Als Jubiläumsprojekt im Jahr des 15. Bleilochlaufs organisierten die Veranstalter zusätzlich zum regulären Lauf noch den 1. Bleiloch Ultra Trail am 5. Oktober. Auf 85 Kilometern mit insgesamt rund 2300 positiven Höhenmetern konnten die Ultra-Läufer Deutschlands größten Stausee komplett umrunden. Den Sieg sicherte sich Frank Rothe (Speedy´s Sport Schart) in überragenden 08:20:05 Stunden vor Stefan Wilsdorf (08:44:56 Stunden, SV Motor Königsee) und Michael Könner (Leipzig, 08:56:39 Stunden). Bei den Frauen war einmal mehr Beate Ernst (Lauffeuer Fröttstädt) in 11:03:31 Stunden vor Renate Warnstedt (Triathlon Gera e.V) in 13:00:35 Stunden erfolgreich.
Start und Ziel war wie gewohnt das Seesport- und Erlebnispädagogische Zentrum Kloster in Saalburg. Nach einer kurzen Einweisung erfolgte pünktlich um 7 Uhr für die 57 Läufer und 5 Läuferinnen der Startschuss. Leider machte das Wetter mit etwa 6-10°C bei Nieselregen und schwachen Wind das abenteuerliche Unterfangen nicht gerade einfacher. Denn der Veranstaltungsname Ultra Trail war Programm. Nach kurzem Einrollen auf einem Radweg ging es ins Gelände. Bis Kilometer 83 sollte dies dann so bleiben. Besonders auf den ersten 47 Kilometern und den letzten 15 wurden dann den Teilnehmern alles abverlangt. Über Stock und Stein, über und unter umgestürzten Bäumen hinweg mussten größtenteils auf Trails steile Anstiege und Abstiege überwunden werden.
Durch die Witterungsbedingungen waren die Wege, wenn man diese teilweise überhaupt so bezeichnen konnte, aufgeweicht sowie schlammig und somit schwer zu belaufen. Schuhe und Socken waren nach kurzer Zeit durchnässt und der ständige Nieselregen durchweichte die Laufbekleidung und zehrte an den Kräften. Da kamen die Verpflegungspunkte – insgesamt 5 an der Zahl, im Abstand von je ca. 15 Kilometern – gerade recht, um warmen Tee zu trinken und die Vorräte im Laufrucksack aufzufüllen.
Die schwierigen Bedingungen führten dazu, dass einige Starter den Lauf vorzeitig beenden mussten. Von den fünf gestarteten Frauen kamen nur zwei ins Ziel. Apropos Frauen, dem Autor war es eine besondere Freude die spätere Siegerin Beate Ernst auf den ersten 70 Kilometern begleiten zu dürfen. Der mit sieben Startern, von denen alle das Ziel erreichten, teilnahmestärkste Verein Lauffeuer Fröttstädt unterstütze sich gegenseitig, um gemeinsam den Stausee zu bezwingen.
Aufgrund mangelnder Fitness wollte ich mein eigenes Rennen laufen und ließ schon bald abreißen. Umso überraschter war ich, dass kurz nach Verpflegungspunkt 1 mein Name aus dem Wald ertönte. Überrascht blieb ich stehen und begrüßte Beate die aufgrund eines Verläufers einen guten Extra-Kilometer gesammelt hatte. Für uns beide, besonders wohl für mich, ein echter Glücksfall. Denn auf den nachfolgenden teilweise endlosen Kilometern bis Verpflegungspunkt 4 waren wir bis auf ein paar kurze Begegnungen mit anderen Läufern komplett allein unterwegs.
Geteiltes Leid ist halbes Leid wurde schnell zu unserem Motto. Da vier Augen mehr sehen als zwei halfen wir uns gegenseitig die manchmal leicht zu übersehenden Abzweigungen zu erkennen. Zusammen trotzen wir allen Hindernissen und Widrigkeiten und motivierten uns gegenseitig weiterzumachen. Denn beide hatten wir den Lauf komplett unterschätzt. Wir hatten mit einer Art typischen Bleilochlauf mit ein paar Extrakilometern gerechnet. Also alles gut zu belaufende Wald- und Wiesenwege. Bei den teils steilen Anstiegen sowie Kletterpartien über Felsen eine krasse Fehleinschätzung.
Das Zeitlimit von 13 Stunden, das wir im Vorfeld belächelt hatten, stellte sich schon bald als gar nicht so unrealistisch heraus. Bei Kilometer 40 mit knapp 5 Stunden auf der Uhr wussten wir, dass es ein langer Tag werden würde. Und ohne Beate wäre ich wohl bei Kilometer 47 im warmen Auto an der Verpflegungsstelle geblieben. Die Strecke wurde dann zunächst etwas einfacher. Teilweise auf der Bleilochlaufstrecke waren die meisten Passagen gut zu laufen.
Nach Verpflegungspunkt 4 wurde es dann wieder härter. Bei Kilometer 70 ging es zurück auf steile Trails und schwer zu laufende Wege. Da wir mittlerweile mit Christian Koch und Marcel Ernst auf zwei Vereinskollegen aufgelaufen waren konnte ich Beate beruhigt ziehen lassen und mich mit meinem Tempo auf den letzten Kilometern gen Ziel durchbeißen.
Die trotz Nebel herrlichen Aussichten bei Querung des Schlosses, auf den Höhenpassagen sowie „dem Bretterweg“ direkt über den See konnten am Ende wohl nur die wenigsten Läufer genießen. Denn das letzte Stück hatte es nochmal tüchtig in sich. Statt dem direkten Weg Richtung Ziel ging es dann nochmal kräftig hoch und runter, sodass sich alle der insgesamt 48, die es ins Ziel geschafft haben, unabhängig von der Zeit, als Sieger fühlen konnten.