Das Läuferfest auf dem Rennsteig liegt drei Wochen zurück, die geschundenen Beine dürften sich erholt und die Emotionen etwas abgekühlt haben. Der diesjährige Rennsteiglauf fand so spät im Mai wie selten statt. Um das Himmelfahrtswochenende und Pfingsten zu vermeiden, ist man schon seit einigen Jahren flexibler geworden und rückt auch vom traditionellen dritten Maiwochenende ab. Dank des milden Frühjahrs ab April waren die Bedingungen in der Vorbereitungszeit der Läufer optimal. Mit 15.871 Teilnehmern hatte man einen einzigen Starter weniger als im Vorjahr.
Die Vorhersagen für den Lauftag versprachen ideale Wetterbedingungen ohne Niederschläge und mit Höchstwerten um 20 Grad. Allerdings herrschte am Lauftag auch in den Höhenlagen eine erhebliche Schwüle und die Temperaturen lagen über der Vorhersage. Die Wetterlage verursachte deutlich mehr Rennabbrüche – 343 Läufer erreichten nicht das Ziel gegenüber 204 im vergangen Jahr. Auch die insgesamt 674 medizinischen Einsätzen waren deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Die bewegendste Geschichte war die Reanimation eines Marathonläufers mit einem Herzinfarkt auf der Strecke durch eine Mitläuferin.
Auf der Königstrecke, dem Supermarathon, wurde mit 1985 Startern erstmals seit 2011 die Zweitausendermarke wieder verpasst und man musste gegenüber dem Vorjahr einen Teilnehmerrückgang von 10 Prozent verkraften. Bemerkenswert war die Zeit des Sieges Florian Neuschwander von 5:14:12 Stunden, die nur vom Streckenrekordhalter Christian Seiler bei seinen drei Siegen im Supermarathon übertroffen wurde. Seilers fabelhafter Streckenrekord von 4:50:56 Stunden blieb aber weit entfernt. Einen neuen Streckenrekord gab es jedoch bei den Frauen durch Daniela Oemus. Mit 5:50:22 Stunden verbesserte sie ihren alten Streckenrekord von 2016 um fünf Minuten bei einer um 400 Meter verlängerten Strecke. Die dafür verantwortliche neue Streckenführung kann als wirkliche Verbesserung gelten, denn der wenig attraktive Streckenabschnitt auf einem Wiesenpfad an der Straße zur Schmücke wird durch einen schönen gut laufbaren Waldweg ersetzt.
Als Gewinn kann auch die im Vorjahr eingeführte Zusammenlegung der langen Wanderung mit dem Marathonlauf betrachtet werden. Mit 3.306 Startern war man deutlich über der Dreitausendermarke und konnte vor allem Frauen als Starter gewinnen. Vielleicht ist es gerade für Frauen attraktiv, die Strecke auch im Mix von Laufen und Wandern bewältigen zu können. Mit 27 Prozent ist der Rennsteiglauf einer der Marathons mit der höchsten Frauenquote in Deutschland. Nur der Berlin-Marathon weist einen ähnlichen Frauenanteil auf. An der Spitze errang Nora Kusterer mit 25 Minuten Vorsprung ihren dritten Marathonsieg auf dem Höhenweg. Bei den Herren freute sich Sebastian Nitsche bei seinem sechsten Rennsteig-Marathon über den Sieg.
Traditionell ist der Halbmarathon die teilnehmerstärkste Strecke beim Rennsteiglauf. 6.717 Läuferin standen in Oberhof am Start der Strecke. Etwa 7.500 Läufer waren gemeldet, so dass wie in den Vorjahren die Anmeldung im zeitigen Frühjahr geschlossen werden musste. Allerdings hat der Rennsteiglauf gegenüber vergleichbaren Veranstaltungen äußerst kulante Regelungen zur Ummeldung und Übertragung von Startnummern, die auch oft genutzt wurden. Auch beim Halbmarathon war die Strecke erneut optimiert worden. Sie ist nur ab dem Rondell identisch der Strecke des Supermarathons. Eng war es dennoch im Wald für das Läuferfeld. Mit Samsom Hayalu Tesfazghi (SV Sömmerda) und Anne Barber (LC Ron Hill Berlin) konnten die Vorjahressieger wieder gewinnen.