Gespannt waren sowohl die Teilnehmer als auch die Veranstalter des 21. Rennsteiglauf-Staffellaufes, die sich nach 20 Jahren nun erstmals entschlossen, den größten deutschen Staffellauf in seiner Richtung umzukehren. Ganz von der Hand zu weisen, waren die Bedenken nach der Premiere nicht. Doch trotz einiger Holprigkeiten gelangten am Ende nahezu allen Staffeln ins Ziel und insbesondere die Favoriten ließen sich nicht von der neuen Streckenführung beeindrucken. In allen drei Kategorien kamen die Vorjahressieger wieder erneut auf dem ersten Rang ein, wenn auch mit etwas langsameren Zeiten.
Ihnen – wie auch dem schnellsten Mixed-Team – blieb der kräftige Regenguss erspart, den die anderen Staffeln kurz vor dem Ziel abbekamen. Das Laufteam Erfurt mit Schlussläuferin Kira Reinhardt verhinderte den totalen Triumph der Oßwald-Teams. Ihre Staffel, die von Beginn an in Führung lag, benötigte 11:54:16 Stunden und lag damit mehr als eine Stunde vor dem Team „Oßwalds Ski Mix“ in 12:59:23 Stunden. Dritte wurde die Staffel „x-runners mix“ (Jena), der im Ziel nach 12:59:32 Stunden nur wenige Sekunden zu Platz 2 fehlten.
Schnellstes der 12 Damenteams waren
die „Oßwald Skikas“ in 12:46:06 Stunden, die damit im Ziel rund 43 min vor den Sport-Pleßbach-Girls (13:29:42 Stunden) lagen. Der Erfolg zeichnete sich schon am Grenzadler und Suhler Ausspanne ab, wobei da die Zeitabstände noch nicht zu groß waren. Auf Rang 3 lief erneut die Staffel „LTV Erfurt Montagsgruppe“ in 14:02:41 Stunden. Dahinter waren die Abstände größer, denn da dominierten wohl Spaßfaktor und der Gedanke der erfolgreichen Teilnahme. Trotzdem ärgerten sich selbst erfahrene Rennsteigstaffelläufer über ungewöhnlich viele „Verläufer“ auf ihren Streckenabschnitten. „Du läufst eine völlig andere Etappe, wenn du die Richtung umkehrst“, hatte Rennsteiglauf-Präsident Jürgen Lange schon im Vorfeld gewarnt. Der Kritik an angeblich fehlenden Markierungen zum Ende hin, widersprach er. „Ich bin die letzten vier Etappen als Radbegleiter mitgefahren und hatte keine Probleme“. Apropos Radbegleiter. Schön, dass es sie gibt und bei manchen Teams sind sie sicher eine hilfreiche Unterstützung. Die allermeisten verhalten sich auch fair gegenüber den Läufern, die nun mal Vorrang haben. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in den letzten Jahren immer mehr geworden sind. Braucht man denn als Läufer wirklich eine Zweier-Eskorte? Das Verkehrschaos auf dem Rennsteig wird verstärkt, wenn immer mehr Autos auf den schmalen Straßen unterwegs sind und die Radfahrer zwischendurch auch auf die Straßen ausweichen. Die Polizei war präsent und unterstützte an den schwierigen Stellen. Leider gab es einige baustellenbedingte Sperrungen und auch die Großübung im Fleckbergtunnel (wer plant sowas an einem solchen Tag?) stellte die Begleitfahrzeuge vor zusätzliche logistische Herausforderungen. Verbesserungswürdig sind die Verkehrshinweise der Veranstalter, z.B. gab es bei Steinbach zwei Varianten zur Wechselstelle zu fahren und vor Grumbach hingegen die Verbotsschilder aus beiden Richtungen ohne Hinweis für die Teilnehmer.Ungewöhnlich viele Probleme gab es diesmal mit der Zeitmessung. In Masserberg und in Grumbach hatte man die Antennen vergessen einzuschalten, deshalb sind die veröffentlichten Wechselzeiten für die ersten Teams geschätzt. Der Wechsel zwischen der 1. und der 2. Etappe wurde um 800 Meter nach vorn verlegt, was durchaus Sinn macht, aber offenbar vergessen wurde an Sportident weiterzugeben. Im System hinterlegt waren somit die alten Streckenlängen. Es gab Verzögerungen beim Liveticker, Merkwürdigkeiten bei den Etappenzeiten und „Wunderläufer“, die bislang keiner auf dem Schirm hatte. „Wer ist denn Max Betsch? – auf Etappe 5 1:34 schneller als Theo Popp“, raunte es im Chat der Rennsteigläufer. „Auf der 7 war Henriette Thorauer schneller als Marc Schulze“ und „Die 8. Etappe soll einer im 3:04 Schnitt gelaufen sein – ich geh dann mal trainieren.“ Wie auch immer – wenigstens die Schlusszeiten stimmten bei allen.
