich zwei Siegerinnen: Sabine Gundel (W45, Remsfeld) und Andrea Gießmann (W40, LTV Erfurt) liefen nach 3:17:38 Stunden gleichzeitig über die Ziellinie. Und das nicht im Fernduell, denn beide hatten auch zu Beginn im gleichen Startblock gestanden. Eine Siegerehrung fand – wie für alle Top-Platzierten – allerdings nur virtuell statt. Auf Rang 3 kam Michaela Jilg (TSG 08 Roth, 3:25:16 h).
Auf der kurzen Strecke über knapp 10 Kilometer holte sich der erst 20-jährige Alexander Kull (HSV Weimar) schon seinen fünften Sieg in Folge. Der Triathlet, der 2019 Dritter bei Deutschen Juniorenmeisterschaften wurde, lief in 33:32 Minuten eine starke Zeit auf dem welligen Kurs mit fast 200 Höhenmetern. Hinter ihm folgte mit Moritz Sparbrod vom SC impuls Erfurt ein starker Lauf-Spezialist, der sich dennoch um zwei Minuten geschlagen geben musste (35:32 min). Drittschnellster wurde Andreas Krenz vom SV Bergdorf-Höhn (37:14 min).In der Frauenkonkurrenz setzte sich dagegen eine Läuferin gegen eine Triathletin durch. Sandra Haderlein vom SC Kemmern aus der Nähe von Bamberg tirumphierte in schnellen 39:24 Minuten. Damit schaffte es die Deutsche Crosslaufmeisterin der AK 35 des Vorjahres in die Top 10 aller 233 Teilnehmer. Das gelang auch der Triathletin Nadine Hübel (Tri-Force Fulda, 39:50 min) als Gesamt-9., die sich nur um 26 Sekunden geschlagen geben müsste. Hätten beide im selben Startblock gestanden, wäre das Ergebnis im direkten Duell vielleicht noch knapper ausgefallen. Vorjahressiegerin Kathrin Byczok (Team Wohlleben, 44:22 min) blieb angesichts dieser starken Konkurrenz diesmal nur der dritte Rang.
Am stärksten besetzt war der 21,7-Kilometer-Lauf mit den mehrfachen Rennsteiglauf-Siegern Marcel Bräutigam (Rennsteiglaufverein) und Marcel Krieghoff (SC Impuls Erfurt). Mit Christoph Weigel, erstmals im Trikot des Rennsteiglaufvereins am Start, war ein weiterer starker Athlet im Rennen. Alle drei waren jedoch ab dem Startschuss auf sich allein gestellt, da alle in verschiedene Startblöcke eingeteilt worden waren. Im Alleingang setzte sich am Ende Marcel Bräutigam bei seiner Herbstlauf-Premiere in 1:16:22 Stunden durch – haderte aber etwas mit dem ungewohnten Wettkampfformat. „Das ist nicht so mein Ding. Eigentlich liegt mir der Kampf Mann gegen Mann mehr. Ich bin ohne Ambitionen gestartet, wollte wieder reinfinden und Spaß haben“, so der Viertplatzierte der 50-Kilometer-Weltmeisterschaft vom vergangenen Jahr. Ähnlich äußerte sich auch der Zweitplatzierte Marcel Krieghoff, der 1:18:02 Stunden erreichte und sich nach dem Startschuss lieber an die Fersen seines Namensvetters Bräutigam geheftet hätte. Überraschend knapp am Ende der Rückstand von Christoph Weigel in 1:18:56 Stunden auf Rang 3.
Klarer waren die Verhältnisse an der Spitze bei den Frauen, wo sich Josefine Rutkowski (Blau-Weiß Meiningen) in 1:34:32 Stunden deutlich vor Katja Voigtmann (SV Torpedo Ichtershausen, 1:38:06 Stunden) behauptete. Doch auch hier lagen zwischen der Zweit- und Drittplatzierte nur wenige Sekunden: Für Christine Fischer-Bedtke von der LG eXa Leipzig stoppte die Uhr nach 1:38:31 Stunden.
Insgesamt gingen an beiden Wettkampftagen 821 Läufer an den Start. Längst haben die Organisatoren vom GutsMuths-Rennsteiglaufverein auch den Rennsteiglauf 2021 in den Blick genommen und diskutieren verschiedene Veranstaltungskonzepte. Wie sich das Massenereignis mit rund 15.000 Teilnehmern und tausenden Zuschauern im kommenden Frühjahr tatsächlich umsetzen lässt, steht angesichts der dynamischen Entwicklung der Corona-Pandemie aber momentan leider noch in den Sternen.