Wer kann Nora Kusterer und Marcel Krieghoff stoppen? Die Streckenrekordhalter wollen 2018 ihre Titel auf dem 42-Kilometer-Kurs von Neuhaus nach Schmiedefeld verteidigen. Beide könnten damit den Marathon-Hattrick perfekt machen. Auch wenn sie von ihrer Rekordform des Vorjahres diesmal etwas entfernt zu sein scheinen, dürfte es die gemeldete Konkurrenz dennoch schwer haben.
Für die 29-jährige Nora Kusterer zählt der Rennsteiglauf zu ihren Lieblingsläufen. Mit zwei Siegen beim Marathon und einem zweiten Platz auf der Halbmarathonstrecke gehört sie schon jetzt zu den erfolgreichsten Läuferinnen auf dem Thüringer Höhenweg. Die gebürtige Schwarzwälderin, die lange in Jena gelebt hat und jetzt im hessischen Griesheim zu Hause ist, könnte in diesem Jahr mit einem Sieg in die illustre Riege der Drei- und Mehrfachsieger vorstoßen.
Und es sieht ganz danach aus, als dürfte ihr das mühelos gelingen. Auch wenn sie bei einem Test-Halbmarathon in Frankfurt in März mit 1:19:42 Stunden ein gutes Stück von ihrer persönlichen Bestzeit entfernt blieb, ist sie der Konkurrenz einfach zu sehr überlegen. Schon bei ihrem ersten Marathonsieg 2015 war sie über sechs Minuten schneller als alle anderen Siegerinnen der vergangenen 20 Jahre. Und bei ihrem Streckenrekord von 2:53:59 Stunden im Vorjahr lag sie gleich zehn Minuten vor der Zweitplatzierten Daniela Oemus, immerhin die Rekordhalterin auf der Supermarathondistanz.
Spannender dürfte dagegen in diesem Jahr der Kampf um die weiteren Podestplätze werden. Die Vorjahresdritte Marie Brückner vom USV Erfurt, die sich bei ihrem Erfolg um erstaunliche 22 Minuten verbesserte, gehört zu den aussichtsreichsten Kandidaten. Die 26-Jährige geht als frischgebackene Thüringer Halbmarathon-Meisterin ins Rennen, auch wenn die dort gelaufenen 1:31:20 Stunden nicht auf absolute Top-Form hindeuten. Viel zuzutrauen ist der 30-jährigen Monika Kahl vom PSV Meiningen, die sich zuletzt als Siegerin des Lange-Bahn-Laufs über 20 Kilometer stark präsentierte. Beide könnten im Bereich von 3:15 Stunden ins Ziel laufen.
Dahinter haben Josefine Rutkowski (PSV Meiningen) sowie die mehrmalige Podestplatzierte Johanna Schreier (SG Motor Arnstadt) und die erst 21-Jährige Langläuferin Antonia Fräbel (WSV Asbach) – allesamt Top-10-Läuferinnen des Vorjahres – eine kleine Chance auf einen Podiumsplatz.
Im Männer-Rennen ist beim Blick in die Meldeliste zunächst kein klarer Favorit auszumachen. Denn Doppelsieger Marcel Krieghoff taucht noch nicht darin auch. Doch der 34-Jährige wird am 26. Mai definitiv in Neuhaus am Start stehen, wie er Laufszene Thüringen verriet. „Ich werde auf jeden Fall top motiviert zur Sache gehen“, so der Athlet vom SC impuls Erfurt. „Die Form ist noch hoch.“ Seit Jahren dominiert Krieghoff die Thüringer Volkslaufszene, zuletzt mit einem Sieg beim Gothaer Citylauf. Und er mutet sich weiter hohe Belastungen zu: Vor gerade einmal drei Wochen ging er beim Oberelbe-Marathon an den Start. Nach einer starken ersten Hälfte (1:13:30 h) brach er dort aber bei großer Hitze ein und trabte in 2:49:49 Stunden als Dritter ins Ziel. Ob er erholt am Start stehen kann? Im letzten Jahr gelang ihm ein ähnlicher Coup: Einem Streckenrekord beim schweren Kyffhäuser-Marathon im April ließ er den Rekord am Rennsteig folgen.
Sein Halbmarathon-Test in Frankfurt lief mit 1:10:36 Stunden ebenfalls nicht ideal – 2017 war er dort über zweieinhalb Minuten schneller. Für einen erneuten Streckenrekord wird es also 2018 aller Voraussicht nach nicht reichen. Doch zu klar scheint seine Überlegenheit, als dass sich die Verfolger Chancen auf einen Sieg ausrechnen könnten.
Das Rennen um die weiteren Podestränge ist deutlich offener. Stephan Holesch (LG Wettenberg) hat hier die besten Aussichten. Der Lebensgefährte von Top-Favoritin Nora Kusterer geht diesmal nicht als ihr persönlicher Tempomacher ins Rennen, sondern ist selbst mit Ambitionen am Start. Mit einer Marathon-Bestzeit von 2:33:10 Stunden aus dem vergangenen Herbst bringt er die beste Vorleistung der weiteren Gemeldeten mit.
Ein weiterer starker Läufer im Rennen ist Martin Militzke vom TV 1848 Coburg, 2015 schon einmal Dritter. Ihm steckt allerdings der Rennsteig-Etappenlauf (5 Tage, 169,8 Kilometer) aus dem April in den Knochen, den er als Sieger beendete. Auch dem erst 19-jährigen Skilangläufer Chris-Ole Sauerbrey (SG Steinbach-Hallenberg), im letzten Jahr schon mit einer 1:17er Zeit beim Halbmarathon gut unterwegs, könnte bei entsprechender Marathonvorbereitung ein gutes Ergebnis gelingen. Das gleiche gilt für den Extremhindernisläufer Til Leipziger (Fit by Schmidt / SGS-Running Team), Dritter der Reebok Spartan Race Europameisterschaft. Er präsentierte sich zuletzt beim Lange-Bahn-Lauf über 20 Kilometer in guter Form – muss auf sich auf der Rennsteig-Marathonstrecke aber noch beweisen (3:10 Stunden im Vorjahr).Wie so oft könnten auch 2018 wieder Nachmelder oder Rennsteig-Neulinge unsere Prognose durcheinanderwirbeln. Bis zum Wettkampftag ist noch Zeit, sich für einen Start in Neuhaus zu entscheiden. Aktuell (Stand: 19. Mai) haben das schon 3306 Sportler getan. Und die meisten wird dabei wie immer nicht der Kampf um Zeiten und Ränge motivieren, sondern der Spaß am Laufen, an der Landschaft – oder vielleicht auch die Vorfreude auf den Abend im Festzelt …