Das Ritual des Wurfes eines Steines aus der Werra in das kleine Flüsschen Selbitz wurde beibehalten, wie der gemeinsame Zieleinlauf vieler der 225 gestarteten Staffeln mit ihrem Schlussläufer. Nur vor einem Sprung ins Wasser, wie in den Jahren zuvor in die Werra in Hörschel, warnte Zielmoderatorin Petra Kühn, denn es fehlte an der notwendigen Wassertiefe der Selbitz.
An nichts gefehlt hat es im neuen Zielareal in Blankenstein. Größer als in Hörschel, zentraler im Ort, sehr gastfreundlich und offen die neuen Gastgeber, so ein erstes Fazit der Veranstalter vom neuen Zielort. „Die Veranstaltung hat durch das großzügige und ansprechende Zielgelände gewonnen. Die Richtungsänderung des Laufes haben viele Staffeln ebenfalls als positiv, aber auch als interessante Herausforderung empfunden“, sagte Jürgen Lange, Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins. Das kann der Autor nur bestätigen. Wenn ich einen Streckenabschnitt nicht wieder laufen werde, dann die Etappe 6 von Allzunah nach Masserberg, die ich noch im letzten Jahr in umgekehrte Richtung 10 Minuten schneller gelaufen bin. Der nicht endende Hohlweg beim Anstieg zum Skihang in Masserberg ließ nicht nur mich verzweifeln, obwohl ich ihn in 35 Jahren mindestens vierzigmal gelaufen bin – allerdings noch nie zuvor in diese Richtung…Fotos: Alexander Fritsch, Jens Panse, Jörg Pfeuffer und Theo Willing
Hallo Jens!
Schöner Artikel.
Ich finde es gut, dass auch Du auch die Probleme angesprochen hast.
Damit werden sie nächstes Jahr bestimmt abgestellt.
Ach ja, Max Betsch ist ein sehr starker Läufer aus Leipzig.
Er hatte 2010 eine Bestzeit über 10km von 32:25 min. (Kann man googeln) Und er ist bestimmt noch besser geworden.
Es ist also nicht abwegig, dass er schneller als Theo Popp war.
Und die Abwertung „Wer ist denn Max Betsch?“ ist somit nicht angebracht.
VG
Sören
Hallo Sören,
da hast du natürlich recht. Hätte man googeln können. Danke für den Hinweis. Ansonsten bleiben wir unserem Anspruch treu und sprechen Probleme offen an, auch wenn es die eigene Veranstaltung ist. Schön, dass das in der Laufszene ankommt. Euch nochmal Glückwunsch und beste Grüße Jens
Hallo Jens,
wiedermal ein sehr schöner Bericht von Dir.
Das mit den Radbegleiter ist mir genauso aufgefallen wie Du es beschrieben hast. Als Läufer ist der Radbegleiter sehr wichtig, deshalb habe ich ein wenig Angst das einige unvernünftige Radfahrer dies kaputt machen und der Veranstalter einen Riegel davor schiebt. Ich lief die Strecke 5 und bin zwischen dem Mordfleck und der Rennsteigkreuzung wo der Höhenweg vor allem auf schmalen Pfaden verläuft von vielen Radfahrern überholt worden aber ein Läufer war da nicht zu sehen.
Ich hoffe es findet sich eine faire Lösung.