Was tun, wenn man an einem Sonntag im August einen Wettkampf laufen möchte und der Thüringer Laufkalender tatsächlich eine Leerstelle aufweist? Warum nicht mal schauen, was die Volkslaufszene bei unseren Nachbarn in Franken oder Nordhessen zu bieten hat. Da findet sich zum Beispiel der Breitenbacher Sommervolkslauf mit anspruchsvollen Strecken zwischen 5 und 19 Kilometern. Bei der 37. Auflage am Sonntag (11. August) waren auch einige Thüringer erfolgreich. Stefan Zimmermann und Stefan Bottger (beide SV Eisenach) sicherten sich die Plätze zwei und drei auf der 9,8 Kilometer-Strecke. Babette Udhardt vom USV Erfurt war auf der 18,8 Kilometer-Distanz drittschnellste Frau.
In knapp einer Stunde geht es über die Autobahn von Erfurt bis Bebra ganz flott zum Startort an der Mehrzweckhalle in Breitenbach, so dass die Startzeit 10 Uhr problemlos zu schaffen ist. Moderate 6,50 Euro Startgeld bei Online-Voranmeldung sind erst bei der Abholung der Startunterlagen zu entrichten. Kurz vor dem Start sammelt sich eine überschaubare Läuferanzahl an der Startlinie, die mit Kreide über die Straße gezogen ist. Die insgesamt 291 Teilnehmer verteilen sich auf die drei Strecken sowie die Kinderläufe. Bei bestem Laufwetter um die 22 Grad und Sonnenschein warnt der Sprecher nur kurz vor einer Stelle, bei der Pflaumen auf dem Weg liegen und möglicherweise deshalb Wespen lauern und dann geht es per Zuruf los.
Die ersten sieben Kilometer bis zur Hohen Buche geht es nicht steil, aber stetig bergauf. Die Strecke ist bestens mit Pfeilen markiert.
Jeder Kilometer wird angegeben und mit flotten Sprüchen garniert. Eine nette Idee, auch wenn der „freie Fall“ dann doch nicht so steil ausfällt, wie vielleicht zu befürchten. Die Wasserstellen im Abstand von 3 Kilometern sind fast ein bisschen zu viel des Guten, aber es zeigt, wie fürsorglich die Veranstalter vom TV 03 Breitenbach sind. Die Strecke ist mit 350 Höhenmetern durchaus anspruchsvoll. Da es weitgehend durch den Wald geht, ist das aber auch im Hochsommer kein Problem.Den Gesamtsieg über 9,8 Kilometer sichert sich mit Philipp Stuckhardt ein Starter vom Laufteam Kassel.
Mit einer Zeit von 33:17 Minuten verpasst er den Streckenrekord aus dem Jahr 2000 nur um fünf Sekunden. Mehr als sechs Minuten dauerte es dann bis der Zweitplatzierte Stefan Zimmermann (SV Einheit Eisenach) über die Ziellinie läuft. Er benötigt 39:18 Minuten und kann sich auf den beiden letzten Kilometern noch von seinem Vereinskameraden Stefan Bottger, der nach 39:45 Minuten das Ziel erreicht, absetzen.Auf der Langstrecke über 18,8 Kilometer setzt sich zunächst Babette Udhardt vom USV Erfurt an die Spitze der Damenkonkurrenz und erreicht zuerst den mit 454 Metern höchstgelegenen Punkt des Laufes. Auf dem Rückweg bergab muss sie aber noch die jüngere Nina Schad aus Kassel (1:33:46 Stunden) und ihre Altersklassenkonkurrentin Marion Brethauer aus Melsungen (1:34:48 Stunden) vorbeiziehen lassen und belegt am Ende in 1:36:36 Stunden den 3. Platz (Platz 2 AK W50).
Im Ziel gibt es für jeden Teilnehmer gegen Rückgabe der Startnummer, die den Zeitmess-Chip enthält, ein kühles, alkoholfreies Hefeweizen.
Das ist nachhaltig und spart vermutlich auch Kosten für den Veranstalter. Umkleidemöglichkeit und Duschen sind in der Mehrzweckhalle, die 1963 zur „sozialen Aufrüstung des Dorfes“ erbaut worden ist und wo auch die anschließende Siegerehrung stattfindet. Das ist ein bisschen schade, weil der Qualm vom Bratwurstgrill in den Raum zieht und man bei dem Wetter lieber in der Sonne auf der Ehrung der Sieger warten würde. Bei den vielen Altersklassen auf den verschiedenen Strecken ist diese etwas langatmig und die Gesamtsieger, die eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten, werden eher nebenbei mit einem Pokal beglückt.Insgesamt aber eine schöne, liebevoll organisierte Volkslaufveranstaltung. Am Tag danach stehen ein ausführlicher Bericht, die Ergebnisse und mehr als 800 Fotos für die Teilnehmer im Netz zur Verfügung – auch das ist keine Selbstverständlichkeit.
Fazit: Es lohnt sich, gelegentlich mal bei unseren Nachbarn vorbeizuschauen. Vor 30 Jahren war ein spontaner Sonntagslauf in Bebra undenkbar, da endete unser läuferischer Aktionsraum in Eisenach oder Sonneberg und heute schauen wir viel zu selten über den Tellerrand.
Fotos: Veranstalter