Manchen gelingt nach mehreren Versuchen der Sprung aufs Podium, andere treten zum ersten Mal an und gewinnen auf Anhieb das größte deutsche 100 Kilometer-Rennen beim thüringenULTRA in Fröttstädt. So alles zu erleben bei der 13. Auflage am Samstag. Beate Ernst aus Tambach-Dietharz ging zum ersten Mal an den Einzelstart und siegte für Kenner der Szene nicht ganz so überraschend bei den Frauen in 11:06:18 Minuten. Bei den Männern gewann der aus Thüringen stammende Hamburger Marcel Leuze bei seiner Premiere in 8:32:51 Stunden. Auf Rang 2 kam Lokalmatador Rico Bechmann ein, der sich knapp 15 Minuten hinter dem Sieger riesig über seinen ersten Sprung aufs Podium freute.
Als Favorit war eigentlich der Streckenrekordhalter Marcus Baldauf gehandelt worden. Der Brotterröder mit der Startnummer 1 ins Rennen gegangen, wollte es nach seinem Sieg vor sechs Jahren noch einmal wissen uns seinem Töchterchen zur Taufe am folgenden Sonntag ein besonderes Geschenk machen. Doch daraus wurde nichts. Nach dem Start setzte er sich zwar an die Spitze des Feldes, wurde aber schon bald von Marcel Leuze überholt. Der Sieger der 24-Stunden-DM von Gotha lief bis Kilometer 33 zwölf Minuten Vorsprung auf Baldauf heraus, die er auf dem zweiten Drittel bis Tambach-Dietharz noch ausbaute. Dort trug sich dann ein kleines Drama zu. Baldauf lief noch nach dem Verpflegungspunkt die Hohe Warte hinauf, um wenig später umzukehren und durch die Baustelle wieder in den Ort zurückzukehren. „Es war als ob jemand den Stecker gezogen hatte“, sagte Baldauf im Anschluss dem MDR.
Sein Radbegleiter Frank Wagner redete mit Engelszungen auf ihn ein, aber erst seine telefonisch zugeschaltete Lebensgefährtin brachte den ausdauerndsten Koch Thüringens nach 30 Minuten dazu, das Rennen doch fortzusetzen. Zwischenzeitlich waren mehrere Läufer vorbeigezogen, darunter auch Rico Bechmann, der Platz 2 übernahm. Der für den veranstaltenden Verein „Lauffeuer Fröttstädt“ startende Langenhainer lief das Rennen seines Lebens, obwohl er zwischenzeitlich seinen Radbegleiter für 20 Kilometer einbüßte und auch kleinere Schwächephasen überwinden musste.
Rico befindet sich in diesem Jahr in beeindruckender Form. Insofern war auch sein zweiter Platz für die Thüringer XXL-Szene keine so große Überraschung. Natürlich machen sich Streckenkenntnis und die monatlichen Trainingsläufe auf dem Kurs bezahlbar. Hinter dem in 9:14:13 Stunden auf Platz drei einkommenden Christian Thiel, schafften mit Marcel Ernst und Christian Koch (beide Lauffeuer Fröttstädt), die nach 9:41:23 Stunden gemeinsam auf Platz 4 liefen, noch weitere Thüringer XXL-Läufer Spitzenplatzierungen.
Hinter sich ließen sie mit Marcus Baldauf, der immerhin noch knapp unter 10 Stunden als 7. die Ziellinie überquerte, Martin Armenat (8. Platz/10:10:48 Stunden), Vorjahressieger Sven Herder (17. Platz/10:40:48 Stunden) und Peter Flock (21.Platz/10:45:25 Stunden), mehrere Thüringen-Ultra-Sieger vergangener Jahre.
Nun aber zu Beate Ernst, die zum ersten Mal beim Thüringen-Ultra auf die Einzelstrecke ging. Die 54-jährige Tambach-Dietharzerin stieg erst relativ spät in die Laufszene ein, absolvierte ihren ersten Supermarathon auf dem Rennsteig in diesem Jahr und weil der super lief, meldete sie sich für den 100er in Fröttstädt.
Die zierliche Läuferin hatte in diesem Jahr ihr Training intensiviert und war bei den XXL-Lauftreffs plötzlich immer in der Spitze zu finden. Sie siegte beim Werratalmarathon und beim Hainichlauf, hätte aber selbst nicht mit ihrem Erfolg beim Thüringen-Ultra gerechnet. Im Ziel wurde sie von ihrem Sohn Marcel und der ganzen Läuferfamilie jubelnd empfangen. Alle gönnen ihr, die uns immer beim XXL mit Kaffee und Kuchen verwöhnt hat, den Triumph, den sie mit fast 22 Minuten Vorsprung auf die Aschersleberin Kathrin von Iven (11:27:28 Stunden) und Marita Wahl vom Rennsteiglaufverein (11:38:08 Stunden) sicherte.
Bei den Staffeln, die eine Stunde nach den Einzelläufern gestartet waren, setzte sich zunächst das Mix-Team des USV Erfurt an die Spitze. Startläufer Adrian Panse hat das Ultra-Feld bereits nach 13 Kilometern eingeholt und stürmte mit fast 6 Minuten Vorsprung auf René Große zum ersten Wechsel an der Glasbachwiese. Auf der zweiten Etappe zog das Männerteam vom Rennsteiglauf/SC Impuls mit Ingo Thurm vorbei. David Münch und Dirk Siewert sicherten in 6:50:42 Stunden einen ungefährdeten Sieg vor den Werratal Runners (7:39:44 Stunden) und dem LTV Erfurt (7:42:58 Stunden).
Als vierte Staffel überquerte der USV Erfurt in 7:53:30 Stunden die Ziellinie und gewann damit die Mixed-Wertung vor den ohra energie ultras, die beim letzten Wechsel in Finsterbergen noch 4 Minuten Vorsprung hatten. Doch die USV-Schlussläuferin Babette Udhardt schloss mit einem starken Rennen nicht nur die Lücke, sondern lief bis ins Ziel in Fröttstädt noch mehr als 7 Minuten Vorsprung heraus. Schnellstes Frauenteam war in 9:00:35 Stunden einmal mehr wieder die LTV-Montagsgruppe. Kurz davor hatte noch das schnellste Zweier-Team „Die Kilometerfresser“ Gunther Frauendorf und Bettina Böttcher in 9:00:12 Stunden das Ziel erreicht. In der Männerkategorie siegten die Thü-Ringer-Klassiker Uwe Lienert und Stefan Gollhardt in 9:14:35 Stunden.
Am Ende des Berichtes darf der Dank an die Organisatoren um Gunter Rothe nicht fehlen, die wieder perfekte Bedingungen für die 246 Einzelstarter und 47 Teams schafften. Ein hervorragende Streckenmarkierung und 18 Verpflegungspunkte, bei denen es an nichts fehlte, sorgten dafür, dass relativ wenige Starter das Rennen vorzeitig beenden mussten. Natürlich waren die Wetterbedingungen diesmal nahezu ideal – trocken und unter 20 Grad. Erst auf den letzten 20 Kilometern wurde es etwas wärmer. Das Flair und die Versorgung der Läufer im Ziel auf dem Fröttstädter Sportplatz sind ohnehin legendär. Schade, dass wieder parallel dazu der Schneekopflauf stattfand, sonst wären vielleicht noch ein paar Staffel mehr an den Start gegangen.
Fotos: Theo Willing