Abgerechnet wird zum Schluss und selbst auf der zehnten Etappe kann man sich noch nicht sicher sein. Die leidige Erfahrung hat so manches Team in 19 Jahren Rennsteigstaffellauf machen müssen. Diesmal erwischte es ausgerechnet das bis dahin souverän führende Männerteam der X-Runners auf der vorletzten Etappe. Thomas Häusler war der Unglücksrabe, der sich auf dem Weg zur Hohen Sonne trotz Radbegleitung verlief. Aus 7 Minuten Vorsprung wurden 10 Minuten Rückstand auf die ehemaligen Verfolger und Titelverteidiger vom Team Rennsteiglaufverein/USV Erfurt. Martin Militzke ließ sich die Chance nicht nehmen und lief den Sieg in 10:53:15 Stunden mit 3:08 Minuten Vorsprung vor Paul Schlegelmilch von „Günters Männern“ nach Hause.
Die X-Runners hatten auf der 3. Etappe die Führung übernommen und bis zum Inselsberg kontinuierlich ausgebaut. Die auf einigen Positionen veränderte Staffel vom Rennsteiglaufverein/USV Erfurt blieb zwar immer in Schlagweite, war aber dabei deutlich langsamer als beim Sieg im Vorjahr, wo man nach 10:30:45 Stunden die Ziellinie mit fast 12 Minuten Vorsprung vor den X-Runners überquert hatte.Adrian Panse hatte als Startläufer auf Position 4 auf Frank Wagner gewechselt. Auf dem 3. Abschnitt lief Florian Beck mit der schnellsten Zeit das Team auf Rang 2, den Thomas Hegenbart und Denny Holland-Moritz auf den folgenden Streckenabschnitten festigten. Christoph Weigel war gesundheitlich angeschlagen ins Rennen gegangen und musste auf der Etappe nach Oberhof Thomas Kühlmann von den Harzer Teufeln passieren lassen. Toni Keller brachte die Vorjahressieger auf dem Weg zur Neuen Ausspanne wieder auf Rang zwei und Günters Männer rückten auf Rang drei vor.
Als sich nach dem Abschnitt zum Inselsberg, den Dominik Koch für die Rennsteigläufer absolvierte, die Abstände verfestigten, schien das Rennen gelaufen. Dominic Arnold war völlig überrascht als er nach der 9. Etappe in führender Position die Hohe Sonne erreichte. Auch Thomas Bing kam für das Team Günters Männer als 2. zum Wechsel, ohne die X-Runners zu überholen, die erst als Dritte wieder beim Wechsel auftauchten. Besonders bitter: angesichts der knappen Abstände der Spitzenmannschaften blieb ihnen am Ende nicht mal mehr der dritte Platz, denn Schlussläufer Marius Faber wurde noch kurz vor dem Ziel von Enrico Dietrich von den Harzer Teufeln abgefangen, die in einer Zeit von 11:03:33 Stunden 16 Sekunden vor den X-Runners die Ziellinie überquerten.
Als erstes Team hatte aber das eine Stunde eher gestartete Mix-Team Jena mit Johanna Schreier als Schlussläuferin das Ziel in Hörschel erreicht. Mit einer Siegerzeit von 11:51:54 Stunden löste der Vorjahresdritte die Dauersieger vom Haglöf-Laufteam Erfurt ab, die knapp 5 Minuten später auf dem zweiten Platz folgten. Dritter wurde die Staffel von KS Sportsworld 1 mit einer Zeit von 12:23:13. Bei den Frauenstaffeln waren die Abstände deutlicher. Die Oßwald Skikas gewannen in 13:15:22 Stunden relativ ungefährdet vor den Sport-Rassbach-Pleßgirls (13:30:00 Stunden), die den immer mit Favoritenstatus laufenden Nachwuchs-Wintersportlerinnen im vergangenen Jahr ein Schnippchen geschlagen hatten. Auf den 3. Platz kam wie im Vorjahr die LTV Erfurt Montagsgruppe mit einer Zielzeit von 14:15:34 Stunden.
Riesen-Respekt für die Town & Country Haus Blindenstaffel, die in 15:40:50 Stunden auf Rang 30 in der Mix-Wertung kam. Bei perfektem Laufwetter mit sommerlichen Temperaturen sowie einem Wechsel aus leicht bedeckten Himmel und Sonnenschein waren 233 Mannschaften gestartet. Für sie boten sich beste Bedingungen. Die Wechselstellen – darunter auch die geänderte in Neuhaus – waren nahezu perfekt organisiert. Selbst Dixi-Toiletten gab es diesmal. Dazu gut abgesperrte Bereiche für den Wechsel der Läufer und Radfahrer. Wobei der Autor kritisch anmerken möchte, dass sich für einen Laufwettbewerb zu viele Räder auf der Strecke befinden und sich manche Radbegleiter auch nicht des Vorrangs der Läufer bewusst sind.
Angesichts der Getränkestellen unterwegs und der gut markierten Strecke, ist eine Radbegleitung eigentlich nicht unbedingt erforderlich und verhindert auch nicht zwingend ein Verlaufen, wie das Beispiel der X-Runners zeigt. Zumindest sollte man nicht mehr als eine Radbegleitung pro Team zulassen und das ggf. auch kontrollieren. „Run & Bike“ ist wieder eine andere Wettkampfkategorie.
Alles in allem war es eine logistische Meisterleistung, die den Teilnehmern ein unvergessliches Teamerlebnis auf dem Rennsteig bescherte oder wie es Axel Eger in der Thüringer Allgemeine formulierte: „ein starkes Stück Thüringen“. Der Dank dafür gebührt den vielen Helfern auf und an der Strecke. „Wir haben heute eine gute Generalprobe für das 20. Jubiläum des Rennsteig-Staffellaufes im kommenden Jahr erlebt“, blickte der Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, Jürgen Lange, im Ziel schon voraus.
Alle Staffeln, die in diesem Jahr am Rennsteig-Staffellauf teilgenommen- und sich noch am Wettkampftag für das nächste Jahr angemeldet haben, können sich zum Jahreswechsel entspannt zurücklehnen. Sie sind für die Teilnahme 2018 gesetzt, insofern sie in den kommenden 14 Tagen die Teilnehmergebühr begleichen. Die Vergabe der dann noch freien Staffelplätze wird im Dezember 2017 erfolgen. Eine Information zum Vergabeprozedere folgt.
Fotos: Erik Dittmann und Theo Willing