Marita Wahl ist der Rennsteig vertraut. Viermal lief sie den Supermarathon und beim Rennsteig-Etappenlauf hält sie den Streckenrekord in beide Richtungen. Nach ihrem zweiten Platz beim Supermarathon im Jahr 2016 lief Marita in diesem Jahr auf Platz 10. Sie läßt uns miterleben, wie es ihr beim Lauf über 73,9 Kilometer ging.
Es war ein kopflastiger Lauf. Die ganze Woche davor nur Gehetze und Termine. Dabei hatte ich mich so auf das
Wochenende gefreut. Am ersten Zwischenstopp der Anreise gemerkt, dass ich meinen Chip vergessen habe. Leise Gedanken: das kann doch nichts werden, soll ich es lieber komplett ausfallen lassen? Nein, Leihchip ist ja kein Problem. Die Fahrt nach Eisenach, die Ferienwohnung alles super. Trotzdem wollte sich das richtige Feeling nicht einstellen.
6 Uhr Start, erst mal loslaufen, wird schon. Etappeneinteilung: Inselsberg, Ebertswiese, dann Oberhof und dann ab ins schönste Ziel der Welt. Muskulär und konditionell alles gut. Nur der Kopf… klar nach dem sensationellen Lauf von 2016 baut sich schon ein gewisser Anspruch auf…
2017 gar nicht laufen zu können war auch hart und nun das. Die Leichtigkeit wollte sich einfach nicht einstellen. Kurz vor Oberhof wieder der Gedanke ans Aussteigen. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Nein, Finisher-Shirt und Medaille rufen ganz laut. Da wusste ich ja noch nicht, was für eine tolle Farbe das hat. Und 2015 bin ich ab Oberhof gewandert, weil ich mich verletzt hatte -also weiter.Die nächste Enttäuschung auf dem Großen Beerberg. Das Schild vom höchsten Punkt der Strecke, wo ist es geblieben? Es war nicht da. Aber dann die Wanderer – 2016 war ich von ihnen total abgenervt, weil sie gefühlt, den ganzen Weg gebraucht haben. Nicht so in diesem Jahr, Jubel, Applaus, Anfeuerung, Zuspruch – auf den letzten Kilometern trugen Sie mich ins schönste Ziel der Welt.
Und dort alles wie immer. Die große Rennsteiglauffamilie. Jeder ist ein Held, egal welche Strecke, egal welche Zeit. Alte Bekannte und neue Gesichter, einfach froh dort angekommen zu sein.